Gerry McGovern? Nie gehört? Der Auto-Designer zeichnet unter anderem für das avantgardistische Design des Range Rover Velar verantwortlich. Und eben auch dafür, dass sich die Funktion meist der Form zu unterwerfen hat – und nicht umgekehrt. Das bekommt der Fahrer direkt zu spüren, denn der verrenkt sich beim Druck auf den Startknopf, der sich hinter dem Lenkrad versteckt, erst einmal die rechte Hand.

Was dann passiert, entschädigt jedoch für die Umstände: Der zentrale Infotainment-Bildschirm klappt hervor und alle Bedienfelder sowie Screens erwachen aus dem tiefschwarzen Displayschlaf, und das sind so einige. Für Fahrmodi und Klimabedienung gibt es einen eigenen Touchscreen samt Drehreglern, die das aufklappende Infotainment-Menü darüber etwas entschlacken. Jedoch wünscht man sich beim schmalen Zentralmonitor etwas mehr Bildschirmdiagonale, wie sie kürzlich in den Schwester-Modellen von Jaguar eingezogen ist. Die Touchsensoren in den eigenen Fingerkuppen erfreuen sich am hochwertigen Materialmix aus kreuzförmig abgestepptem Leder und weichen Kunststoffen der SE-Ausstattung. Nicht ganz so feinfühlig gelingt dagegen die Bedienung der neu gestalteten Touchpads am Lenkrad.
Leiser dank Gegenschall
Ob, der Motor schon läuft? Gute Frage. Tatsächlich hat man hier drinnen bei all dem Zirkus vom Dieselstart fast nichts mitbekommen. Nicht nur, weil der neu entwickelte Reihen-Sechszylinder sich akustisch stets vornehm im Hintergrund hält, sondern weil Land Rover mit aktivem Noise-Cancelling – ähnlich wie bei Kopfhörern – Umgebungsgeräusche eliminiert.

Ebenso unauffällig treibt der 3,0-Liter-Diesel den 2,1 Tonner an. Dank 48-Volt-Hybridisierung samt Riemenstartergenerator schaltet der Selbstzünder im Stadtverkehr an roten Ampeln schnell ab und springt genauso flott und sanft wieder an, wenn es weitergehen soll. Und genau, wie ein guter Diener hilft er dem Fahrer mit seinen 300 PS, wenn es mal schnell gehen muss. Dann spurtet der Velar in 6,5 Sekunden auf Hundert und weiter bis zur 230 km/h-Markierung. Spielt sich aber auch jetzt niemals auf und versetzt die Achtgang-ZF-Automatik nicht unnötig in Wallung.
650 Newtonmeter zum Surfen
Der Pilot thront derweil recht hoch auf den breit geschnittenen Sitzen, die sich elektrisch jeder Körperform optimal anpassen und sogar den Kopf links und rechts abstützen. Nur übermäßiger Seitenhalt für den Rest des Körpers ist nicht vorgesehen. Vermutlich, weil ein Range Rover den trotz sportlichem Fahrmodus gar nicht braucht. Bei flotter Kurvenfahrt spannt das adaptive Fahrwerk die Muskeln an und reduziert die Wankneigung des Aufbaus zwar deutlich. Doch das verhindert nicht, dass der SUV betont untersteuernd um die Ecken schiebt.

Viel lieber surft der D300 auf der breiten 650-Nm-Drehmomentwelle. Dabei glättet der mit 22-Zoll-Rädern bestückte Testwagen dank serienmäßig elektronisch geregelter Luftfederung sogar die desolatesten Straßenbeläge. Ja, der Range ist eben ein Landstraßenkönig, der sich aber bei Bedarf auch dreckig macht. Schließlich steckt unterm Blech jede Menge Allradtechnik mit variabler Drehmomentverteilung und verschiedensten Offroadmodi. Darunter einer für Gras/Schotter/Schnee, einer für Schlamm und für Sand. Abseits befestigter Wege hebt die Luftfederung den Velar mehr als 25 Zentimeter über den Boden.
4,8 Meter langer SUV mit moderner Einparkhilfe
Aber nicht nur im Gelände, sondern auch in engen Gassen ist die Offroadtechnik hilfreich. Keine Angst, wir erklimmen jetzt keine Bordsteine. Viel mehr lassen sich die unzähligen Kameras auch als Rangierhilfe zweckentfremden. Sie bieten nicht nur einen guten Überblick über den nach hinten etwas unübersichtlichen 4,80-Meter-SUV, sondern lassen ihn sogar gläsern erscheinen. Denn eine Kamera filmt den Untergrund und markiert die Position der Räder im Display. Das sieht dann so aus, als hätte der Velar gar keinen Motor. Und tatsächlich schützt das Feature auch vor Verrenkungen beim Parken.