Aston Martin: Cleverer Heckflügel-Trick am AMR22

Aston Martin trickst Reglement aus
Mehr Abtrieb, bessere Effizienz

GP Ungarn 2022

Acht Teams meldeten für den GP Ungarn aerodynamische Modifikationen an ihren Autos an. Haas brachte das größte Paket, Aston Martin die auffälligste Neuerung an den Hungaroring. Die Ingenieure aus Silverstone haben die restriktiven Regularien in den letzten Monaten genau studiert und augenscheinlich ein Schlupfloch bei der Formgebung des Heckflügels gefunden.

Eigentlich soll das Hauptblatt des Flügels mit einer Wölbung in die Endplatten übergehen. Mit diesen gerollten "Flügelspitzen" sollte dem Heckflügel ein Teil der Effizienz geraubt werden, und die aerodynamischen Einbußen für das nachfolgende Fahrzeug geringer ausfallen. In der Vergangenheit hatte die Anordnung im 90-Grad-Winkel zwischen Flügel und Endplatten zu abstrahlenden Turbulenzen geführt.

Trick für Heckflügel-Familie adaptieren

Aston Martin baut diese Form nun gewissermaßen nach. Auf der Unterseite ist noch immer ein gerundeter Übergang zu sehen. Doch darüber wölbt sich die Endplatte nach innen. Es entsteht ein Körper mit einer konkav gekrümmten Oberfläche. So schaffen es die Aston Martin-Techniker, das Hauptblatt sauberer von der Endplatte zu trennen. Das soll dazu führen, dass der Flügel auf der Oberseite besser überströmt wird. Der Flap selbst ist an der Außenseite weiter gewölbt.

Die Ingenieure schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe. Einerseits steigt der Anpressdruck, andererseits sei die Effizienz besser. Heißt: mehr Abtrieb ohne den Luftwiderstand zu erhöhen. Und sie klopfen sich selbst auf die Schultern, in einem vom Reglement sehr eingeschränkten Bereich eine innovative Lösung gefunden zu haben. Die Mercedes-Techniker applaudieren. Es sei schon knifflig, das so hinzubekommen, damit es funktioniert. Der Start ins Wochenende verlief für Aston Martin jedenfalls gut. Sebastian Vettel platzierte sich im zweiten Training an siebter Stelle. Auch wenn der Heppenheimer sagt: "Das Auto ist immer noch ziemlich schwierig zu fahren. Unsere Pace sah aber gut aus."

Aston Martin - Heckflügel - GP Ungarn 2022 - Budapest
ams

Natürlich wird sich die Konkurrenz ans Zeichenbrett setzen und die Aston-Lösung mit den eigenen Simulationstools nachstellen. Red-Bull-Teamchef Christian Horner scherzt bereits: "Vielleicht müssen wir einmal etwas von Aston Martin kopieren." Eine Anspielung an das Rennen in Barcelona: Seither sehen die Seitenkästen des AMR22 aus wie die des Red Bull RB18.

Bis jetzt hat kein Team gegen den innovativen Ansatz protestiert. Was dafür spricht, dass vom Reglement her alles abgedeckt ist. Teamchef Mike Krack erläutert: "Mit so einem Flügel kreuzt du nicht einfach an der Rennstrecke auf. Wir haben die FIA während des Entwicklungsprozess unterrichtet und standen im Austausch. Es ist eine Interpretation der Regeln, mit der die FIA einverstanden ist." Die Teams müssen dem Weltverband die CAD-Aufzeichnungen ohnehin offenlegen.

Aston Martin denkt bereits weiter. Die präsentierte Version ist der Flügel für maximalen Anpressdruck, der zum Beispiel in dieser Saison noch auf Strecken wie Singapur oder Mexiko City verlangt wird. Die Ingenieure arbeiten daran, die "abgesetzte" Endplatte auch für die restliche Flügelfamilie zu adaptieren.

In unserer Fotoshow zum Trainingsfreitag in Budapest finden Sie weitere Detailaufnahmen vom innovativen Aston-Heckflügel. Und wir zeigen Ihnen die Haas-Upgrades ausführlich.