Oft kopiert, aber nie erreicht: Vor zehn Jahren läutete der Peugeot 206 CC mit klappbarem Hardtop eine neue Ära bei den Cabrios ein. Zahlreiche Kleinwagen-Konkurrenten mit ähnlichem Dachkonzept folgten, doch die Beliebtheit des 206 CC und seines Nachfolgers Peugeot 207 CC konnte keiner erreichen.
Renault trotzt dem Trend
Während der kleine Franzose Peugeot 207 CC auch heute noch zu den meistverkauften Cabrios gehört, lichtet sich das Umfeld dramatisch – mittlerweile sind alle anderen Klappdach-Minis wieder vom Markt verschwunden, ohne von einem Nachfolger ersetzt worden zu sein. Nur Renault lässt sich von diesem rückläufigen Trend nicht beirren und bringt mit dem Renault Wind einen komplett neuen, klappdachbestückten Kleinwagen unter 20.000 Euro auf den Markt. Allerdings mit einem abweichenden Konzept: So basiert er nicht auf dem 207-Konkurrenten Clio, sondern auf dem kürzeren Twingo und ist mit 3,83 Meter exakt 21 Zentimeter kürzer als der Peugeot 207 CC. Der Verzicht auf Rücksitze ermöglicht eine Dachkonstruktion, die sich deutlich von der zweiteiligen Peugeot-Ausführung unterscheidet.
Beim Renault Wind bleibt die senkrecht stehende Heckscheibe an ihrem Platz. Der Öffnungsausschnitt beschränkt sich auf das obere Dachteil, das nach manueller Entriegelung am Frontscheibenrahmen 180 Grad um die B-Säule rotiert und sich flach in ein separates Fach über den Gepäckraum legt. Vorteil: Der gesamte Vorgang vollzieht sich im Fahrbericht in nur zwölf Sekunden und damit deutlich schneller als im Peugeot 207 CC. Zudem muss sich der Fahrer im Renault Wind keine Gedanken darüber machen, wie voll der mit immerhin 270 Liter große Gepäckraum gepackt ist – sein Volumen bleibt auch bei geöffnetem Dach voll erhalten. Lediglich zwei massive Streben, die zur Versteifung dienen, schränken die sonst gute Nutzbarkeit ein. Um die Zuladung ist es mit maximal 187 Kilogramm jedoch im Renault Wind selbst für einen Zweisitzer knapp bestellt.
Peugeot 207 CC besser für den Alltag
Ob das für einen Roadster von Belang ist, hängt von seiner Nutzung ab – für schnöde Alltagsfahrten etwa zum Supermarkt bringt der Peugeot 207 CC im Fahrbericht dennoch die besseren Voraussetzungen mit. Auf seiner engen Rückbank sitzen zwar selbst Kinder nicht bequem, aber als zusätzlicher Stauraum leistet sie gute Dienste. Vor allem, wenn sich das zweiteilige Dach des Peugeot 207 CC vollautomatisch in den Gepäckraum faltet und von den 370 nur noch mickrige, schwer zugängliche 145 Liter übrig bleiben.
Auf den großzügig dimensionierten Vordersitzen des Peugeot 207 CC stimmen jedoch Platzangebot und Bequemlichkeit, die große Frontscheibe endet erst knapp vor der Stirn der Passagiere. Über kleinere Fahrer reicht sie fast hinweg, was nicht jeden stört – etwa wenn die Frisur nicht zuviel Turbulenzen verträgt.
Im Renault Wind ist der Name trotz der vergleichweise kleinen, targa-artigen Dachöffnung tatsächlich Programm – zumindest für Fahrer ab 1,85 Meter Größe. An Kopffreiheit mangelt es selbst bei geschlossenem Dach im Fahrbericht nicht, doch das Interieur wirkt wegen der kleinen Fensterflächen dunkel wie eine Höhle. Die Windschutzscheibe im Wind steht ähnlich flach wie beim Peugeot 207 CC, ragt jedoch nicht ganz so nah an die Köpfe der Insassen heran, wobei die A-Säule das Sichtfeld in Linkskurven erheblich einschränkt. Ist das Dach im Renault Wind weggeklappt, kann man den Blick allerdings über den Scheibenrahmen schweifen lassen, ohne ihn von der Straße abzuwenden. Mit versenkten Seitenscheiben, deren Bedientasten wenig griffgünstig vor dem Schalthebel platziert sind, herrscht bereits bei Landstraßentempo Sturm im Renault Wind. Sind die Fenster zu, wird es ab 120 km/h trotzdem unangenehm laut und turbulent.
Mehr Komfort im Peugeot 207CC
Fazit: Flotte Etappen über die Autobahn machen im offenen Renault Wind keinen Spaß. Komfort zählt ohnehin nicht zu seinen Stärken. Serienmäßig mit 17 Zoll großen Alurädern und 205/40-Bereifung ausgerüstet, präsentiert sich der Renault Wind im Fahrbericht spürbar straff, aber nicht unangenehm hart abgestimmt. Querfugen oder Kanaldeckel pariert er recht ordentlich, untermalt dies jedoch mit Poltergeräuschen.
