Platz nehmen, Bremse drücken, Vorwärts- oder Rückwärtsgang einlegen, los geht’s. Einen Startknopf gibt es im Volvo C40 Recharge nicht, braucht es auch nicht. Zwei Permanentmagnet-Synchronmotoren vorne und hinten mit jeweils 150 kW liefern 660 Nm Drehmoment bringen den C40 aus dem Stand in knapp fünf Sekunden auf Tempo 100. Künftig wird es den C40 auch mit schwächeren Motorisierungen geben, die bereits bei der Volvo-Tochter Polestar zum Einsatz kommen. Nicht die einzige Gemeinsamkeit, die beide Marken teilen. Aber der Reihe nach.
Der Allradantrieb sorgt für ordentlich Traktion – ideal, um auf der ersten Fahrt über Landstraßen auf langen Geraden zügig zu überholen. Auf der Autobahn ist bei Tempo 180 aber Schluss – wie bei inzwischen allen neuen Volvo-Modellen. Damit reagieren die Schweden auf die Ergebnisse ihrer Sicherheitsforschung: Zu schnelles Fahren gehörte dabei neben Rauschmitteleinfluss und Ablenkung zu den häufigsten Unfallursachen. Sei es drum: Wir befinden uns ohnehin in Belgien. Auf den Autobahnen rund um Brüssel gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von Tempo 120.
Zwei mal Power
Die beiden Motoren sprechen spontan an und drücken den Volvo C40 Recharge bei Bedarf wuchtig aus der Kurve. Im Vergleich zum Polestar 2 – da haben wir ihn wieder –, der ebenfalls auf der CMA-Plattform basiert, fährt der C40 aber insgesamt deutlich gemütlicher. Es gibt kaum störende Karosseriebewegungen und keine zu harte Federung, wenngleich es auf maroden Landstraßenabschnitten im Vorderwagen schon mal rumpeln kann.

Vom Land in die Stadt: Gerade im hektischen Berufsverkehr wirkt das Fahren mit einem Pedal (One-Pedal-Drive) entspannend. Das Zusammenspiel zwischen Rekuperation durch die E-Motoren und mechanischer Bremse erfolgt automatisch und greift auch beim Versuch, gefühlvoll anzuhalten. Allerdings stört die schlechte Sicht nach hinten durch die flache Heckscheibe. Die verleiht dem Stromer dafür ein ganz spezielles Design. Bei der Linienführung orientierten sich die Designer nämlich am P1800. Nun ja, das lassen wir jetzt einmal so stehen. Besonders große Überschneidungen sind auf den ersten Blick jedenfalls nicht zu erkennen. Die Pixel-LED-Scheinwerfer im Thor-Hammer-Design und das Panoramadach – beides serienmäßig – hatte die Ikone von damals jedenfalls noch nicht. Das gilt auch für den 413 Liter großen Kofferraum, dessen Ladevolumen bei umgeklappten Rücksitzen auf bis zu 1.205 Liter anwachsen kann.
Komplett Lederfrei
In beiden Farbvarianten der Connect-Polsterung steht optional die Dekoreinlage "Topography" zur Wahl, die entlang der Instrumententafel und in den vorderen Türverkleidungen angebracht ist. Ihre dreidimensionale Struktur soll an schwedische Gebirgsketten erinnern. Die Dekorelemente stammen derweil aus recyceltem Kunststoff, die Teppiche zu 100 Prozent aus recycelten PET-Plastikflaschen. Pro Fahrzeug sollen 71 gebrauchte Ein-Liter-Flaschen wiederverwertet werden.

Volvo verzichtet im C40 Recharge im Übrigen auf den Einsatz von tierischem Leder. Das gilt auch für das Lenkrad. Probleme mit dem Ersatzmaterial gab es bei der rund vierstündigen Testfahrt in puncto Schweiß jedenfalls nicht. Künftig wollen die Schweden jedes seiner E-Autos lederfrei an den Kunden übergeben – wie Polestar auch. Noch eine Gemeinsamkeit mit der Markentochter: das Vertriebskonzept. Den C40 Recharge gibt es nur online. Mutig, denn bei Tochter Polestar offenbart diese Strategie noch Schwächen.
Updates gibt es over the air
Stark dagegen das intuitiv zu bedienende Infotainmentsystem. Das Android Betriebssystem stammt von Google. Von den komfortablen Sitzen mit ausreichend Seitenhalt aus lässt es sich mit dem zentralen Touchscreen fast intuitiv bedienen. Der Hauptscreen ist in vier Felder eingeteilt: Navigation, Multimedia, Phone und Fahrzeuginfos. Darunter ist die Steuerung der Lenk- und Sitzheizung angebracht. Kein lästiges und ablenkendes Suchen im Untermenü – so einfach kann es gehen.
Wie viel Strom Heizung und Klima im Winter bzw. Sommer ziehen muss ein ausführlicher Test erst noch zeigen. Laut Volvo schafft der C40 Recharge mit seiner Batteriekapazität von 78 kWh bis zu 444 Kilometer. Der Verbrauch auf der Testrunde lag bei rund 23 kWh. Am Schnelllader soll eine Ladeleistung von maximal 150 Kilowatt möglich sein. Damit erreicht der kompakte Elektro-Crossover in 37 Minuten knapp 80 Prozent seiner Batteriekapazität.