Mit dem Actyon erweitert der südkoreanische Autohersteller KGM (KG Mobility), der sich auf SUV, Geländewagen und Pick-ups spezialisiert hat, seine Modellpalette in der Mittelklasse. Das Unternehmen wurde in den 1950er Jahren gegründet und war bislang auch bei uns unter dem Markennamen SsangYong aktiv. Unter dem neuen Eigentümer, dem Mischkonzern KG Group, soll jetzt auch in Deutschland ein Neuanfang gelingen.
So lang wie ein Skoda Kodiq
Der KGM Actyon nutzt eine Modellbezeichnung, die bereits 2006 erstmals zum Einsatz kam. Der damalige SsangYong Actyon war das erste SUV-Coupé, noch vor dem BMW X6. Das neue Modell, das jetzt zu den rund 100 KGM-Händlern in Deutschland rollt, verzichtet allerdings auf eine schräg stehende Heckscheibe. Im Vergleich zum eng verwandten KGM Torres, der die gleiche technische Basis nutzt, stellt der Actyon das Design vor Nutzwert, ohne dabei auf SUV-Tugenden wie einen großen Kofferraum zu verzichten.
Die Karosserie des Actyon streckt sich, im Vergleich zum rustikaler auftretenden Torres, um einige Zentimeter auf 4,74 Meter. Zudem ist sie mit 1,68 Metern etwas flacher. Prägendes Stilelement ist die sehr breite C-Säule vor einem Heck, das entfernt an den Range Rover Velar erinnert. An der Front zeigt der KGM Actyon LED-Streifen für Tagfahrlicht und Blinker, die eine Maske mit LED-Elementen flankieren. Die Hauptscheinwerfer sitzen weiter unten im Stoßfänger.
Gutes Raumangebot im KGM Actyon
Der Kofferraum misst 668 Liter. Nach dem Umklappen der Rücksitzlehne, die sich geteilt nach vorne falten lässt, steigt das Volumen auf 1.568 Liter. Kleinkram ist im Kellerabteil gut aufgehoben. Die Seitenwände des Ladeabteils zeigen Kunststoffe statt Auslegeware. Das dürfte schnell für Kratzer sorgen.
Großzügige Platzverhältnisse zeigt der Koreaner in der zweiten Reihe. Trotz der flacheren Karosserie gibt es Luft über dem Scheitel, auch für Knie und Füße großer Menschen ist genug Raum vorhanden. Vorne sitzt man selbst für SUV-Verhältnisse relativ hoch auf großem Mobiliar. Die Kopfstützen haben integrierte Kleiderbügel – hier dürften sich die Inneneinrichter Inspiration bei Kia geholt haben. Die Verarbeitung zeigt sich solide, nichts knistert oder klappert. Lederbezüge mit roten Kontrastnähten sind serienmäßig. Optional kann man, je nach Ausstattungslinie, auch eine helle Innenausstattung in Beige und Braun oder dunkel Mikrofasermaterial mit mehr roten Dekorelementen konfigurieren.
Bedienung nicht immer unkompliziert
Das Cockpit übernimmt der KGM Actyon vom Torres EVX mit Elektroantrieb, auch der Benziner-Torres fährt jetzt mit dem aktualisierten Armaturenbrett vor. Zwei jeweils 12,3 Zoll große Displays stecken unter einer gemeinsamen Abdeckung. Die Dekorleiste unter dem Infotainment-Bildschirm kann bei der Bedienung des Touchscreens als praktische Handablage verwendet werden. Die Anzeigen, auch im Kombiinstrument hinter dem Multifunktionslenkrad, sind gut ablesbar. Einige Bedienschritte erfordern jedoch mehr Aufmerksamkeit als nötig. Zur Deaktivierung der sehr nervenbelastenden Geschwindigkeitswarnung auf Basis der Verkehrszeichenerkennung muss man sich mit einer Lenkradtaste tiefer als gewollt durch das Assistenz-Menü klicken. Ein Shortcut über den großen Zentral-Touchscreen wäre wünschenswert.
