FIA-Entscheidung: Andretti bekommt Formel 1-Lizenz

Andretti bekommt Formel 1-Lizenz
EU-Richtlinie verhindert Ablehnung

Sieben Monate hat es gedauert. Vier Teams hatten im Februar die Bewerbung auf einen Platz im Formel-1-Feld abgeschickt. Nur einer hat die FIA-Prüfung bestanden. Andretti Formula Racing LLC bekommt die FIA-Lizenz. Die Amerikaner treten damit in Phase 3 des Bewerbungsprozesses. Jetzt muss das Formel 1-Management prüfen, ob der Antragsteller tatsächlich den Wert des Sports steigert.

Die drei abgelehnten Bewerber wissen schon seit zwei Wochen Bescheid. Die FIA teilte ihnen früh ihre Absage mit, um zu verhindern, dass die Antragsteller weiter Geld in ihr Unternehmen investieren. Hitech Grand Prix hatte bereits 90 Mitarbeiter für sein Formel-1-Projekt angeworben. Die sind jetzt alle wieder auf dem Markt.

Michael Andretti & Mohamed Ben Sulayem
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Reserviertes Statement der FOM

Das grüne Licht des Weltverbandes für Andretti wird im Zirkus mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Die zehn etablierten Teams würden lieber unter sich bleiben. Nach den Statuten des aktuellen Concorde-Abkommens müsste Andretti bei einer endgültigen Zulassung ein nicht erstattbares Eintrittsgeld von 200 Millionen Dollar bezahlen, das zu gleichen Teilen an die Teams weitergereicht wird.

Nach deren Meinung ist das viel zu wenig und kompensiert nur für kurze Zeit die Verluste, die ihnen entstehen, weil ein elftes Team seinen Teil am Kuchen abschneidet. Die Rechteinhaber zeigen als Anwalt der etablierten Teams ebenfalls wenig Begeisterung für einen zusätzlichen Mitesser.

In einem dürren Statement ließ Liberty wissen: "Wir nehmen die Ergebnisse und Aussagen der FIA in Bezug auf die erste und zweite Phase ihres Bewerbungsprozesses zur Kenntnis und werden nun unsere eigene Bewertung vornehmen, ob der verbleibende Antrag begründet ist." Von Andretti kein Wort.

Cadillac V-LMDh - Daytona 2023
Cadillac

Die Kriterien der FIA

Die FIA nahm deutlich präziser Stellung zu dem Ergebnis ihrer Prüfung der vier Kandidaten. Der Verband kommt zu dem Schluss, dass die Bewerbung von Andretti Formula Racing LLC in die nächste Phase übergehen sollte. "Andretti Formula Racing LLC war der einzige Kandidat der vier Bewerber, der in Phase 2 des Prozesses formelle Bewerbungen eingereicht hat, die die von der FIA festgelegten strengen Kriterien in allen wesentlichen Belangen erfüllte."

Der erste Aufruf im Februar zog nach Aussage des Weltverbandes zahlreiche Anfragen nach sich, die dazu führten, dass vier Bewerber in Phase 2 übergingen. Die FIA hat Andretti, Hitech, Lucky Sun und Rodin einer strengen Betriebsprüfung unterzogen, bei dem die Bewerber auf ihre sportlichen und technischen Fähigkeiten sowie auf die Ausstattung des Teams abgeklopft wurden, ausreichende finanzielle Mittel für die Teilnahme an der Meisterschaft aufzubringen.

Zu den Auswahlkriterien gehörte auch, dass das Nachhaltigkeitsmanagement des Rennstalls im Einklang mit dem Bestreben der FIA liegt, bis 2030 das angepeilte Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Jedes zukünftige F1-Team musste außerdem darlegen, wie es durch seine Teilnahme am Sport einen positiven gesellschaftlichen Einfluss erzielen will.

Stefano Domenicali & Mohammed bin Sulayem - GP Österreich 2022
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GM verschafft Andretti Ernsthaftigkeit

Im Grunde konnte die Behörde Andretti gar nicht ablehnen. Eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 2000 untersagt es, einem Bewerber die Teilnahme ohne nachvollziehbare Gründe zu verweigern. Dazu müsste man ein Sicherheitsrisiko darstellen oder den Sport in Misskredit bringen. Andretti ist ein im Motorsport bekannter und seit Jahrzehnten funktionierender Rennstall. Sein Motorenpartner General Motors zählt zu den größten Autokonzernen der Welt.

Bei GM werden gerade Budget-Rückstellungen für den Bau eines Formel-1-Motors veranlasst. Auch wenn sich Andretti zunächst bei Alpine mit Chassis-Knowhow und Motoren eindecken muss, meint es GM mit seiner Cadillac-Kampagne ernst. So soll in der WEC in Zukunft nur noch ein Auto antreten, um Geld für das Formel-1-Projekt abzuzweigen. Außerdem haben die Amerikaner bereits Formel-1-bekanntes Personal für die Führungspositionen in der Antriebsabteilung angeworben.

FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem unterstrich den Willen des Verbandes, die Königsklasse um ein elftes Team zu bereichern: "Die FIA hat von Beginn des Verfahrens klar und deutlich strenge Kriterien für die Teilnahme festgelegt. Unser Ziel bestand darin, nach einer strengen Prüfung aller Fakten nur Anträge zu genehmigen, die die festgelegten Kriterien erfüllen und zeigen, dass sie einen Mehrwert für den Sport darstellen würden."

In Anspielung auf die EU-Direktive sagte Bin Sulayem auch: "Die FIA ist außerdem dazu verpflichtet, Bewerbungen zu genehmigen, die den Bewerbungsanforderungen für Interessenbekundungen entsprechen. Andretti Formula Racing LLC war das einzige Unternehmen, das die festgelegten Auswahlkriterien in allen wesentlichen Belangen erfüllte. Ich gratuliere Michael Andretti und seinem Team zu einer gründlichen Bewerbung. Der Prozess baut auf der positiven Akzeptanz der F1-Motorenregeln bei bestehenden Weltkonzernen auf, die bereits ein weiteres Engagement von Audi, Honda und Ford sowie Interesse von Porsche und General Motors geweckt haben."