Mit dem Formentor schickt Cupra, die sportliche Schwestermarke von Seat, ihr erstes eigenständiges Modell auf den Markt. Wir konnten den Spanier endlich fahren und checken, was in ihm steckt.
Da steht er und ja – die Damen und Herren aus der Designabteilung in Martorell haben einen echt guten Job gemacht. Denn sowie der erste "echte" Cupra in freier Wildbahn dasteht, zählt er sicher zu den scharfen SUV in dieser Klasse. Dass er auch innen fesch daherkommt und trotz seiner ansehnlichen Optik genug Platz für vier Personen bietet, hat Kollege Bernd Conrad bei der offiziellen Premiere des Cupra Formentor ja schon festgestellt.
Nun also endlich Fahren und wir sind neugierig, ob die Symbiose aus Sportwagen und SUV tatsächlich so begeistern kann. Unter der Haube des Testwagens (ab 43.953 Euro) brummt schon der Zweiliter-TSI in seiner stärksten Form. Will heißen: 310 PS, 400 Nm Drehmoment und 4,9 Sekunden für den 0-100-km/h-Sprint. 7-Gang-DSG und Allradantrieb bringen die Kraft auf die Straße. Dazu ein Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern und vier Endrohren.
310 PS und doch so vernünftig
Womit wir schon direkt losfahren, aber leider nicht jubelnd wiederkehren. Denn vier Rohre hin oder her – der Sound betört wohl niemanden. Kein puff, kein baff, keine ungehörigen Zwischengas-Impulse. Ähnlich auch die Kraftentfaltung. Natürlich spurtet ein 310-PS-SUV flott gen 100 km/h und locker auf 200, da der Formentor dabei aber leise bleibt und das DSG schnell sowie ruckelfrei seine Ritzel wechselt, fehlt dem Antrieb der brachiale Biss, dem sich so manch ein Cupra-Anhänger wünscht. Da hilft dann auch der im Cupra-Fahrmodus künstlich eingespielte Motorsound nicht mehr viel weiter.
Nicht so herzhaft wie erhofft: Motorsound und Kraftentfaltung des Cupra Formentor.
Selbst im erwähnten Cupra-Fahrprogramm ist der Formentor kein herzhafter Kurven-Rowdy, sondern spendet immer genügend Federungskomfort und lenkt nicht sonderlich aggressiv ein. Immerhin ist die Lenkung präzise und der leicht wankende SUV lässt sich entsprechend leicht (und schnell) dirigieren. Kleiner Tipp nach reichlich Kilometern durch viele Kurven: im Individual-Modus Lenkung und Sound auf Comfort stellen, Motor auf Sport und Adaptiv-Dämpfer auf maximale Härte. Denn bei hohen Touren klingt der Vierzylinder tatsächlich kernig-sportlich, die Lenkung spricht feinfühlig an und das übertrieben bockelige Fahrwerk vermittelt dann doch viel Cupra-Feeling.
Es geht auch langsamer
Und natürlich hat so eine friedvolle Abstimmung auch was Gutes. Schließlich soll der Formentor möglichst viele Neukunden locken; und nicht jeder will nach Feierabend kräftig geschüttelt wieder aussteigen. Entsprechend übrigens auch das Motorenportfolio. Der Formentor wird final mit neun Antrieben, darunter auch Plug-In-Hybride und konservative Diesel (150 PS) vom Band laufen. Letzterer übrigens mit einer simpleren Hinterachse.
Allein das Design, das Marken-Image und spezielle Cupra-Essenzen wie Schalensitze, Brembo-Bremsanlage und einem klasse Lenkrad mit speziellem Fahrmodi-Knopf sollen Kundschaft locken.
Abschließend noch eine frohe Botschaft, für all jene, die sich mehr Cupra erhofft hatten: Es wird auch einen Formentor mit fünf Zylindern und noch mehr Power geben. Maximal sportlich also.
Fazit
Ja, er ist nicht so herzhaft wie erhofft. Dafür belohnt er mit solidem Komfort, ordentlich Power, einem hinreichend sportlichen Handling und netten Cupra-Details im Innenraum.
Tabelle (techn. Daten)
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