Andrea Kimi Antonelli: Führerschein im ersten Versuch

Formel-1-Neuling macht Führerschein
Vom Fahrschul-Golf in den 1.000-PS-Silberpfeil

Eine alte Rennsport-Weisheit besagt: Wer irgendwann mal in die Formel 1 kommen will, muss früh anfangen. Nicht selten drehen die Kids heute schon mit vier oder fünf Jahren die ersten Runden im Kart. Dazu sammelt der moderne Nachwuchs neben den Kilometern auf der echten Strecke in der Regel auch noch jede Menge Erfahrung bei virtuellen Rennen.

Das hat zur Folge, dass Junior-Piloten heutzutage sehr gut vorbereitet in die höheren Rennklassen streben. Die Formel 3 und die Formel 2 bilden die letzten Sprossen der Leiter, die auf den Gipfel des Motorsports führen. Abgerundet wird das Formel-1-Ausbildungsprogramm meist noch mit TPC-Testfahrten in älteren Grand-Prix-Rennwagen.

Laut Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat Andrea Kimi Antonelli insgesamt 9.000 Kilometer in früheren Silberpfeilen auf der Rennstrecke abgespult. Dazu kommen zwei Einsätze in Freien Trainings in einem aktuellen F1-Renner. Das italienische Wunderkind ist damit perfekt vorbereitet für die Aufgabe als Ersatz von Lewis Hamilton.

Andrea Kimi Antonelli - GP Mexiko 2024
xpb

Antonelli besteht Führerscheinprüfung

Zumindest formell hat Antonelli schon längst alle Voraussetzungen erfüllt, in der Königsklasse gegen die großen Jungs zu kämpfen. Die nötigen 40 Punkte für die Superlizenz sammelte der Youngster schon vor seinem Einstieg in die Formel 2. Nur die Altersgrenze hielt den Teenager aus Bologna davon ab, den Formel-1-Führerschein zu beantragen.

Dem Reglement nach muss ein Fahrer mindestens 18 Jahre alt sein, wenn er in der Königsklasse antreten will. Der letzte Pilot, der bei seinem Grand-Prix-Debüt unter dieser Schwelle lag, hieß Max Verstappen. Der Niederländer ging 2015 als 17-Jähriger in Melbourne an den Start. Ab der Saison 2016 wurde dann die neue Altersgrenze eingeführt.

Seit dem 25. August 2024 ist nun auch Antonelli volljährig und damit berechtigt, die Superlizenz zu beantragen. Das Kuriose dabei: Vom normalen Führerschein war Antonelli zu diesem Zeitpunkt noch ein gutes Stück entfernt. Zwar darf man in Italien schon ab 14 Jahren mit leistungsreduzierten Gefährten am Straßenverkehr teilnehmen, die richtige Fahrerlaubnis gibt es aber erst mit 18 Jahren.

Andrea Kimi Antonelli - Formel 1 - 2024
Wilhelm

Einschränkungen für Fahranfänger

Am Dienstag (28.1.) war es endlich so weit. Stolz verkündete der Mercedes-Werkspilot über seinen Instagram-Account, dass er den Lappen jetzt endlich in der Tasche hat. Dem beigefügten Foto nach hatte er seine Führerscheinprüfung in einem VW Golf 8 abgelegt. Weil Antonelli zuvor schon viel Fahrpraxis mit sogenannten Microcars gesammelt hatte, brauchte er nicht mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen sechs Fahrstunden.

Die Prüfung meisterte der prominente Schüler im ersten Versuch. Die ganz große Freiheit kann der Rookie aber noch nicht genießen. Nach italienischen Regeln dürfen Fahranfänger in den ersten drei Jahren nach der Führerscheinprüfung auf Landstraßen nicht schneller als 90 km/h fahren. Auf den Autobahnen gilt Tempo 100 für die Neulinge – und da gibt es auch keine Ausnahme für Formel-1-Piloten, die beruflich regelmäßig die 300-km/h-Marke knacken.

Dazu gibt es für die auch noch eine Leistungsbeschränkung. Sie besagt, dass die Anfänger in den ersten drei Jahren nur Autos mit Motoren unter 55 kW pro Tonne bewegen dürfen. Ein Kompaktwagen mit anderthalb Tonnen Gesamtgewicht darf damit also höchstens eine Leistung von 115 PS haben. Auf die Anfrage von auto motor und sport, welchen Dienstwagen man Antonelli bereitstellen wird, hatte Mercedes noch keine Antwort parat.

Andrea Kimi Antonelli - George Russell - Mercedes - Formel 1 - 2024
Mercedes

Wolff dämpft die Erwartungen

Auf öffentlichen Straßen muss sich der Youngster also noch etwas zügeln. In der Königsklasse will die neue Formel-1-Hoffnung Italiens jetzt voll durchstarten. Bei allen Vorschusslorbeeren versucht Toto Wolff die Erwartungen irgendwie in Schach zu halten. Er hält das Risiko für überschaubar, einen 18-Jährigen ins Auto zu setzen.

"Wenn man die Erwartung hat, dass er in Melbourne auf der Pole-Position steht, das Rennen gewinnt und sofort um die Meisterschaft fährt, dann ist das Risiko groß, weil das nicht passieren wird", warnt der Österreicher. "Wenn wir so herangehen, dass der Junge 18 Jahre alt ist, sehr talentiert, aber natürlich erst einmal da hineinwachsen muss und dabei Fehler machen wird, dann hält sich das Risiko in Grenzen."

Die Saison 2025 sieht der Mercedes-Chef als Übergangsjahr. Erst 2026 rechnen die Verantwortlichen damit, dass der Neuling im Team sein ganzes Potenzial abrufen wird. Mit Begriffen wie "Wunderkind" geht Wolff vorsichtig um: "Ein Wunderkind ist er erst, wenn er die Leistung auch wirklich in der Formel 1 bringt. Wir hoffen, dass es früher als später passiert, aber sicher nicht gleich am Anfang."