Nach dem GP Monaco stand es im Duell McLaren gegen Alpine 59:38. Vier Rennen später hat Alpine ausgeglichen. Seitdem haben die Franzosen in jedem Rennen Boden gutgemacht auf den Gegner im Kampf um Platz 4. Seitdem hat Alpine in jedem Rennen neue Teile gebracht. McLaren blieb in der Deckung. Der britische Rennstall wollte warten, wie sich der Streit um den Inflationszuschlag entwickelt, um nicht zu früh in der Saison finanziell in die Defensive gedrängt zu werden.
Der Kompromiss der Formel-1-Kommission war gut für McLaren und schlecht für Alpine. Die Teams dürfen 4,3 Millionen Dollar mehr ausgeben, als es die Finanzregeln ursprünglich erlaubt haben. Alpine nutzt das nichts. Der Rennstall aus Enstone operiert knapp unter dem Budgetdeckel und kann nicht mehr ausgeben als man hat. Teamchef Otmar Szafnauer, der im Frühjahr neu zu der Truppe stieß, staunt: "Alpine arbeitet unheimlich effizient." Der Amerikaner kennt sich damit aus. Sein altes Team Racing Point war jahrelang der Effizienz-Weltmeister.

Silverstone-Upgrade zeigt Krallen
Die Upgrade-Offensive hat sich für Alpine ausgezahlt. Seitdem hat das Auto vom Speed und vom Reifenverschleiß einen deutlichen Sprung im hart umkämpften Mittelfeld gemacht. Der A522 kennt keine Angststrecken mehr. Silverstone und Spielberg stufte Alpine eher als McLaren-Strecken ein. Trotzdem hat der ewige WM-Fünfte acht Punkte auf McLaren gutgemacht.
Die große Ausbaustufe von Silverstone zeigte in Spielberg erst so richtig ihre Krallen. Mehr Kilometer, mehr Verständnis. Der neue Heckflügel war eine effizientere Abwandlung des Flügels, der in Bahrain zum Einsatz kam. Er liegt eine Stufe unter der Barcelona-Variante und eine Stufe über dem Jeddah-Flügel. Es zahlte sich aus. Alpine war im Schnitt zwei Zehntel schneller als McLaren. Und man hat zwei Fahrer, die regelmäßig doppelt punkten. Bei McLaren bleibt Daniel Ricciardo das Sorgenkind. Der 9. Platz des Australiers wird intern als Fortschritt gewertet.

Alonsos Leidensweg
Die neue Macht im Verfolgerfeld hat noch gar nicht alles gezeigt. In Spielberg war mehr möglich als 14 Punkte. Fernando Alonso fuhr in der Qualifikation am Freitag mit dem Handikap eines gebrochenen Unterbodens. Der Spanier hielt einen Startplatz in den Top 5 für möglich. Daraus wurde am Samstag der letzte Platz in der Startaufstellung. Das Auto mit der Startnummer 14 stellte sich vor dem Start zum Sprint tot. Die Stromversorgung war komplett ausgefallen. Das zunächst im Verdacht stehende FIA-Steuergerät war offenbar nun doch nicht beteiligt..
Esteban Ocon hatte unverschämtes Glück. Er rollte in der Auslaufrunde des Sprints mit dem gleichen Defekt aus, der ihn in Silverstone einen 7. Platz gekostet hat. Wieder war es ein Standardteil, das seinen Dienst versagte. Die Hochdruckbenzinpumpe von Bosch ging wegen der starken Vibrationen in die Knie. Da das Teil eingekauft wird, muss Alpine eine Lösung finden.
Alonso wiederholte sein Kunststück von Barcelona. Der älteste Fahrer im Feld fuhr von ganz hinten noch in die Punkteränge. In der letzten Runde verdrängte er Valtteri Bottas vom 10. Platz. Tatsächlich wäre Alonso aber noch drei Plätze weiter vorne gelandet, wäre er in der VSC-Phase nicht zwei Mal in Folge zum Reifenwechsel an die Box gekommen. Offiziell wegen Reifenvibrationen.
Freispruch für Alpine
Tatsächlich aber schien beim ersten Stopp das linke Vorderrad nicht richtig arretiert. Alonso schleppte sein Auto mit spitzen Fingern um den Kurs und verschwieg selbst dem Team den genauen Grund für seinen erneuten Boxenbesuch. Erst beim Stopp selbst wies er die Techniker an, das Rad links vorne zu prüfen. Es hätte sonst eine Strafe wegen der Freigabe des Autos in unsicherem Zustand geben können.
Eine Untersuchung der Sportkommissare nach dem Rennen endete mit einem Freispruch für Alpine. Sie stellten fest, dass sich das Rad nach der Boxenausfahrt erst in Kurve drei leicht vom Auto gelöst habe, die Rückhaltevorrichtungen aber funktionierten.