Ram 1500 Pickup für 2024: Erster Test der Europa-Version

Ram 1500 Neuvorstellung mit Fahreindrücken
Riesiger Ami-Pick-up kommt nach Europa

Nach der Premiere in den USA kommt der neue Ram 1500 Pick-up offiziell nach Europa. Die Konzernmutter Stellantis übernimmt den Vertrieb des Dickschiffs über ausgewählte Vertragshändler. Dabei wird es mehrere Sechszylinder sowie eine vollelektrische Variante geben. In den USA wurde außerdem ein Plug-in-Hybrid vorgestellt.

Beim Neudesign ging Ram wenig Experimente ein, um die recht konservative Kundschaft nicht zu verprellen. Der dicke Truck ist weiterhin unverkennbar ein Ram. So bleibt es wie bisher bei der wuchtigen, weit über den Kühlergrill hochgezogenen Motorhaube, während mehrere Kühlergrill- und Schürzen-Varianten den Pick-up modernisieren. Ein neues Design für die LED-Scheinwerfer gibt es ebenfalls.

Reihensechser statt V8

Unter der Riesenhaube geht es künftig aber moderner zu. Die V8-Motoren sind endgültig weg vom Fenster, das war bereits vorher klar. An ihre Stelle rückt die neue Hurricane-Motorengeneration von Stellantis mit Biturbo-Aufladung. Diese steht in zwei Leistungsstufen zur Verfügung, welche sich bei Verdichtung und Ladedruck unterscheiden. Die Standardversion des neuen Reihensechszylinders leistet im neuen Ram 426 PS und verfügt über 636 Nm Drehmoment. Die "High-Output"-Version kommt auf 547 PS und 706 Nm. Beides ist mehr als beim bisherigen 5,7 Liter großen V8, kommt allerdings nicht an den bärigen 6,2-Liter V8 des bisherigen Ram TRX (712 PS) heran.

So fährt der Ram 1500

Der Sechszylinder ist leise, tritt gleichmäßig an, wirkt aber nicht so souverän wie der V8. Selbst die zweiflutige Abgasanlage erlaubt sich kein Geblubber. Die Achtgang-Automatik wechselt schnell und kaum spürbar die Gänge. Allradantrieb und Untersetzung sowie verschiedene Fahrmodi lassen sich per Tastendruck aktivieren. Wie gewohnt ist der Ram talentiert, sobald es ins Gelände geht. Sechs Meter lang und zwei Meter breit sollten sich die Wege allerdings nicht zu Pfaden verwandeln. Wobei sich der Allradler auch auf normalen Strecken sehr breit macht. Die indirekte, rückmeldungsarme Lenkung plus das sehr soft abgestimmte Fahrwerk zeigen hier durchaus Wirkung. Vorteil wiederum: Der Federungskomfort ist sehr passabel. Speed-Bumper knallen nicht durch, auch die Hinterachse trampelt nicht auf den Nerven der bis zu fünf Insassen herum. Zusätzlich montieren die Werker in Michigan eine in fünf Stufen verstellbare Luftfederung, die den Federungskomfort nochmals steigern soll. Dieses Erlebnis war uns an diesem Tag nicht vergönnt. Aber wie schon geschrieben, der Reisekomfort ist ohnehin angemessen und weit weg von den Derivaten aus Europa.

Für Kunden, die mit dem Ram einfach nur arbeiten wollen, bleibt als Basismotor der bewährte 3,6-Liter-V6-Benziner im Angebot, der bei Chrysler, Jeep und Dodge zahllose Brot-und-Butter-Autos antreibt. Auf der Pritsche ändert sich dagegen nichts. Mit 2,2 Quadratmeter Fläche und einer Tonne Nutzlast verträgt der Ami schon sehr viel Fracht. Nicht zu vergessen: die Anhängelast von 3,5 Tonnen. Wer mag, kann auch eine neue konzipierte Cargo-Box, zusätzliche Strahler und zwei abgedeckte Steckdosen dazu buchen. Die Stromversorgung für Handwerker und Camper sollte damit gut funktionieren.

Plug-in-Hybrid mit Riesen-Reichweite

Dieser 3,6-Liter V6-Benziner kommt außerdem künftig im elektrisch angetriebenen Ram Ramcharger zum Einsatz, und zwar als Generator. Beim Ramcharger handelt es sich um eine Abwandlung des rein elektrisch angetriebenen Ram REV. Gedacht ist er für Kunden, die zwar hauptsächlich elektrisch fahren, aber nicht mit leerer Fahrbatterie in der Prärie stranden wollen. Im Prinzip handelt es sich hier also um einen Plug-in-Hybriden.

Den Antrieb des Ram Ramcharger erledigen zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse mit einer Gesamtleistung von 488 kW (663 PS). Versorgt werden die E-Maschinen von einer 92-kWh-Batterie, die dann eben im Notfall vom V6 (130 kW Nennleistung) während der Fahrt nachgeladen werden kann. Den Sprint aus dem Stand auf 60 mph (96,6 km/h) soll das Dickschiff in 4,4 Sekunden absolvieren können. Dieses Modell wird aber vorerst nicht offiziell nach Europa kommen.

Elektro-Ram kommt nach Europa

Europäische Kunden sollen jedoch später im Jahr 2025 den neuen Ram 1500 REV bestellen können – mit einer wahrhaft gigantischen Batterie. Der Ram REV basiert auf der größten Stellantis-Plattform STLA Frame und soll mit 168 kWh Batteriekapazität auftrumpfen. Das soll trotz der üppigen Abmessungen für bis zu 563 Kilometer Reichweite genügen. Nachgeladen wird mit 800-Volt-Technik.

Zudem bekommen die Verbrenner-Ram-Modelle erstmals eine optionale höhenverstellbare Luftfederung spendiert. Nachdem Ram einst bereits mit der Schraubenfederung an der Hinterachse Komfort-Vorreiter in diesem Segment war, geht die Stellantis-Marke damit erneut in Führung gegenüber den Rivalen von Ford und General Motors.

Umfangreich überarbeitet wurden schließlich der Innenraum und die Assistenztechnik; Ram spricht von über 100 aktiven und passiven Sicherheitsfunktionen. Viel zu sehen gibt es auch: Neben dem digitalen Kombiinstrument verfügt der neue Ram über ein farbiges Head-up-Display mit zahlreichen Anzeigefunktionen wie Navigation oder Darstellung des Spurhalte-Assistenten. Als mittleres Multimedia-Display stehen zwei Varianten mit zwölf oder 14,5 Zoll Diagonale zur Auswahl. Vor dem Beifahrersitz befindet sich ein weiterer 10,25-Zoll-Monitor, über den Co-Piloten sowohl Fahrzeuginformationen als auch Bilder der Außenkameras oder Videos ansehen können.

Preise und Verkaufsstart

Die Verbrenner-Modelle des neuen Ram stehen seit dem ersten Quartal 2024 bei den US-Händlern. Nach Europa kommen sie zum Jahresende 2024, bestellt werden kann seit Oktober. Die Preise in den USA starten bei 40.275 Dollar (aktuell umgerechnet 36.500 Euro) für die Handwerker-Variante "Tradesman" mit 3,6-Liter-V6-Sauger und Hinterradantrieb. In Europa kostet der neue Ram 1500 mindestens 62.000 Euro (alle Preise vor Steuern). Mit dem Verkaufsstart des rein elektrisch angetriebenen Ram 1500 REV in Europa rechnet Stellantis für das dritte Quartal 2025.