In drei der vier ersten Rennen hat Alfa Romeo gepunktet. Nur der GP Saudi-Arabien trübt die Bilanz. Doch auch dort wäre Valtteri Bottas in die Punkte gefahren, hätte die Maschine nicht überhitzt. Youngster Guanyu Zhou bremste dort eine Strafe aus. Ansonsten hat der Rennstall aus der Schweiz jeweils ordentlich gepunktet. In Summe stehen 25 Punkte auf der Habenseite – mehr als in den letzten beiden Jahren zusammen.
Mit dem C42 ist der Technikabteilung in Hinwil ein guter Wurf gelungen. Weil auch Motorenpartner Ferrari zugelegt hat, können Bottas und Zhou auf jeder Rennstrecke in die Top 10 fahren. Teamchef Frederic Vasseur ist überzeugt: "Wir können in jedem Rennen große Punkte einfahren. Dafür müssen wir aber fehlerfrei bleiben." Routinier Bottas stimmt zu: "Wir wissen, dass wir auf jeder Strecke gut abschneiden können."

Alfa im vorderen Mittelfeld
Trotz des guten Saisonstarts ist man im Team nicht zu 100 Prozent zufrieden. Weil in diesem Paket mehr steckt. Teammanager Beat Zehnder gibt zu: "Wir haben aus unseren Möglichkeiten bisher zu wenig Punkte gemacht." Zuletzt in Imola stand ein Unfall von Zhou mit Pierre Gasly im Sprintrennen am Samstag im Weg. Im Rennen kostete Bottas ein langsamer Reifenwechsel die Möglichkeit, um das Podest zu fahren. Alfa glaubt, dass es auch in den kommenden Rennen möglich sein könnte. "Ein Podest ist nur eine Frage der Zeit", sagt Zehnder mit einem Augenzwinkern. "Mit unserem Auto muss es der Anspruch sein, im Mittelfeld vorne zu fahren."
In Miami betritt die Formel 1 am fünften Rennwochenende der Saison Neuland. Alfa-Sauber geht optimistisch in die Premiere. Das Auto bleibt unverändert. Der Blick auf das Layout hellt die Gesichter auf. "Wenn überhaupt, dann haben wir noch eine kleine Schwäche in Highspeed-Kurven", verrät der Teammanager. "Aber wir glauben, dass unserem Auto die Strecke liegen wird. Vor allem die langsamen Kurven. Wir haben eine sehr starke Traktion."
Die Entscheidung, beide Fahrer auszutauschen, und den erfahrenen Bottas mit dem Rookie Zhou zu mischen, hat sich als goldener Griff entpuppt. Der ehemalige Mercedes-Pilot führt das Team und er nimmt den chinesischen Youngster an die Seite. Die Zusammenarbeit stimmt. Bottas scheint bei Alfa Romeo nach fünf Jahren im Schatten von Lewis Hamilton regelrecht aufzublühen. Das Team schenkt ihm maximales Vertrauen.

Lob für Zhou
In dieser Atmosphäre zeigt der zehnfache GP-Sieger aus Finnland sein Können. Bottas ist ein zuverlässiger Fahrer. "Er macht keine Fehler", sagt Zehnder. "Er hat diese neuen Reifen sehr gut im Griff. Nach dem Wechsel von Intermediates auf Slicks in Imola ist er es erstmal ruhig angegangen, um die Reifen schön anzufahren. Danach hat er Gas gegeben und den Rückstand zu Russell schnell verkürzt. Wir haben gesehen, dass wir dort das drittschnellste Auto im Feld hatten." Doch McLaren mit Norris und Russell im Mercedes landeten vor Bottas.
Waghalsige Manöver fährt Bottas nicht. Er brachte lieber den fünften Platz ins Ziel, als im Kampf um den vierten einen Fehler zu machen. Er ist ein Fahrer, der lieber eine Spur Risiko zurücknimmt. Dafür sitzt der Kommandostand tiefenentspannt.
Und auch der Rookie begeistert das Team. Zhou schlägt sich besser als es ihm viele im Fahrerlager vor der Saison zugetraut hatten. "Er ist sehr strukturiert und klar in seiner Rückmeldung zum Auto. Wenn der mal aus der Nähe der Top 10 ins Rennen startet, punktet er auch. Die Quali ist noch eine kleine Schwäche. Wir haben ihm aber auch die Vorgabe gemacht, nicht zu hohes Risiko zu gehen."
Zhou soll sich herantasten, und das Auto nicht wegwerfen. Bislang meistert er die Aufgabe. "In Imola steckte er zu lange hinter Latifi fest. Überholen war nicht einfach, weil DRS erst spät freigegeben wurde und es nur eine trockene Spur gab. Als er vorbei kam, war er in freier Luft einer der schnellsten Fahrer im Feld", lobt Teammanager Zehnder.