Natürlich wollte uns Dacia nochmals den 155 Hybrid anreichen. Aber erstens hatte den bereits Kollege Jens Dralle zur Testfahrt und zweitens wollen wir wissen, ob sich die Basismotorisierung denn nach Verzicht anfühlt. Auf einige Punkte sind wir gestoßen, doch der Motor ist nur indirekt am Verzichtsgefühlt beteiligt. Auf wie viel muss man eigentlich verzichten, wenn man wirklich nur den Prospektpreis von rund 24.000 Euro für einen SUV zahlen will, der immerhin VW Tiguan, BMW X1 oder Hyundai Tucson in Länge und Ladevolumen übertrifft?
Das bringt uns direkt zu ein paar Aspekten, die für den Basismotor sprechen. Denn einerseits hat man damit die Variante des Bigster mit dem geringsten Gewicht unter dem Hintern und andererseits auch echte 670 Liter Ladevolumen, weil Allrad- und Vollhybrid bauartbedingt Platz im Heck einbüßen und mehr auf die Waage bringen. Außerdem hat der 1,2-Liter-Dreizylinder dem Topmodell-Hybriden noch etwas voraus: Mit Anhängerkupplung ausgestattet, darf der kleine Verbrenner immerhin 1,5 Tonnen ziehen (gilt auch für die Allrad-Version). Der Hybrid 155 schafft nur eine Tonne.
Bleibt in der Komfortzone!
Nun aber zum Basismotor an sich. Der mildhybridisierte 1,2-Liter-Dreizylinder schickt 140 PS an die Vorderachse und schiebt mit maximal 230 Newtonmeter Drehmoment. Auf dem Papier fehlt ihm damit beim 0-100-Sprint nur ein Zehntel auf das Top-Aggregat (9,8 vs. 9,7 Sekunden). In der echten Welt fühlt sich der kleine Turbo ausreichend kräftig an – denn wer keine sportlichen Ambitionen einfordert, wo keine sind, lässt dem Motor leichtes Spiel mit rund 1,4 Tonnen Leergewicht. Fällt der rechte Fuß Richtung Bodenblech, deutet zumindest die Geräuschentwicklung mehr Leistung an. Der Bigster bleibt allerdings ein "Benzin-in-Dezibel-Wandler". Kurzum: Diszipinlierte Fahrer sollten mit dem Basismotor gut zurechtkommen.
Solange man den Dreizylinder nicht aus seiner Komfortzone quält, fühlt sich der Bigster tatsächlich recht leichtfüßig an. Ein fast vergessenes Gefühl in Verbindung mit einem Auto dieser Größe. Zusammen mit der unaufgeregten Sechsgang-Handschaltung und dem ausreichend komfortablen Fahrwerk und einer ordentlich mitteilsamen Lenkung ergibt sich ein gutes Stück automobiler Hausmannskost. Selbst flottere Kurven sind mal drin – auch hier gilt der größte Dank dem vergleichsweise geringen Gewicht.
Keine Option im Basismodell
Trotzdem schlummert in der Basismotorisierung auch ein bisschen Verzicht, denn das Automatikgetriebe ist für den Mildhybrid nicht zu bekommen. Die Multi-Mode-Box bleibt der Topversion vorbehalten. Und wo wir grade beim Thema sind: Sitzheizung, Lenkradheizung, Totwinkelwarner, das 10 Zoll große Digitalcockpit, Multiview-Kamera, Connected Navigation, Einparkhilfe vorne, Optionsfelgen in 18 oder 19 Zoll, Farbakzente außen, Zweifarb-Lackierung Panoramadach, getönte Scheiben und eine elektrische Heckklappe gibt es für das Einstiegsmodell "Essential" nichtmal gegen Aufpreis. Dafür muss man den Basismotor mindestens in die nächsthöhere Ausstattungslinie hüllen.
Die gute Info: Selbst wer sich für die Topausstattung "Extreme" entscheidet, zahlt nur 3.000 Euro mehr, erhält dafür aber ein serienmäßig sehr üppig ausgestattetes Fahrzeug. Das dürfte auch erklären, warum rund 90 Prozent aller Dacia-Kunden genau das tun – denn hier kann man sich Vollausstattung vergleichsweise einfach leisten. Optional gibt es dann inzwischen sogar komfortable Extras wie einen adaptiven Abstandstempomaten oder ein gekühltes Staufach im Innenraum.