Mercedes SLK 55 AMG im Fahrbericht: Sportskanone mit Sparprogramm

Mercedes SLK 55 AMG im Fahrbericht
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Sportskanone mit Sparprogramm

Serienfahrzeuge Cabrios bis 130 000 € - Mercedes SLK 55 AMG © Motorpresse Stuttgart 27 Bilder

Der neue Mercedes SLK 55 AMG hat entschieden mehr zu bieten als der zierlicher anmutende Vorgänger – zum Beispiel ein V8 mit Zylinderabschaltung der maximal 422 PS und 540 Drehmoment entwickelt.

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Wer glaubt, der südwestamerikanische Bundesstaat Kalifornien hätte ganzjährig kuschelig-warme Temperaturen zu bieten, irrt: Es ist klirrend kalt, als an diesem Morgen in San Francisco der Startschuss zur ersten Ausfahrt mit dem Mercedes SLK 55 AMG fällt. Aber weil ein Roadster nun einmal ein Roadster ist, und ganz speziell dieser hier gegen Aufpreis mit einem Warmluftschal verwöhnt, gleitet das auf Knopfdruck die Farbe ändernde Magic Sky-Dach dennoch in den Kofferraum. Mögen die harten Kerle ruhig lästern und verächtlich die Nase rümpfen – ich stehe zu meinem auch unter Open-Air-Bedingungen vorhandenen Wärmebedarf.

Stärkster Mercedes SLK der Geschichte

Genüsslich reisen also – viel anderes wäre auf US-amerikanischen Highways zur morgendlichen Rush Hour ja auch gar nicht drin – und dem Klang der durchaus in hiesige Gefilde passenden wohlig vor sich hinbrabbelnden Saugmotor-V8 genießen. Jener fällt im Gegensatz zum Triebwerk des Mercedes C63 AMG mit 5,5 Liter Hubraum zwar etwas zierlicher aus, tritt auf Wunsch und bei Bedarf aber dennoch mit der Kraft von 422 Pferden an. Einen stärkeren Serien-Mercedes SLK gab es noch nie. Auch diesbezüglich macht der serienmäßig mit Automatikgetriebe versehene kleine Roadster also unmissverständlich klar, dass er mit den Großen mitmischen will.

Mercedes SLK 55 AMG in 4,6 Sekunden auf 100

Ein Anspruch, dem der mit 4,15 Meter Länge angenehm kompakte, wenngleich mit 1.610 Kilogramm nur mäßig leichte Zweisitzer nicht nur der Papierform nach auch gerecht wird. 4,6 Sekunden sollen genügen, verspricht das Werk, um den Mercedes SLK 55 AMG aus dem Stand auf Tempo 100 zu beschleunigen. Bei 250 km/h wird der kleine Wilde elektronisch eingefangen. Werte, die in den wenigen Momenten, in denen man sich auf amerikanischen Straßen unbeobachtet wähnt und dem Gasfuß etwas mehr Bewegungsfreiheit gewährt, allemal glaubhaft erscheinen.

In Anbetracht dessen, was passiert, wenn der Tanz auf dem rechten Pedal munterer wird, lässt sich auch mit der zugunsten deutlich verbesserter Verbrauchswerte im Mercedes SLK 55 AMG an Bord befindlichen Zylinderabschaltung durchaus leben. Dies gilt umso mehr, als das Umschalten vom Acht- in den Vierzylindermodus ausgesprochen sanft vonstatten geht. Beim in Amerika nicht unüblichen Dahinbummeln stört die fehlende Aktivität von vier Brennräumen ohnehin nicht weiter. Wenn es kurzfristig wieder flotter vorangehen soll, weil ein Lastwagen oder Transporter lässig überholt werden soll, läuft der V8 ohnehin wie von Geisterhand und für Fahrer und Beifahrer kaum spürbar wieder zu ganzer Stärke auf. So macht – ähnlich wie beim „Segeln“ im neuen Porsche 911 – Kraftstoff sparen wirklich Sinn. Leistung ja – aber eben immer nur dann, wenn sie auch tatsächlich gebraucht wird.

Außerdem stören Effizienz steigernde Fahrprogramme sowieso nur dann, wenn sie dem Piloten alternativlos aufgezwungen werden. Und so weit sind wir vorerst glücklicherweise noch nicht. Zwar startet auch der sportlichste Mercedes SLK grundsätzlich immer im Eco-Modus und somit stets mit aktiviertem Start-/Stop- und Zylinderminimalprogramm. Dadurch soll der mittlere Kraftstoffverbrauch im Vergleich zum mit 360 PS deutlich schwächeren Vorgängermodell um bis zu 30 Prozent geringer ausfallen, was in Anbetracht der Antritts- und Durchzugsstärke des Newcomers durchaus eine Ansage wäre und zu einem späteren Zeitpunkt im Test zu verifizieren sein wird.

All jene, denen der eine oder andere vorgezogene Tankstop grad egal ist, können sich jedoch vom Start weg für eher Performance orientiertes Fahren im Mercedes SLK 55 AMG entscheiden. Ein simpler Druck auf die in der Mittelkonsole befindliche Eco-Taste hindert den Sparfuchs an der Arbeit und lässt dem Spieltrieb des in den konstruktiven Merkmalen wie Hubraum, Bohrung-Hub-Verhältnis, Zylinderabstand, Ventiltechnik und Benzin-Direkteinspritzung mit dem Biturbo-V8 der großen AMG-Baureihen identischen Treibsatz freien Lauf.

Veritable Sportskanone mit Zylinderabschaltung

Unter Zuhilfenahme des sportlicheren der beiden automatischen Schaltprogramme oder im Falle der manuellen Gangwahl via der am unten abgeflachten Volant befindlichen Schaltwippen spielt der mit einer neuen Ansaugluftführung, ebensolchen Zylinderköpfen, einem modifizierten Ventiltrieb sowie einem angepassten Ölhaushalt und einem optimierten Kurbelgehäuse versehene Vierventiler in nahezu allen Drehzahlbereichen ausgesprochen munter auf. Mit Maximaldrehzahlen von über 7.000 Kurbelwellenrotationen und einer stattlichen Verdichtung von 12,6:1 outet sich der V8 mit kennfeldgesteuerter Zylinderabschaltung allen Sparmaßnahmen zum Trotz als veritable Sportskanone.

Das eben dies die ernsthaften Bemühungen der AMG Motorentechniker ein Stück weit konterkarieren könnte, liegt auf der Hand. Wer will schließlich mit dem Mercedes SLK 55 AMG im Teillastbereich dahinzuckeln, wenn spätestens ab 3.600/min der ungezügelte Aufgalopp von 422 Vollblutpferden lockt? Zumal im Rahmen des AMG Handling Packages ein Performance Fahrwerk nebst Hinterachs-Sperrdifferenzial und vorderen Bremsscheiben in Verbundtechnik lockt. Wir werden testen, inwieweit wir uns zügeln können.

Tabelle (techn. Daten)

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