Fernando Alonso feiert 300. Grand Prix: Titel dank Schumi mehr wert

Fernando Alonso feiert 300. Grand Prix
Titel dank Schumi mehr wert

Fernando Alonso ist bald der vierte Fahrer der Formel 1-Geschichte, der mehr als 300 Grands Prix bestritten hat. Rubens Barrichello führt die Rangliste mit 323 Starts vor Michael Schumacher (307) und Jenson Button (306) an. Der 36-jährige Spanier feiert sein 300er Jubiläum in Montreal.

Das ist allerdings ein bisschen voreilig, wie so viele Fahrer vor ihm. Puristen ziehen Alonso den USA Grand Prix 2005 und das Rennen in Russland 2017 ab. Bei beiden Grand Prix schaffte es der Mann aus Oviedo nicht in die Startaufstellung. 2005 in Indy, weil Michelin seinen Teams verbot am Rennen teilzunehmen. 2017 in Sotschi, weil sein McLaren-Honda am Ende der Formationsrunde mit einem Elektrikdefekt strandete.

Egal wie man zählt: Alonso wird seinen 300. Grand Prix auch für die Historiker in den nächsten Wochen feiern. Beim GP Österreich ist es so weit. Der Jubilar und sein Team wollten nicht so lange warten. Sie luden in Montreal zu einer Feierstunde in den Paddock Club ein.

Auch alte Weggefährten und Kollegen kamen. Aber nicht alle. Die Stars Lewis Hamilton, Sebastian Vettel oder Daniel Ricciardo fehlten. Alonso ist nicht bei allen beliebt. Aber hoch respektiert. Viele im Fahrerlager sehen den McLaren-Piloten immer noch als den besten Fahrer unserer Zeit.

Unvorstellbare 300 Grands Prix für Alonso

Fernando Alonso - 2001
Wilhelm

Ein Film sollte zeigen, warum Alonso zu den Größten der Geschichte zählt, auch wenn es seine zwei WM-Titel 2005 und 2006 und seine 32 GP-Siege nicht gleich vermuten lassen. Der Spanier überzeugte durch andere Werte. Er fuhr immer am Limit, auch in aussichtslosen Situationen. Er gewann Rennen, die kein anderer gewinnt. Er hat im Rennen einen Überblick wie kein Zweiter. Er gilt als der beste Entwicklungsfahrer im Feld. Und er holt fast immer das Maximum aus seinem Auto heraus. „Manche meiner fünften oder sechsten Plätze in den letzten Jahren waren bessere Rennen als meine Siege.“

Als Alonso im März 2001 in Melbourne im Alter von 18 Jahren in einem Minardi debütierte, da dachte er keinen Moment daran, dass er 18 Jahre später immer noch dabei sein wird und die Hälfte seines Lebens in der Formel 1 verbringt. „Was für eine Zahl. Ich konnte sie mir nicht mal vorstellen, als Rubens seinen Rekord aufgestellt hat. Und ich weiß noch genau, was ich damals dachte. Der muss verrückt sein. So lange halte ich nie durch.“

Nach dem Lehrjahr bei Minardi und einer Testsaison für Renault hob Alonso 2003 so richtig ab. Für eine Weile war er der jüngste Fahrer auf der Pole Position und der jüngste GP-Sieger. Zum Jubiläum wurde noch einmal die Meilensteine einer langen Karriere erinnert.

Die erste Pole Position 2003 in Malaysia. Der erste GP-Sieg 2003 in Ungarn. Der böse Crash in Brasilien im gleichen Jahr. Die Duelle mit Michael Schumacher 2005 und 2006 in Imola. Den GP Japan 2005, als er Schumacher außen in der 130R-Kurve von Suzuka überholt hat. Der erste WM-Titel in Brasilien. Der Monaco-Sieg 2006. Der Sieg beim Ferrari-Debüt 2010 in Bahrain. Die unerwartete Triumphfahrt 2012 in Valencia von Startplatz 11. Der letzte Sieg 2013 in Barcelona.

Formel 1 zu berechenbar

Helme Schumacher Räikkönen Alonso 2005
xpb

Die Pole Position 2003 in Malaysia war ein „Wendepunkt in meinem Leben“. Alonso war im Kreis der Großen angekommen. Das berühmte Überholmanöver gegen Schumacher in Suzuka ein „unvergesslicher Moment“. Wer überholt schon einen siebenfachen Weltmeister in einer der schnellsten Kurven des GP-Zirkus außen?

Überhaupt Schumacher. „Meine beiden WM-Titel sind umso mehr wert, weil ich sie gegen Michael herausgefahren habe.“ Es hätten auch drei Titel mehr sein können, blickt der McLaren-Pilot mit einem Schuss Bitterkeit zurück. „Ich habe einige Chancen verpasst. Sieben WM-Punkte mehr an der richtigen Stelle, und ich wäre jetzt fünffacher Weltmeister.“

Schumacher ist bei aller Selbstverliebtheit auch für Alonso der ultimative Maßstab. Das Vermächtnis des deutschen Rekordsiegers passt zu Alonsos Anspruch: „Ich wollte nie nur ein guter Rennfahrer sein, sondern ein kompletter. Und hoffentlich der Beste der Welt.“

Den Titel des vielseitigsten Fahrers wird ihm kaum einer in der Szene abschreiben. „Ich bin nicht der beste Qualifizierer, nicht der Beste im Rennen, nicht der Schnellste im Regen. Aber ich liege in allen Disziplinen bei 99,5 Prozent.“ McLaren-Teamchef Zak Brown schickte eine Botschaft nach Kanada: „Dein größtes Rennen war für mich, wie du 2005 in Imola das ganze Rennen Schumacher hinter dir gehalten hast.“

Fernando Alonso - GP Kanada 2018
sutton-images.com

Weil absehbar ist, dass Alonso seine Rekordsucht nicht mehr mit sieben WM-Titel befriedigen kann, hat er sich ein neues Ziel gesetzt. Die Triple Crown. Dazu fehlen ihm noch die Siege bei den 24 Stunden von Le Mans und den 500 Meilen von Indianapolis. Letztes Jahr durfte er an einem Indy-Sieg schon einmal riechen. Ein Motorschaden verhinderte Teil zwei der Mission. Dieses Jahr fährt Alonso als Favorit nach Le Mans. Und gibt unumwunden zu: „Das ist mein wichtigstes Rennen in dieser Saison.“

Nicht ohne einen Seitenhieb auf die Formel 1. Sie ist Alonso in der Hybrid-Ära zu berechenbar geworden. „Wir sind jetzt sechs Rennen gefahren und wissen, wie die nächsten 15 laufen werden. Das ist traurig. Egal, was ich mache, ich werde zwischen Platz 7 und 12 landen. Hier in Montreal und beim letzten Rennen in Abu Dhabi. Und nur wenn alles perfekt passt, dann komme ich vielleicht wie Perez in Baku mal auf das Podium.“

Sind das Anzeichen für einen Rücktritt am Ende der Saison? Mitnichten, antwortet Alonso: „Ich habe bei McLaren einen Vertrag über mehrere Jahre unterschrieben. Ich habe noch einiges vor mir.“ Spätestens im nächsten Jahr hat Alonso wieder etwas zu feiern. Er wird dann Barrichello als Rekordstarter ablösen.