Bahrain-Analyse: Erste Longruns erlauben Hochrechnung

Bahrain-Longruns erlauben Hochrechnung
Wer hat wirklich die Nase vorne?

Eineinhalb Tage blieben Aussagen zum Kräfteverhältnis reine Spekulation. In der Mittagspause des zweiten Testtages fragte sich noch alle im Fahrerlager: Wer hat das schnellste Auto gebaut? Die meisten tippten auf McLaren. Doch dafür gab es kaum Anhaltspunkte oder belastbare Daten. Bis dahin war noch keiner ernsthaft auf Zeitenjagd gegangen, und die Longruns hatten wenig Aussagekraft, weil sie nie länger als acht Runden ausfielen. Da können der Motor-Modus und der Tankinhalt das Bild komplett verschleiern.

Erst am Nachmittag des zweiten Testtages in Bahrain gab es mehr Klarheit. Sechs Teams schickten ihre Fahrer in echte Rennsimulationen. Und da kann man das Startgewicht relativ klar eingrenzen. Lando Norris, Charles Leclerc, Andrea Kimi Antonelli, Liam Lawson, Isack Hadjar und Gabriel Bortoleto spulten am Donnerstagnachmittag Renndistanzen ab.

Nach dem Marathon steht die erste Hochrechnung fest. McLaren hat demnach klar die Nase vorn. Daran ändert auch die Reifenfolge von Lando Norris nichts, die sich von seinen fünf Kollegen abhob. Norris begann sein Rennen mit den C3-Reifen, wechselte dann auf den harten C1-Gummi und hörte mit der C2-Mischung auf. Alle anderen vertrauten auf die Abfolge C3, C2 und C1.

Lando Norris - McLaren - Bahrain-Test - 2025
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Mercedes und Ferrari gleichauf

Norris monierte zwar, dass man noch am Abtrieb im Heck arbeiten müsse, doch das ist Jammern auf hohem Niveau. Der Vize-Weltmeister war im Schnitt rund eine halbe Sekunde schneller als Charles Leclerc und Kimi Antonelli. Im direkten Vergleich spricht das eher für Mercedes als für Ferrari, weil Antonelli seine erste Renndistanz überhaupt in einem aktuellen Formel-1-Auto abstrampelte, während Dauerläufe für Leclerc Routine sind.

Liam Lawson konnte mit Antonelli und Leclerc nicht mithalten. "Warten wir ab, bis Verstappen im Auto sitzt", beschwichtigte Red-Bull-Sportchef Helmut Marko. Der Rückstand war allerdings signifikant. Da muss der Weltmeister schon Gas geben, wenn er auf dieses Niveau kommen will.

Charles Leclerc vs. Kimi Antonelli  - Bahrain-Test - 2025
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Vierkampf hinter den Top 4

Bortoleto und Hadjar fallen schon deutlich ab. "Die Top 4 Teams sind wieder unter sich. Da bricht aus dem Feld dahinter noch keiner ein", urteilt Williams-Teamchef James Vowles. Er glaubt aber, dass die Verfolger ein bisschen aufgeholt haben. Die Bestzeit von Carlos Sainz ist kein Indikator. Der Williams war mit wenig Benzin im Tank unterwegs. Umgekehrt bunkerten die Haas-Piloten bei jeder Ausfahrt richtig Sprit und lagen wie am ersten Testtag am Ende der Tabelle.

Vowles glaubt, dass im Vierkampf Aston Martin, Haas, Alpine und Williams jeder jeden schlagen kann und am Ende die Tagesform entscheidet. Oder die ein oder zwei Upgrades, die noch ans Auto kommen, bevor man sich ganz auf 2026 konzentriert. Sauber und Toro Rosso hinken in den aktuellen Kalkulationen ein bisschen hinterher. Das wird auch von den Longruns unterstützt. "Man wünscht sich immer etwas schneller zu sein", seufzte Audis Formel 1-Chef Mattia Binotto.