Die Geschichte von Aston Martin und Haas hängt an diesem Wochenende irgendwie zusammen. Obwohl die britische Luxusmarke als Vierter in der WM mit anderen Erwartungen in ein Rennwochenende geht als der US-Rennstall. Bei Haas geht es um die Plätze 8, 9 und 10 in der Konstrukteurs-Wertung.
Was die beiden Teams in Austin vereint, ist, dass beide mit großen Upgrades nach Texas gereist sind und nur eine Stunde Zeit hatten, ihre unbekannten Autos auf einer der schwierigsten Strecken im Kalender abzustimmen. Bei Haas war die Aufgabe noch ein Stück komplizierter, denn der VF-23 baut auf einem neuen Konzept auf.
Aston Martin hat sich die Arbeit unfreiwillig schwerer gemacht als sie ohnehin schon war. Beide Autos standen im ersten Training nach kurzer Zeit an den Boxen. Links vorne überhitzten die Bremsen. Bei Fernando Alonso konnte repariert werden, bei Lance Stroll nicht. Die Datenanalyse stütze sich auf insgesamt 24 Runden. Bei Haas waren es immerhin 42.

Aston Martin fehlen Runden und somit Daten, um die neuen Teile einschätzen zu können.
Stau in der Aufwärmrunde
Für Aston Martin war schon nach dem Q1 Schluss. Ob das neue Aerodynamikpaket das bringt, was man sich von ihm erwartet hat, blieb offen. "Wir haben zu wenig Runden, um eine Aussage zu treffen", bedauerte Chefingenieur Tom McCullough. "Die Startplätze spiegeln nicht das Potenzial des Autos wider. Wir konnten das neue Paket nicht optimieren", ergänzte Teamchef Mike Krack.
Am Ende des Q1 lief beiden Aston-Martin-Piloten die Zeit davon. Stroll und Alonso standen am Ende einer Schlange von Fahrern, die sich an der Boxenausfahrt für den letzten Versuch bereitmachten. Weil jeder versuchte, mindestens acht Sekunden Platz zum Vordermann zu schaffen, wurde es für die Aston-Martin-Piloten im Sandwich von zwei Alpine eng.
Alonso flog eine Sekunde vor der Zielflagge über den Zielstrich. Gasly hinter ihm schaffte es nicht mehr. Das unglückliche Timing hatte zwei Faktoren zur Folge, die sich negativ auf die Rundenzeit auswirkten: Die Aufwärmrunden waren viel zu schnell, die Reifen damit schon entsprechend vorbelastet. Stroll lag zu dicht an Esteban Ocon, Alonso zu nah an Stroll. "Es war unheimlich eng heute. Drei Zehntel haben den Unterschied zwischen Platz 5 und 17 ausgemacht", rechnet Alonso vor. So wurde jedes kleine Problem ein großes.
Haas-Upgrade kein Flop
Nico Hülkenberg war 33 Tausendstel schneller als Alonso, schaffte aber auch nicht den Sprung in die nächste Runde. Dabei lag der Deutsche sogar einmal kurz an erster Stelle der Wertung. Dann lief er zu Beginn der entscheidenden Runde auf Sergio Perez auf. Irritiert durch den Red-Bull-Piloten verpasste Hülkenberg den Bremspunkt. Im Bestreben, die verlorene Zeit später auf der Runde wieder wettzumachen, geriet er in Konflikt mit den Streckenlimits von Kurve 19. Hülkenberg meinte abschließend: "Q3 war möglich. Platz 9 oder 10 hätte ich mir zugetraut."
Kevin Magnussen schaffte es noch ins Q2, blieb dort dann aber stecken. Trotzdem blickte man bei Haas in entspannte Gesichter. So viel ist sicher: Die B-Version des VF-23 ist kein Flop. "Der Schuss kann bei so einem großen Umbau auch nach hinten losgehen", atmete Teamchef Guenther Steiner auf. "Wir wissen zwar noch nicht, was wir von dem Auto erwarten können, aber bis jetzt macht es, was es machen soll."

Haas geht es wie Aston Martin: Man braucht mehr Kilometer für eine echte Beurteilung der Ausbaustufe.
Kampf mit den Bodenwellen
Auch Hülkenberg will sich noch nicht festlegen. "Dazu sind wir zu wenige Runden mit dem neuen Paket gefahren. Es fühlt sich in einigen Bereichen besser an. In anderen haben wir die Probleme von vorher mitgenommen. Aber auch da ist es noch zu früh, ein Urteil abzugeben. Wir hatten nicht die Zeit, groß am Auto zu arbeiten."
Im ersten Training rapportierte der lange Rheinländer noch massive Probleme auf den Bodenwellen. "Mann, sind die brutal. Sie waren ja 2019 schon schlimm, aber mit den Groundeffect-Autos ist das noch einmal eine andere Nummer." Die Ingenieure schafften es aber bis zur Qualifikation, Hülkenbergs Mängelliste abzuarbeiten. "Da fühlte sich das Auto viel besser an."
Es sollte ein gutes Zeichen sein, dass der Speed auf eine Runde mit so wenig Vorlaufzeit auf einer so schwierigen Strecke stimmte, doch Hülkenberg bleibt noch in der Deckung: "Auf eine Runde waren wir vorher schon stark. Es kommt darauf an, ob wir auch konstant sein können. Ich bin im ersten Training vier Runden am Stück auf grüner Strecke gefahren. Da kannst du nichts herauslesen." Einsatzleiter Ayao Komatsu macht sich selbst Hoffnung: "Wir sind im letzten Sektor nicht abgefallen. Das heißt, dass die Reifen noch nicht zu heiß waren. Mit dem alten Auto wären sie es vermutlich gewesen."