Die französische Alternative zum Tiguan: so sieht Renault den Koleos. Die Verkaufszahlen geben das zumindest in Deutschland nicht her, doch dem Vernehmen nach ist die Konzernleitung mit dem Ergebnis hoch zufrieden. Es gibt Lieferzeiten.
Das wird sich künftig eher nicht ändern, denn optisch hat der Renault Koleos nach dem Facelift klar gewonnen. Er ist zwar etwas verwechselbarer geworden mit seiner neuen Front, allerdings auch nicht mehr so erklärungsbedürftig wie bisher. Die neue Nase, sie steht ihm gut.
Renault Koleos 2012 mit neuer Nase
Obwohl der Koleos in Korea entwickelt wurde und gebaut wird, konnte ihm Renault vor allem im Innenraum mehr Markenflair mit auf die Reise geben als Opel dem Antara, der ja ebenfalls komplett koreanische Wurzeln hat. Für das 2012er Facelift wurde der Renault Koleos innen aber nur moderat modernisiert. Ein paar andere Stoffe, geänderte Skalen für die Instrumente, das war’s dann schon. Etwas mehr hätte es durchaus sein dürfen, in Sachen Materialanmutung gäbe es noch Potential. Allerdings ist alles routiniert verarbeitet. Die teils kuriose und rund um den Fahrer verteilte Schalter-Armada hätte auch ein Facelift vertragen, aber man gewöhnt sich an die Eigenheiten. Bis auf den überladenen Bedienungs-Sattellit der Audio-Steuerung am Lenkrad.
Zur Probefahrt trat der Koleos in seiner Basisversion an, die wir sowohl mit dem exakt rastenden Sechsgang-Schaltgetriebe als auch mit der sanften Automatik, ebenfalls sechs Stufen, auf der Testfahrt checkten. Laut Renault nehmen nur zehn Prozent der Kunden den schwächeren Diesel, an der Motorleistung kann es nicht liegen: der 150-PS-Vierzylinder stromert fleißig im Verkehr mit, hat mit dem überholen keine Mühe und schiebt gutmütig aus dem Drehzahlkeller an.
Renault Koleos: Automatik nur mit 150 PS
Immerhin 2.000 Euro Aufpreis kostet der 173-PS-Diesel. Dramatisch rascher am Ziel ist man mit ihm nicht: die Höchstgeschwindigkeit liegt um 11 km/h höher als beim (nicht lahmen) 150-PS-Selbstzünder, der Spurt von null auf Tempo 100 soll 0,5 Sekunden schneller von der Hand gehen. Müdigkeitsprobleme weist allerdings die (nur beim 150-PS-Motor lieferbare) Automatik auf, die einiges Temperament kostet und den Verbrauch kräftig in die Höhe treibt. Dass es einen 2,5-Liter-Benziner mit 171 PS gibt, notieren wir nur der Form halber, gekauft wird er so gut wie nie.
Bei den Dieselmotoren, die auf die neue Euro-5-Norm getrimmt wurden, nahm der Verbrauch um rund vier Prozent ab. Erreicht wurde das vor allem durch die Rekuparation: Elektrische Großverbraucher werden direkt aus der Batterie versorgt, die Lichtmaschine lädt nicht kontinuierlich, sondern bevorzugt in Bremsphasen, wenn überschüssige Energie zur Verfügung steht.
Kein Unterschied im Fahrverhalten
Auf der Straße fährt sich der neue Renault Koleos wie der alte: schön soft, angenehm leise, gemütlich. Ein Kurvenräuber ist er nicht, doch das erwarten auch die wenigsten Kunden von ihm. Überraschend bissig greift die Bremse zu. Ob sich das auch auf den Bremsweg auswirkt, wird der kommende Test zeigen müssen. Das Vorgängermodell war in dieser Disziplin mit über 46 Meter aus 100 km/h kein Ruhmesblatt für Renault. Auffällig außerdem: der Motor braucht beim Schaltvorgang eine Gedenksekunde, um Drehzahl abzubauen. Mit dem Fuß auf der Kupplung jodelt er kräftig weiter, bevor er sich langsam beruhigt. Ein „Verdienst“ der Euro-5-Abstimmung.
Ins Gelände darf man sich mit dem Koleos ähnlich weit wagen wie mit andere Vertretern seiner Zunft. Der Diesel hat magere 18,8 Zentimeter Bodenfreiheit, das Antriebssystem entspricht dafür dem Nissan X-Trail. Kein Wunder, es stammt von dort. Bedeutet: automatischer Allradantrieb per Lamellenkupplung, bei Bedarf 50:50 sperrbar, allerdings nur bis 40 km/h. Dann geht die Sperre wieder auf. Für nennenswerte Steigungen gibt es elektronische Hilfen, die bergab mitbremsen und bergauf die Bremse halten, damit man gemütlich anfahren kann. Wer den Koleos tatsächlich öfter raus in die freie Natur führen möchte, sollte in jedem Fall die Automatikversion nehmen, die sich behutsamer durch die Botanik bugsieren lässt.
Renault Koleos mit viel Ausstattung
Größtes Pfund des Koleos ist seine Ausstattung. Bereits die Basisversion ist mit Farb-Navi, Soundanlage, Tempomat, Zweizonen-Klimaautomatik, Licht-/Regensensor und großen Leichtmetallrädern ausgestattet. All das darf man bei der Konkurrenz extra ankreuzen und zum Teil fürstlich entlohnen. Beim Night&Day gibt es noch ein Schäufelchen Leder und Luxus mehr, Renault spricht von einem ausstattungsbereinigten Preisvorteil von 2.290 Euro.
Fazit: Mit optischem Neuanfang an der Front, technisch jedoch nur leicht verbessert, bleibt der Renault Koleos in Deutschland ein Fall für Individualisten, die seine Stärken zu schätzen wissen: Hoher Fahrkomfort, ordentliches Platzangebot, viel Ausstattung fürs Geld. Wesentliche Schwächen leistet er sich nicht.
Renault Koleos dCi 150 FAP 4x4 Night & Day Night & Day | Renault Koleos dCi 150 FAP 4x4 Night & Day Night & Day | Renault Koleos dCi 175 4x4 Night & Day | Renault Koleos 2.5 16V 4x2 Expression | |
Grundpreis | 35.400 € | 33.900 € | 35.400 € | 24.900 € |
Außenmaße | 4520 x 1855 x 1710 mm | 4520 x 1855 x 1710 mm | 4520 x 1855 x 1710 mm | 4520 x 1865 x 1690 mm |
Kofferraumvolumen | 450 bis 1380 l | 450 bis 1380 l | 450 bis 1380 l | 450 bis 1380 l |
Hubraum / Motor | 1995 cm³ / 4-Zylinder | 1995 cm³ / 4-Zylinder | 1995 cm³ / 4-Zylinder | 2488 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 110 kW / 150 PS bei 4000 U/min | 110 kW / 150 PS bei 4000 U/min | 127 kW / 173 PS bei 3750 U/min | 126 kW / 171 PS bei 6000 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 177 km/h | 182 km/h | 191 km/h | 191 km/h |
Verbrauch | 7,1 l/100 km | 6,4 l/100 km | 6,4 l/100 km | 9,6 l/100 km |