Dort kann man sich die Routenführung des werksseitig eingebauten Navigationssystems mit TomTom-Kartenmaterial anzeigen lassen, ebenso Inhalte eines per Apple CarPlay oder Android Auto gespiegelten Smartphones. Dafür ist jedoch eine Kabelverbindung über den USB-C-Anschluss in der Mittelkonsole nötig. Immerhin wird das Telefon dann auch gleich mit Energie versorgt. Induktives Laden ist nicht möglich.
So fährt sich der KGM Actyon
Der einzige Motor, der für den KGM Actyon zum Marktstart angeboten wird, ist der bekannte 1,5-Liter-Vierzylinder mit einer Leistung von 120 kW / 163 PS. Er lässt sich, je nach Ausstattungslinie optional oder serienmäßig, mit einer Sechsstufen-Automatik als Alternative zum manuellen Schaltgetriebe konfigurieren. Außerdem kann man den Actyon mit Allradantrieb bestellen. Unser Testwagen hat beides an Bord.
Der Benziner arbeitet, sofern man ihn mit sanftem Gasfuß im niedrigen und mittleren Drehzahlbereich hält, akustisch im Hintergrund. Bei starker Beschleunigung oder auch bei höherem Tempo wird der Verbrenner recht laut. Als ob er den Fahrer zum Spritsparen ermahnen will. Denn ein Asket ist der Turbomotor nicht. Der WLTP-Normwert für den KGM Actyon mit Automatikgetriebe und Allradantrieb liegt bei 9,0 Litern je 100 Kilometer. Außer einer Start-Stopp-Automatik sind keine effizienzfördernden Maßnahmen an Bord. Im Herbst 2025 soll ein Vollhybrid mit Allradantrieb das KGM-Angebot erweitern. Erst im Torres, ab 2026 dann auch im Actyon.
Die recht straffe Fahrwerksabstimmung gepaart mit den serienmäßigen 20-Zoll-Rädern sorgt manchmal für zu viel Rückmeldung von der Straßenbeschaffenheit. Vor allem im Fond kann es auf schlecht gepflegten Straßen mit kurzen Bodenwellen und Asphaltflicken für empfindliche Mägen ungemütlich werden. Auch Wurzelaufbrüche oder Kanten im Asphalt, die bei langsamem Tempo in der Stadt überfahren werden, verdaut das Fahrwerk des Actyon nicht wirklich gut.
Preise und Garantie
Rund 100 Händler hat KGM aktuell in Deutschland unter Vertrag. Dort gibt es den Actyon zu Preisen ab 35.790 Euro. Das Basismodell mit dem Namen Core hat bereits Lederbezüge, Sitzheizung vorne und hinten, Lüftung für die Vordersitze, Zweizonen-Klimaautomatik und eine Rückfahrkamera an Bord. Weitere Komfort- und Assistenzbausteine gibt es in den Ausstattungslinien Bliss und Lux. Bei ihnen ist das Automatikgetriebe aufpreisfrei dabei.
Unser Testwagen fährt als KGM Actyon Lux zum Preis von 42.250 Euro vor. Zur Serienausstattung zählen u.a. eine elektrische Heckklappe, Kameras für eine 360-Grad-Rundumsicht und eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage. Mit Allradantrieb und der schwarzen Kontrastlackierung am Dach kostet das hier gezeigte Exemplar 45.050 Euro. Leider sind auch dann nur normale LED-Scheinwerfer im vorderen Stoßfänger eingebaut. Adaptive Lichtfunktionen für mehr Sicherheit bei Dunkelheit gibt es nicht.
KGM stattet alle Fahrzeuge mit einer Neuwagengarantie für den Zeitraum von fünf Jahren bis zu einer Laufleistung von 100.000 Kilometern aus. Auch damit soll das Vertrauen der Kunden gewonnen werden.