Ob es jetzt ein solcher Riesennierengrill sein muss, das ist Geschmackssache. Wenn aber selbst das Cabrio der letzten S-Klasse-Generation Stoffverdeck trägt, dann gehört das ja wohl zum guten Ton, oder? Die neue Generation des 4er -Cabrios macht jedenfalls Schluss mit dem lackierten Metalldach: Der Ersatz steht als "Flächenspriegelverdeck mit Softtop-Optik" in der BMW-Broschüre. Das öffnet laut Hersteller in 18 Sekunden bei Geschwindigkeiten bis 50 km/h, soll 40 Prozent leichter sein und den Innengeräuschpegel auf Coupé-Niveau senken. Tatsächlich ist es unter dem wohlgedämmten und innen schick verkleideten Dach auffällig ruhig, nur gelegentlich hört man ab Landstraßentempo mal ein leises Pfeifen oben am Fenster – mehr aber nicht.

Komfortabel und warm
Auf der Testroute gibt sich der gefahrene 440i xDrive in den meist weiten Kurven durchaus sportlich, definitiv jedoch deutlich athletischer, als man bei einem 1.890 Kilogramm (Vorgänger: 1.850 kg) schweren Cabrio (ohne Fahrer) vermuten würde. Die Karosserie-Versteifungen sind dafür effektiv, zumindest kommt es auf der Fahrt selbst über grobe Unebenheiten so gut wie nie zu Knarzgeräuschen. Zusätzlich federt das Fahrwerk absolut bekömmlich und hält den Aufbau ruhig.
Luftverwirbelungen reduziert der manuelle Windschutz, zusätzlich helfen die Nackenwärmer bei kühleren Temperaturen. Vor allem lassen sich jedoch die Heizungsausströmer so ausrichten, dass die Insassen auch im schattigen März 2021 nicht frieren müssen. Die Erinnerung behauptet jedoch, dass man im BMW Z4 einen noch etwas effektiveren Hitzeball in die Kabine blasen kann.

Brillanter Reihensechszylinder im M440i
Der größte Komfortspender ist jedoch der überragende Reihensechszylinder mit 374 PS und 500 Nm, der nicht nur massig Kraft hat, sondern vor allem selbst aus dem Drehzahlkeller enorm reaktionsstark durchzieht. Die schnelle und geschmeidige Achtgangautomatik passt super dazu, leider ist sie aber auch alternativlos, denn ein manuelles Getriebe steht selbst für das Basismodell nicht im Konfigurator.
Neu ist die Mildhybridisierung mit einem 8-kW-Startergenerator, der den Motor an der Ampel zügiger anwirft und ihn beim Anfahren unterstützt. Zwar startet der Motor per 48-Volt-Generator zackig, bei zügigem Wechsel von der Bremse aufs Gas allerdings nicht immer schnell genug. Wie bei allen M340i und M440i lässt sich die Start-Stopp-Automatik aber nicht mehr dezidiert abschalten. Im Sportmodus ist sie zwar automatisch deaktiviert, nur dreht der Motor darin im Alltag unnötig hoch. Die Dieselmodelle sind alle mit der 48-Volt-Technik ausgerüstet, die Vierzylinderbenziner 420i und 430i hingegen nicht.

Vierradantrieb im 4er Cabrio für die Sechszylinder
Den Allradantrieb kombiniert BMW im Cabrio nur mit den Sechszylindermotoren, wobei der M440i und M440d serienmäßig xDrive haben – steigert das Gewicht, verbessert die Traktion der drehmomentstarken 3-Liter-Turbos. Für den ab November erhältlichen Diesel hat BMW den Preis noch nicht veröffentlicht, der Top-Benziner kostet ab 75.900 Euro, und somit 21.100 Euro mehr als das Einstiegsmodell 420i.
Bleibt der Gepäckraum, der bei geschlossenem Verdeck 385 Liter beträgt: Dafür muss lediglich der Verdeckkasten im Kofferraum mit einem Handgriff nach oben geklappt werden. Mit offenem Verdeck bleiben jetzt 300 Liter, 85 mehr als zuvor: Da bekommt man das Wochenendgepäck schon irgendwie reingequetscht.