Tracktest Porsche 911 GT3 Cup: Unterwegs im lautesten Elfer der Welt

Tracktest Porsche 911 GT3 Cup
Unterwegs im lautesten Elfer der Welt

Allein das Warmlaufen. Brrr. Höllisches Donnersprotzeln. Drei verschiedene Abgasanlagen stehen für den Porsche 911 GT3 Cup zur Wahl, abhängig von der Rennserie, dem Reglement und der Strecke. Heute: Alles offen. Tracktest. Nummer 5.000 steht golden schimmernd in der Boxengasse der ehemaligen Formel 1-Rennstrecke Estoril nahe Lissabon, Portugal. Noch pappt "Timo Glock" auf dem Auto, der letzte prominente Gaststarter im internationalen Supercup. Nummer 5.000 muss dort als VIP-Auto schuften. Heute jedoch gleitet zunächst Bastian "Basti" Buus in den Schalensitz links, rechts ist ebenfalls einer montiert – das geht deshalb, weil beim 992er-Cup die Motorsport-Steuergeräte und der Datenlogger in Fond-Fußraum umgezogen sind. Eine Runde Taxifahren mit dem Profi zur Einnordung. Basti gewann die letzte Supercup-Saison. Der 20-jährige Däne verliert nicht viele Worte, will wissen, ob ich startklar bin. Logisch, auf geht’s. Der 911 GT3 Cup rollt hektisch brüllend im Pit Limiter die Boxengasse herunter, die Elektronik begrenzt das Tempo auf 60 km/h.

Wenn der Profi den 911 GT3 Cup durchlädt

Es scheint, dass Basti ähnlich ungeduldig wirkt wie der Elfer, er lässt den Porsche früh von der Leine. Soweit sich das erkennen lässt, dreht der Profi das mehrstufig einstellbare ABS sowie die ebenfalls in 12 Stufen justierbare Traktionskontrolle komplett raus. Das Vierliter-Triebwerk explodiert über 8.000/min auf Kurve zwei zu, sofort folgt der harte, aber wohldosierte Bremsschlag, Basti wirft den Cup-Elfer in die Ecke. Dann Vollgas, per Wippe hochschalten in den Dritten, nächste Ecke, eine enge Rechts bergauf, die ich später noch genauer kennenlernen werde. Was für eine Stimmung. Abendsonne über Portugal, trockene Strecke – und diese höllisch-chaotische Symphonie der Mechanik. Das Sechsgang-Klauengetriebe heult, der Motor brüllt sich die Kolben aus den Zylindern. Wenn Manowar den Titel "lauteste Band der Welt" zu Recht trägt, dann müssten die Buben eigentlich regelmäßig in einem Cup-Elfer an den Start gehen. Der amtierende Supercup-Meister spielt derweil mit dem 510 PS starken Rennwagen als handele es sich um ein Leih-Kart. Permanentes Übersteuern, Basti pariert, feuert als krönenden Abschluss den Porsche aus der langgezogenen Senna-Rechts im langen, sanften Powerslide auf Start-Ziel. Was für ein Vogel. Sieht aus, als hätte er gerade seinen letzten Milchzahn verloren, fährt sich aber hier die Seele aus dem Leib. Und hat Humor. "Der schönste Tag in Dänemark ist der Sommer", wird er später beim Abendessen über seine Heimat sagen. Na, Musik machen können die Dänen schließlich auch. Gitte Haenning? Laid Back? Ähm, ja. Meine aber eher: Volbeat.