Mercedes A45 AMG Edition1 im Fahrbericht: Vier nach Acht

Mercedes A45 AMG Edition1 im Fahrbericht
:
Vier nach Acht

Mercedes A45 AMG Edition 1 © Mercedes 21 Bilder

Bisher wollte AMG seinen Kunden nicht weniger als acht Zylinder unter der Haube zumuten. Jetzt allerdings startet der A45 mit 360 PS starken Vierzylinder-Turbomotor, Allradantrieb und Doppelkupplungsgetriebe. auto motor und sport durfte mit der Edition 1 eine Runde über den Bilster Berg drehen.

Kompletten Artikel anzeigen

Na, das kann ja heiter werden. Wie ein vollgefressener Parasit hockt der riesige Turbolader unter der langen Motorhaube des Mercedes A45 AMG. Klar, irgendwoher müssen die 360 PS ja kommen, wenn nur zwei Liter Hubraum zur Verfügung stehen. Doch bei dem Lader dürfte sich vor der Beschleunigungs-Orgie ein Turboloch Vulkankrater-artigen Ausmaßes auftun. Noch ein schneller Blick aufs Datenblatt: 450 Newtonmeter – respekt – bei 2.250 Umdrehungen, immerhin. Na dann, los geht’s.

Mercedes A45 AMG Edition 1 mit üppiger Ausstattung

Innen bietet der Mercedes A45 AMG keine Überraschungen, alles soweit bekannt bis hin zum mäßigen Platzangebot im Fond und der noch viel mäßigeren Rundumsicht. Die Zierleisten imitieren recht gekonnt Carbon, dazu noch ein paar Farbtufer – und natürlich der charakteristische Knubbel-Wählhebel für das Doppelkupplungsgetriebe auf der Mittelkonsole und nicht am Lenkrad. Ein Glanzlicht setzt die AMG-Variante dann doch noch: Die hervorragenden Schalensitze, die Rennstreckentauglichkeit, Komfort und Alltagstauglichkeit gekonnt ausbalancieren – und die Kleinigkeit von 2.142 Euro extra kosten.

Bei der 56.977 Euro teuren Edition 1 zählen sie dagegen ebenso zum Serienumfang wie das etwas aufdringliche Aerodynamik-Paket (das den Auftrieb an der Hinterachse um 40 Kilogramm reduzieren soll) und die ebenfalls nicht besonders unauffälligen 19-Zoll-Rädern. Letztere reduzieren den ohnehin recht spärlichen Federungskomfort der A-Klasse auf einen neuen Tiefstand, doch insgesamt wirkt der Mercedes A45 AMG stimmiger als die zivileren Modelle mit optionalem Sportfahrwerk.

Da die Mercedes Sport-Truppe neben der optischen auch die akustische Zurückhaltung nicht zu den Kernwerten der Marke zählt, steigt die Spannung vor dem Motorstart. Wie klingt der Vierzylinder? Der sonor bassende Leerlauf kündet zumindest davon, dass die Entwickler ihre Aufgabe ernst nahmen, denn laut eigenen Angaben zählt der Klang zu den wichtigsten Kaufgründen für ein AMG-Modell. Daher trägt der Mercedes A45 AMG Edition1 serienmäßig die sonst optionale Performance-Klappen-Abgasanlage – und die nimmt nun wirklich kein Blatt vor die Endrohre. Der bis zum Drehzahlgipfel von 6.700/min voluminös-kernige Sound ist schon ein Erlebnis, doch die richtige Würze bringen erst das obszöne Schnauben beim Gangwechsel und das beinahe schon vulgäre Rotzen im Schiebebetrieb.

Zweiliter-Triebwerk hängt gierig am Gasfuß

Optik und Akustik passen also prima zusammen, beides ist nichts für Kaulquappen-Nummerierer. Und die Fahrdynamik? Eigentlich treibt die A-Klasse ja nur die Vorderräder an. Hier kommt eine von AMG entwickelte Vorderachskonstruktion mit starr angebundenem Fahrschemel und steiferen Achsschenkeln zum Einsatz. Dennoch wäre das Drehmoment für zwei Räder zu viel des Guten, also gelangen über eine elektronisch geregelte Lamellenkupplung 50 Prozent davon an die Hinterachse. Tatsächlich lenkt der Mercedes A45 AMG agil und präzise ein, beginnt bei zunehmender Geschwindigkeit jedoch zu untersteuern, bittet geradezu um einen Lupfer am Gaspedal  – und bedankt sich artig mit einem leicht eindrehenden Heck.

Beim Herausbeschleunigen aus Kehren muss nicht lange überlegt werden, wie viel oder wenig Gas nun sein muss – einfach drauf. Das Zweiliter-Triebwerk im Mercedes A45 AMG hängt gegen allen Befürchtungen ziemlich gierig am rechten Fuß des Fahrers und macht bereits bei rund 1.600/min ganz ordentlich Druck. Von der Verteilung der Antriebsmomente bekommt der Fahrer dabei nichts mit, die Kupplung öffnet und schließt innerhalb von 100 Millisekunden vollständig. Zudem ahnt die Elektronik anhand von Gaspedalstellung und Lenkwinkel, was gefordert wird, und trifft entsprechende Vorkehrungen.

Mercedes A45 AMG rast in 4,6 Sekunden von null auf 100

Ebenso fix: Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Ein neuer Massenausgleich, eine modifizierte Steuerelektronik und fünf statt vier Lamellen lassen vor allem die Reaktionszeiten auf Schaltbefehle gegenüber dem A250 Sport spürbar sinken. Typisch AMG: Eine Launch Control, mit deren Hilfe der Mercedes A45 AMG in 4,6 Sekunden von null auf 100 km/h toben soll – warten wir mal den ersten Test ab. Bis dahin bleibt vor allem das agile Fahrverhalten in Erinnerung, eben jenes Gefühl das ganze Fahrzeug buchstäblich im Griff zu haben, wie es nur Kompaktwagen vermitteln können, selbst wenn sie 1,6 Tonnen wiegen (ja, richtig gelesen). Na, das war ja heiter.

Tabelle (techn. Daten)

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle zeigen wir weitere Inhalte, die den Artikel ergänzen. Mit Klick auf den Button geht es weiter zu unserer mobilen Website.

Dieser Artikel kann Links zu Anbietern enthalten, von denen auto motor und sport eine Provision erhalten kann (sog. „Affiliate-Links“). Weiterführende Informationen hier.

Meist gelesen 1 Preise zurück auf Niveau von vor fünf Jahren Corvette-Überfluss - 5.433 unverkaufte Sportwagen 2 Ablehnung, Absatzeinbruch, Rückrufe Das System Tesla ist am Ende 3 Schluss mit 100 km/h in Österreich Erstes Bundesland kippt Tempolimit auf Autobahnen 4 Erling Haaland künftig mit fast 500 km/h unterwegs Fußball-Star kauft 4-Mio-Supersportler 5 Flügel- und Unterboden-Mangel Sauber lässt Ersatzteile einfliegen
Mehr zum Thema Sportwagen