Porsche Cayenne, Lamborghini Urus, Ferrari Purosangue: Sie alle lösten einen Aufschrei aus. Kann ein Sportwagenhersteller einfach ein SUV bauen? Ja, kann er. Und vor allem viel Geld damit verdienen. Etwas, das Lotus zuletzt mehr schlecht als recht gelang, weswegen Lotus es unter Eigentümerschaft von Geely nun mit einem elektrischen Luxus-SUV versucht. Die große Frage: wie überträgt man die eigenen Markenwerte sinnvoll und vor allem glaubhaft auf einen solchen Hochsitz. Und hier dürfte es wohl kaum eine schwerere Aufgabe geben, als das Leichtbau- und Motorsporterbgut von Lotus in ein bis zu 2,6 Tonnen schweres, 5,10 Meter langes Auto zu verweben, das alles nicht ist, was Lotus bisher war.
Schwergewichts-Tanz
Die Antwort auf die zentrale Frage gibt die erste engere Kurve auf der Testfahrt mit dem Eletre S: Man macht es über die Lenkung. Denn die agiert so, als würde sie all die Masse, die da auf den Vorderrädern lastet, gar nicht interessieren. Sie reagiert direkt, relativ leichtgängig, ohne gespielte Aufgeregtheit aber mit inniger Präzision und sogar spürbarer Rückmeldung. Für ein SUV lenkt der Eletre schlicht herausragend ein. Und das obwohl er noch über um bis zu 3,5 Grad mit- und gegenlenkende Hinterräder verfügt, die bei den meisten Autos zwar die Agilität erhöhen, das Lenkgefühl jedoch eher verwässern. Seine hohe Präzision rührt auch daher, dass er sich mit aktiven Stabilisatoren und Adaptivdämpfern mit aller technischer Gewieftheit gegen die Seitenneigung wehrt, seine hohe Kommunikationswilligkeit auch von mangelnder Isolation: So befestigte man das Lenkgetriebe direkt am Hilfsrahmen, statt es aufwendig isoliert und gummigelagert abzukoppeln.