An dieser Stelle begrüßen wir herzlich unsere Leser aus den Benelux-Staaten und bitten um Entschuldigung, den Autosalon von Brüssel derart vergessen zu haben. Dabei gab es dort nicht eine, nicht zwei, nicht drei, nein, vier Weltpremieren: den neuen Nissan Qashqai, das Facelift des Renault Mégane Cabrio, den Toyota Verso als 1.6 Diesel und – als sei das nicht schon atemberaubend genug – auch den modellgepflegten Opel Meriva .
Gut dreieinhalb Jahre nach dem Start bekommt der ein wenig Chrom um Kühlergrill, Nebelscheinwerfer und Türrahmen (nur Innovation), dazu LED-Heckleuchten, modifizierte Getriebe, ein neues Infotainment und … das war’s.
Opel Meriva behält eigenwilliges Türkonzept
Höflich formuliert gefährden die sachten Änderungen nicht den Werterhalt der ungelifteten Modelle. Tiefgreifenderes war aber nicht nötig, immerhin zählt der Opel Meriva B unter den kleinen Vans zu den besonders variablen. Deshalb bleibt es beim Konzept mit der Rückbank, die sich geteilt längs verschieben lässt – oder zu einer Zweiercombo mit mehr Ellenbogen- und Kniefreiheit umrücken, wenn der durchaus erwachsenentaugliche mittlere Sitz nach unten abtaucht.
Selbstverständlich bewahrt der Opel Meriva auch sein auffälligstes Alleinstellungsmerkmal: die hinten angeschlagenen Fondtüren. Wobei auch nach dreieinhalb Jahren nicht so ganz klar ist, worin genau deren Vorteil liegt. Manche Passagiere mögen den Einstieg in den Fond durch diese schmalen Türen bequemer finden, doch beim Kindersitzeinbau oder dem Anschnallen der Kleinen bringen sie keinen Vorteil. Parkt der Opel Meriva eng neben einem anderen Auto, ist es zudem ein ziemliches Gedränge zwischen den Türschlägen, wenn Front- und Fondbesatzung gleichzeitig aussteigen. Vorzüge und Nachteile dürften sich etwa die Waage halten.
Ladevolumen fällt zu knapp aus
Unstrittig dagegen ist, dass der flache Kofferraum mit gerade mal 400 Liter Standardvolumen für ein Familienauto viel zu knapp ausfällt. Schon ein normaler Kinderwagen braucht das Ladeabteil komplett auf. Raumeffizienz zählt nicht zu den großen Stärken des Opel Meriva, der sich mit einer Länge von 4,30 Metern bereits in die Kompaktklasse reckt. Zwar gibt es hinten viel Knieraum, aber vorn engt der wuchtige Armaturenträger Fahrer und Beifahrer ein.
Dass drinnen nur vergleichsweise wenig Platz bleibt, liegt auch am langen Vorbau, der zudem die Übersichtlichkeit einschränkt. Daran ändert selbst die hohe Position der seitenhaltstarken, sehr bequemen, vielfach verstellbaren AGR-Optionssitze (685 Euro für Fahrer und Beifahrer) nichts. Immerhin ist die Bedienung nun überschaubarer und eingängiger, vor allem wegen des neuen Infotainments namens Intellilink. In der teuersten Ausstattungsversion Innovation ist das Grundsystem serienmäßig, lässt sich mit zwei Navigations- und Entertainmentpaketen (bis hin zum Anschluss von Tablet-Computern) aufrüsten. Obwohl die Sprachbedienung beim Opel Meriva mitunter etwas schwerhörig reagiert und die Freisprecheinrichtung rauscht, insgesamt funktioniert alles nun besser, leichter und schneller.
Modellpflege des Opel Meriva durchaus gelungen
Das gilt gleichermaßen – und mit dieser rumpeligen Überleitung landen wir im Antriebskapitel – für das Getriebe. Insgesamt 50 Millionen Euro investierte Opel in die Fünf- und Sechsgangboxen, denen die Ingenieure nun endlich das Hakeln abgewöhnt haben. So lässt sich der Opel Meriva leicht und präzise schalten, zudem passen die Anschlüsse besser zur Leistungscharakteristik des 1,4-Liter-Turbobenziners.
Der Vierzylinder ist der beliebteste Motor im Opel Meriva-Stall, entwickelt 120 PS und 175 Nm, dreht eher unbegeistert, wuchtet den Opel Meriva im Gegensatz zum schlappen 1.400er-Sauger mit 100 PS ausreichend temperamentvoll voran. Für weite Strecken passt auch der Komfort des Vans, der über kurze Unebenheiten stolpert, lange Wellen dafür gekonnt wegsteckt.
Nach der durchaus gelungenen Modellpflege zählte der Opel Meriva also zu Recht zu den Brüsseler Spitzen.