Fahrbericht Ford C-Max2.0 TDCi und Opel Meriva 1.6 CDTI

Fahrbericht Ford C-Max2.0 TDCi und Opel Meriva 1.6 CDTI
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Welcher Van ist der Familienheld?

Ford C-MAX 2.0 TDCi, Opel Meriva 1.6 CDTI, Frontansicht © Beate Jeske 15 Bilder

Mit einem dezenten Facelift, einem neuen Dieselmotor sowie weiteren Verbesserungen soll der Opel Meriva auch künftig ein Held der Familie und Bestseller unter den kleinen Vans bleiben. Doch der etwas größere, betont dynamische Ford C-Max hält dagegen.

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Warum nur der Platz? Oder die Variabilität? Oder die Sitzposition? Vielleicht das beste Argument für einen Van ist, dass man sich vor ihm nicht erniedrigen muss. Denn mit seiner Scheitelhöhe von 1,62 Metern und den hinten angeschlagenen Fondtüren bietet der Opel Meriva einen ähnlichen Einstiegskomfort wie der mondäne Rolls-Royce Phantom und ein praktisches Alleinstellungsmerkmal unter den kleinen Raumwagen.

Opel Meriva mit acht Zentimetern mehr Länge

Der Rivale von Ford begnügt sich dagegen mit normalen Portalen, lässt sich aber ebenfalls ganz entspannt entern. Seine acht Zentimeter größere Länge erlaubt zudem mehr Stauraum (471 bis 1.723 statt 400 bis 1.500 Liter), während der Opel Meriva mit dem luftigeren Raumgefühl sowie etwas mehr Bein- und Kopffreiheit im Fond kontert. Daneben wirkt er in Material- und Detailqualität insgesamt hochwertiger als der Ford C-Max mit seinen vielfarbigen, teils scharfkantigen Kunststoffen und der billigen Laderaumauskleidung.

Auch dessen flexible, im Verhältnis 40:20:40 portionierte Komfortsitze im Fond (230 Euro extra) könnten etwas Feinschliff vertragen, weil sich die beiden äußeren nur mit Geschick und Kraftaufwand einige Zentimeter zurück- und nach innen verschieben lassen. Zuvor muss noch das schmale Mittelstück nach hinten geklappt werden, was den Kofferraum verkleinert. Im Meriva kann man dagegen die drei serienmäßigen Einzelsitze vor- und zurückschieben, und in der Lounge-Stellung für maximale Rekelfreiheit benötigt das gefaltete Mittelteil keinen zusätzlichen Platz.

Auch vorne fühlt man sich im Opel Meriva dank der niedrigeren Sitzposition und der bequemen Ergonomiesitze (295 Euro) besser ins Auto integriert als im Ford, dessen dicht gedrängte Anzeigen im fülligen Cockpit sich schlechter ablesen lassen als die großen Instrumente des Meriva. Und obwohl beide mit verwirrend vielen und kleinen Tasten in der Mittelkonsole irritieren, gelingt die Bedienung im Opel dank der neuen Entertainment-Einheit IntelliLink (Serie bei Innovation, mit Navi-System 500 Euro) leichter und intuitiver.

Mehr Fahrspaß im Ford C-Max

Neben der Bluetooth-Anbindung von Smartphones und externen Musik- oder Bildquellen ermöglicht sie über Apps auch die Nutzung von Internetdiensten und eine mit Apple-Produkten kompatible Spracheingabe. Außerdem bietet der große, hochauflösende Bildschirm im Opel Meriva eine klare, detailreiche Kartendarstellung, während man sich auf dem kleinen Monitor des C-Max kaum einen Überblick über den Straßenverlauf und die Umgebung verschaffen kann.

Dabei sind gerade kurvige Straßen das Revier des Ford-Vans. Obwohl der Ford C-Max etwas weicher gefedert ist und die Karosserie stärker wankt, vermittelt er mit seiner rückmeldungsstarken Lenkung und spontanen Reaktionen mehr Fahrspaß als der straffere, kräftig untersteuernde und vom ESP rigoros eingebremste Opel Meriva. Der lässt zudem kurze Stöße und Windgeräusche zu den Insassen durch, aber mit seiner etwas sterilen, indirekten Lenkung und Traktionsschwächen wenig Agilität aufkommen.

Einen echten Fortschritt markiert hingegen sein neuer 1,6-Liter-Turbodiesel mit 136 PS und 320 Nm, der kultivierter als der alte 1,7-Liter-Vierzylinder arbeitet und die Euro-6- Abgasnorm erfüllt. Trotz des kleineren Hubraums fühlt sich der Opel Meriva kräftig und erwachsen an, nimmt schon im Drehzahlkeller sauber Gas an und bringt den 1,5-Tonner munter voran. Beim Verbrauch hält er sich dagegen erfreulich zurück, konsumiert bei schonender Fahrweise um fünf Liter pro 100 km; im Testmittel sind es 6,8 Liter Diesel.

Das Zweiliter-Triebwerk des Ford – ohne Start-Stopp-Automatik – schluckt immerhin 0,3 Liter mehr und nimmt sich beim Durchzug in höheren Gängen deutlich mehr Zeit, hält sich aber akustisch noch stärker zurück. Außerdem ist es eine wahre Freude, den griffgünstig platzierten Hebel des Sechsganggetriebes aus dem Handgelenk durch die präzisen Schaltgassen zu führen. Diese Leichtigkeit erreicht die Opel-Meriva-Box nicht.

Auch bei der Sicherheit offenbart der renovierte Opel Meriva weiterhin Defizite. So kommt er bei einer Vollbremsung aus 100 km/h erst rund zwei Meter später zum Stillstand als der Ford, und auf lichtstarke Xenon-Scheinwerfer muss man beim Meriva ebenso verzichten wie auf ein Automatikgetriebe und diverse Fahrerassistenzsysteme, die beim C-Max zumindest optional geliefert werden.

Im Gegenzug stehen feine Extras wie Lenkradheizung oder ein ins Heck integrierter Fahrradträger in der Opel-Meriva-Preisliste. Weitere Pluspunkte sammelt er durch niedrigere Anschaffungs- und Unterhalts- kosten sowie die günstigere Umweltbilanz. Doch am Ende bleibt dem Opel eine Verneigung vor dem Ford nicht erspart – allerdings um nicht viel mehr, als es dessen einen Zentimeter größerer Scheitelhöhe entspricht.

Fazit

Der kräftige, sparsame Dieselmotor sowie das neue Infotainment haben dem Opel Meriva gutgetan, und das clevere Sitzkonzept überzeugt ebenso wie seine solide, hochwertige Verarbeitung. Doch am Ende sammelt der C-Max mit seinem besseren Platzangebot, dem agileren Handling und der umfangreicheren Sicherheitsausstattung den entscheidenden Punktevorsprung.

Tabelle (techn. Daten)

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