Nun ist es soweit: Der Toyota Prius ist ab sofort nicht nur klassischer Hybrid, sondern übernimmt in einer Plug-in-Variante auch die Rolle eines E-Mobils. Ob damit das ideale Pendlerfahrzeug darstellt, zeigt der Test.
Zwei Kilometer. Viel weiter kam bislang kein Prius im rein elektrischen und immer wieder verblüffend leisen E-Modus. Gegen einen fast schon unverschämt hohen Aufpreis von 8.600 Euro lässt sich dieses Vergnügen jetzt steigern. Die neu aufgelegte Plug-in-Variante soll bis zu 25 Kilometer weit kommen – bei einer Reisegeschwindigkeit von maximal 85 km/h.
Möglich macht das eine geänderte Batterietechnik. Im Unterboden des 36.200 Euro teuren Vollhybrids stecken keine Nickel-Metallhydrid-Batterien mehr, sondern Lithium-Ionen-Akkus mit einer Kapazität von 4,4 kWh (bislang 1,3 kWh) und einem Mehrgewicht von 50 Kilogramm. Ansonsten unterscheidet sich das Antriebskonzept nicht vom normalen Prius. Benziner und E-Motor treiben über ein stufenloses Getriebe die Vorderachse an – je nach Fahrmodus und Geschwindigkeit getrennt oder im Einklang. Maximal steht eine Systemleistung von 136 PS zur Verfügung.
Im Toyota Prius Plug-in-Hybrid wird es ab 130 laut
Der 207 Nm starke E-Motor sorgt für ansatzlos flotte Ampelstarts, 100 km/h sind nach 11,3 Sekunden erreicht, und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 180 km/h. Auch der größte Nachteil des Prius bleibt damit erhalten: Sein ab 130 km/h zunehmend lärmender Benziner, der einem die Freude am Hybrid durchaus nehmen kann.
Die wichtigste Frage in diesem Test lautet daher: Kommt der Plug-In wirklich so weit, wie Toyota verspricht, und wo pendelt sich der Benzinverbrauch ein? Dazu versetzen wir den Prius in den neu kreierten EV-City-Modus, in dem er rein elektrisch fährt und die komplette Batteriekapazität nutzt. Der Benziner springt nur an, wenn der Fahrer das Gaspedal voll durchtritt. Und siehe da: Wer vernünftig und vorausschauend beschleunigt und sich an das erwähnte 85-km/h-Limit hält, kommt bei vollen Akkus locker 20 Kilometer weit – ohne von anderen Verkehrsteilnehmern als japanische Schneckenform tituliert zu werden.
Hybrid-System schaltet sich automatisch ein
Noch sparsamer verhält sich der Toyota im zusätzlich aktivierbaren Eco-Modus. Hier dämpft die Elektronik nicht nur das Ansprechverhalten des E-Motors, auch die Klimaautomatik arbeitet nur noch nach Bedarf. Eine komplett emissionsfreie Weste gebührt dem Prius dennoch nicht. Ist beispielsweise die Heizung eingeschaltet oder benötigt das Hybridsystem zusätzliche Kühlung, springt der Benziner auch im EV-City-Modus eigenmächtig an. Die noch vorhandene Reichweite kann der Fahrer auf dem Bordcomputer ablesen. Sind die Akkus schließlich leer gesogen, versetzt sich der Hybrid automatisch in den klassischen HV-Modus: Der 1,8-Liter-Benziner springt an und lädt zusätzlich die Batterie auf.
Toyota Prius Plug-in-Hybrid als Notstromaggregat für Zuhause
Auf Autobahntouren ergibt sich ein sehr respektabler Verbrauch zwischen vier und fünf Liter auf 100 Kilometer. Im alltäglichen Betrieb vom Büro zur heimischen Garage dürften die meisten Plug-In-Besitzer aber gar nicht erst in diesen Zustand geraten, denn Pendlerstrecken sind ja selten länger als 25 Kilometer. Zuhause angekommen, ist der Fünfsitzer nach etwa 90 Minuten an der Steckdose wieder vollgeladen.
Nettes Detail: Zum Preis von 500 Euro lässt sich ein spezielles Steuergerät im Haus installieren, das die Stromversorgung überwacht. Im Falle eines Stromausfalls fungiert der Prius dann als mobiler Akku. Eine Kühl-Gefrier-Kombi könnte, so die Berechnung von Toyota, auf diesem Wege über zwei Tage weiter kühlen. Auch ein Prius kann also ziemlich cool sein.
Tabelle (techn. Daten)
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