Mit der 2017 eingeführten fünften Generation des Micra hat Nissan einen Treffer gelandet. Der auf knapp vier Meter angewachsene Kleinwagen punktet mit modernem Styling und einer gut besetzten Assistenz-Abteilung, ließ bislang allerdings leistungstechnisch noch Luft nach oben. Das ändert sich ab sofort dank zwei neuen Benzinmotoren, die mit bis zu 117 PS auch das Thema Fahrspaß auf dem Zettel haben.
Den Löwenanteil an Käufern soll künftig der neue Einliter-Dreizylinder einsammeln, der mit 100 PS Maximalleistung den bisherigen 90-PS-Benziner ersetzt. Diese Maschine bietet auch gleich noch eine weitere Neuerung, das optionale CVT-Automatikgetriebe namens XTronic. Künftige Topversion, die mehr Sport ins Spiel bringen soll, ist der Micra N-Sport mit einem separat entwickelten 117-PS-Dreizylinder, welcher ebenfalls mit einem Liter Hubraum antritt und ausschließlich mit Sechsgang-Schaltgetriebe erhältlich ist. Beim 100-PS-Micra bleibt weiterhin das Fünfgang-Schaltgetriebe gesetzt.
Nissan Micra 2019 mit mehr Anschlussfreude
In der ersten Reihe überzeugt der Micra mit einem erwachsenen Auftritt, sauberer Verarbeitung und nett gestalteten Akzenten, kleinwagen-typisch lässt sich mit verschiedenfarbigen Dekors zusätzlicher Pep ins Cockpit bringen. Neu für das 2019er Modelljahr ist das weiterentwickelte Infotainment-System namens NissanConnect. Hier ist nun auch die Smartphone-Anbindung via Apple CarPlay und Android Auto an Bord, zusätzlich gibt es Smartphone-Funktionen wie die Fahrzeugortung sowie Echtzeit-Verkehrsdaten. Ebenfalls praktisch: Die Kartendaten können nun wahlweise als „over the air“-Update oder über einen USB-Stick vom heimischen Computer aktualisiert werden.
In Sachen Platzangebot herrscht nur ganz vorne volle Zufriedenheit. Der Kofferraum ist relativ überschaubar dimensioniert, sehr kompakt geht es jedoch auf der Rückbank zu. Schon der Einstieg ist keine große Freude und endet bei Unachtsamkeit mit einer veritablen Kopfnuss. Innen angekommen stellt man dann fest, dass hier nur Kinder adäquat untergebracht sind. Durch die modische, nach hinten abfallende Dachlinie gibt es für Erwachsene keinerlei Kopffreiheit, die Beine finden nur Platz, wenn der Vordermann gnädig den Sitz nach vorne rutscht. Das können andere in dieser Klasse besser.
Also lieber wieder nach vorne, wo die Musik spielt. Das tut sie mit dem neuen 100-PS-Motor mit frischem Elan. Der verhalten knurrende Motor zeigt sich als idealer Kandidat für Stadt und Land, weil er bereits aus sehr niedrigen Drehzahlen heraus klaglos antritt und diese auch im Dauerlauf akzeptiert. Mit knapp über 1.000 Touren im Verkehr mitzuschwimmen gelingt ohne Gestotter und Gebrummel. Erst beim vollen Beschleunigen macht der Turbomotor mit dem nüchternen Modellcode HR10DET klar, dass er keinen Sportwagen antreibt. Bei hohen Drehzahlen wird es zunehmend zäh, auch auf der Autobahn ist man bei Richtgeschwindigkeit am besten aufgehoben.
Da ist der Kollege namens HR10DDT, abgeleitet von einem 1,3-Liter-Vierzylinder, ein anderes Kaliber. Sein großer Bruder treibt den Nissan Qashqai, den Renault Kadjar und auch die A-Klasse von Mercedes an, doch den Verzicht auf 300 Kubikzentimeter will sich der Dreizylinder nicht anmerken lassen. Er hängt sehr direkt am Gas und geht ausgesprochen munter ans Werk – so munter, dass man ihm die lediglich 17 Extra-PS im Vergleich zum schwächeren Micra 1.0 IG-T kaum glauben mag. Schnelle Überholmanöver und der flotte Sprint an der Ortsausgangstafel machen mit dieser Maschine ebenso Freude wie die engagierte Fahrweise auf kurvigem Geläuf. Unterstützt wird der Pilot dabei von der serienmäßigen Sport-Ausstattung des 117-PS-Micra: Ein um 10 Millimeter tiefergelegtes Fahrwerk mit strafferer Abstimmung, direktere Lenkung und 17-Zoll-Niederquerschnittsreifen.
Letzteres bestimmt jedoch auch den Alltagskomfort. Der Micra DIG-T 117 wird bei groben Unebenheiten rumpelig und verteilt auch auf normaler Strecke ständige kleine Knuffer an die Besatzung. Demgegenüber ist der Federungskomfort im Micra IG-T 100 spürbar eine Klasse höher angesiedelt. Unabhängig von der Motorisierung ist der Micra ein recht leises Fahrzeug, deutlich hörbar sind jedoch die Abrollgeräusche und jeglicher Fremdkörperkontakt in den akustisch ungedämmten Radhäusern. Ebenfalls unabhängig vom Motor ist die bescheidene Übersicht nach hinten (stört beim Einparken) und die dominant im Sichtfeld stehende A-Säule (stört beim Kurvenfahren).
Eine letzte Neuerung zum Modelljahr 2019 betrifft das Automatikgetriebe, mit dem sich der 100-PS-Micra bestellen lässt. Das 1.200-Euro-Extra ist japan-typisch ein CVT-Getriebe mit variabler, stufenloser Übersetzung. Weil das hieraus üblicherweise resultierende Drehzahlverhalten auf viele Europäer nach wie vor verstörend wirkt, hat Nissan allerdings virtuelle „Gangstufen“ einprogrammiert. So simuliert die Gliederketten-Automatik das Schaltverhalten einer klassischen Wandlerautomatik und belässt den Motor in den meisten Lebenslagen in einem niedrigen Drehzahlbereich. Und obwohl der XTronic-Micra im Vergleich zum Handschalter-Modell über eine Sekunde länger für den Standard-Sprint auf Tempo 100 brauchen soll, fühlt er sich subjektiv fast noch munterer an als der Schalter-Kollege.
Nissan Micra IG-T 100 Tekna | Nissan Micra DIG-T 117 Acenta | |
Grundpreis | 19.642 € | 18.316 € |
Außenmaße | 3999 x 1743 x 1455 mm | 3999 x 1743 x 1439 mm |
Kofferraumvolumen | 300 bis 1004 l | 300 bis 1004 l |
Hubraum / Motor | 999 cm³ / 3-Zylinder | 999 cm³ / 3-Zylinder |
Leistung | 74 kW / 100 PS bei 5000 U/min | 86 kW / 117 PS bei 5250 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 184 km/h | 195 km/h |
Verbrauch | 4,6 l/100 km | 5,0 l/100 km |