Als Entschädigung wartet der Fronttriebler mit einem sportlichen Handling auf, das er auf kurvenreichen Nebenstrecken in Fahrvergnügen umwandelt. Der kräftig aufgeschäumte, lederbezogene Kranz des nur in der Höhe verstellbaren Lenkrads schmeichelt den Händen. Wulstig ausgeformte, guten Seitenhalt bietende Sportsitze mit etwas kurzer Oberschenkelauflage verhindern, dass sich der Fahrer beim Kurventanz mit den Knien an Türverkleidung und Mitteltunnel abstützen muss.
Fahrverhalten ist keine Stärke des Peugeot
Gute Rückmeldung liefert die ausreichend präzise Servolenkung. Auch die Schaltung des Fünfgang-Getriebes widersetzt sich mitnichten einer zügigen Betätigung. Sie erfordert zwar etwas Nachdruck, gefällt jedoch mit vergleichsweise kurzen Wegen und präziser Führung. Im Peugeot 207 CC funktioniert der Gangwechsel mit weniger Kraftaufwand, aber auch mit weniger Präzision. Doch sportlich-dynamische Ambitionen weckt der Peugeot 207 CC ohnehin nicht. In Kurven schiebt er im Fahrbericht früher über die Vorderräder, wobei die rollwiderstandsoptimierte Bereifung bereits bei geringen Seitenkräften zu pfeifen beginnt. Bei der Bremsprüfung liefert der Peugeot 207 CC nur durchschnittliche Ergebnisse. Somit harmoniert eine zurückhaltende Gangart wesentlich besser mit seinem komfort-orientierten Naturell.
Die Federung zeigt sich auch deftigen Straßenschäden gewachsen, mit dem Windschott (260 Euro) lassen sich die Verwirbelungen im Cockpit so weit reduzieren, dass auf schnelleren Autobahnetappen das Dach ohne große Komforteinbußen offen bleiben kann. Auch der Motor versprüht wenig Dynamik. 120 PS wecken diesbezüglich in der Vier-Meter-Klasse Erwartungen, die der zäh drehende und wenig durchzugsstarke 1,6-Liter-Vierzylinder nicht erfüllen kann – nicht zuletzt, weil der Peugeot 207 CC fast 1,4 Tonnen wiegt. Hier tut sich der aus Clio und Twingo Sport bekannte Renault-Vierzylinder im Renault Wind wesentlich leichter. Er muss rund 170 Kilogramm weniger beschleunigen und liefert zusammen mit der höheren Leistung (133 PS) spürbar spritzigere Beschleunigung. Sein sonorer Sound lenkt jedoch davon ab, dass die absoluten Werte – etwa 9,9 Sekunden von null auf 100 km/h – in seiner Klasse keinen vom Hocker reißen. Mit 8,8 Liter im Testdurchschnitt genehmigt der Renault Wind sich zudem knapp einen halben Liter mehr pro 100 Kilometer als der Peugeot.
Verschiedene Ausstattungsvarianten
So kann sich der alltagstauglichere Peugeot 207 CC in der Eigenschaftswertung mehr Punkte sichern als der sportlichere Wind. Spielen hingegen Preis und Ausstattung bei der Kaufentscheidung eine entscheidende Rolle, schlägt das Pendel Richtung Renault aus: Ein mit Klimaautomatik, beheizbaren Leder-Sportsitzen, CD-Radio und 17-Zoll-Alurädern wie beim Topmodel Renault Wind 1.6 Night & Day (20.500 Euro) ausgerüsteter 207 CC kostet über 3.000 Euro mehr. Während sich der CC-Preis nur durch Verzicht auf Ausstattung (Filou statt Platinum) auf minimal 19.600 Euro senken lässt – einen kleineren Benzinmotor gibt es im Cabrio nicht – ist der Renault Wind 1.6 in der Basisversion Dynamique bereits ab 18.300 Euro zu haben. Noch besser und weitere 1.400 Euro günstiger: der sparsamere, aber dank Turboaufladung im Durchzug ebenbürtige 1.2 TCeBenziner mit 100 PS. Damit gibt es den Renault Wind bereits ab 16.900 Euro oder als Night & Day für 19.100 Euro.
Renault Wind 1.6 16V Dynamique | Peugeot 207 CC 120 VTi Prémium | |
Grundpreis | 18.300 € | 21.200 € |
Außenmaße | 3828 x 1698 x 1415 mm | 4037 x 1750 x 1397 mm |
Kofferraumvolumen | 270 l | 145 bis 370 l |
Hubraum / Motor | 1598 cm³ / 4-Zylinder | 1598 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 98 kW / 133 PS bei 6750 U/min | 88 kW / 120 PS bei 6000 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 201 km/h | 200 km/h |
0-100 km/h | 9,9 s | 12,0 s |
Verbrauch | 7,0 l/100 km | 6,4 l/100 km |
Testverbrauch | 8,8 l/100 km |