Der Pössl Campster ist ein Camping-Bus im Format des VW T6 und macht dessen bekannter und begehrter Ausbauversion California sowie sämtlichen Alternativ-Ausbauern Konkurrenz. Zu einem günstigen Preis: Knapp 38.000 Euro kostet die Basis mit 95-PS-Diesel. Unser Testwagen kommt mit 180-PS-Diesel, Automatik und Zusatzausstattung auf rund 48.000 Euro. Nicht wenig Geld, aber nicht viel für einen großen Bus mit vier Schlafplätzen; ein vergleichbarer VW California ist etwa 15.000 Euro teurer.
Tiefgaragentauglich und wendig

Der Campster kratzt beim Ausparken aus der Tiefgarage mit der Stummelantenne an den Warnschildern, passt ansonsten einwandfrei zwischen Betondecke, Säulen und Ticketautomat durch. Die Schranke klappt hoch, der Weg ins Wochenende ist frei. Ganz entspannt nimmt der Campster, der ja im Grunde ein Citroën Spacetourer ist, am Stuttgarter Stadtverkehr teil. Die Übersicht von der hohen Sitzposition ist gut, die Wendigkeit okay. Ganz so präzise wie ein VW T6 oder Mercedes V reagiert der Spacetourer nicht auf die Lenkung, braucht ein paar Grad mehr Lenkwinkel. Der starke Diesel könnte etwas spontaner antreten, doch die Automatik schaltet zackig zurück und bietet im Stadtverkehr einen echten Komfortvorteil.
Ein Vorteil des Pösssl-Formats: Der Camper passt in Standard-Parklücken. Der Testwagen hat Parkpiepser vorn und hinten sowie eine Rückfahrkamera (1.310 Euro im Paket mit Totwinkel-Warner). Die versprochene Vogelperspektive baut sich etwas träge auf, ist jedoch sehr hilfreich und das Einparken funktioniert auch mit (eingeklapptem) Fahrradträger problemlos.
Zügig und sparsam über die Autobahn
Autobahn-Kilometer spult der Pössl zügig ab, schnell ist die Abregelung bei 170 km/h erreicht. Auch wenn Fahrer starker Mittelklasse-Diesel müde gähnen: Für ein Reisemobil sind das erstaunliche Geschwindigkeiten. Dabei läuft der Pössl auch bei Höchstgeschwindigkeit sauber geradeaus, der Wind rauscht kaum stärker ums Gehäuse als bei einem Pkw. Lediglich beim Beschleunigen tönt der Motor kernig nach Lieferwagen.
Bei konstanter Geschwindigkeit herrscht Ruhe. Dazu passt das komfortabel abgestimmte Fahrwerk, das lediglich auf starken Bodenwellen weit ausholt, um dann einzusacken. Dynamische Ambitionen unterstützt diese Abstimmung auf der Landstraße nicht, dennoch sind erstaunliche Kurvengeschwindigkeiten möglich. Dass wir dennoch eher entspannt unterwegs waren, zeigt der Bordcomputer-Verbrauch von 8,5 Litern.
Das Navigationssystem (Aufpreis: 1.300 Euro) zeigte während der Fahrt den einen oder anderen Umweg an, dem wir nicht folgten – ein gesunder Orientierungssinn ist eine gute Ergänzung zum eigensinnigen Routenfinder. Gesundes Misstrauen ist bei der nicht immer treffsicheren Tempolimitanzeige angebracht, da sie nicht immer die richtigen Schilder erkennt. Zuverlässig und nützlich hingegen: Der Assistent, der mit einer orangen Leuchte im Außenspiegel vor Autos im toten Winkel warnt.
Wohnen im Campster

Beim Campen erfordert der günstige Preis Kompromisse: Die Karosserie ist nicht isoliert und zum Lüften kann von Hand ein Gitter in die vorderen Fenster eingesteckt werden. Rollos an den vorderen Fenstern fehlen – und damit auch ein Sichtschutz oder schlicht eine Abdunkelung. Wer lieber für sich ist oder nur im Dunkeln schlafen kann, muss sich etwas überlegen oder nachrüsten. Eine Standheizung kostet 2.199 Euro extra, die wahlweise zwischen den Sitzen oder fest neben dem Küchenblock installierte Kühlbox berechnet Pössl mit 699 Euro. Schnell ist das untere Bett gebaut: Rücksitzbank vorziehen, Lehne umlegen, Matratze drüber. Die bietet ausgerechnet am unteren Rücken zuwenig Unterstützung, ist etwas zu weich und mit 1,15 Meter Breite für zwei Personen sehr schmal. Oben liegt es sich nach etwas Kletterei auf einer dünnen und 1,10 Meter schmalen Matratze, aber immerhin mit mehr Luft und Aussicht schon besser: Per Reißverschluss öffnet der vordere Teil des Aufstelldachs. Eine Nacht zu viert im Pössl Campster? Nur zur Not. Schon zu zweit werden Bewegungsfreiheit und Stauraum knapp. Das liegt unter anderem daran, dass sich der obere Teil des Kofferraums in das untere Bett verwandelt und die unteren Stauräume nicht mehr zugänglich sind, sobald das Bett gebaut ist. Einen Koffer legen wir auf den umgedrehten Beifahrersitz. Zum nach oben Klettern bliebe jetzt immer noch der Fahrersitz.
Noch mehr Kompromisse erforderte das Kochen. Weniger des lediglich zweiflammigen Herdes wegen, sondern aufgrund der beengten Platzverhältnisse: Mehr als Kaffee oder Nudeln und Soße aufwärmen möchten sich hier vermutlich die wenigsten – aber immerhin.
Update 2019: sauberer, stärker, komfortabler
Seit Juni 2018 liefert Citroën den Spacetourer mit der Abgasnorm Euro 6d Temp aus. Zwei Motoren werden stärker, leisten künftig 100 und 120 PS. Das Topmodell mit 180 PS bekommt eine Achtgang-Automatik, die künftig auch für den 120-PS-Diesel lieferbar ist. Pössl will den Campster ab Februar 2019 mit den neuen Motoren ausliefern. Eine Markise von Thule ist derzeit in Arbeit und soll bald lieferbar sein. Die 2019er-Modelle bekommen zudem Lüftungsöffnungen, so dass keine Lüftungsgitter mehr in die vorderen Seitenfesnster gesteckt werden müssen. Außerdem bietet Pössl an, eine Küche fest einzubauen, was die Zulassung als Reisemobil möglich macht.
Citroën Spacetourer M BlueHDi 180 Feel | |
Grundpreis | 42.800 € |
Außenmaße | 4956 x 1920 x 1950 mm |
Kofferraumvolumen | 1624 bis 3968 l |
Hubraum / Motor | 1997 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 130 kW / 177 PS bei 3750 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 185 km/h |
Verbrauch | 6,0 l/100 km |