BMW Alpina D3 Biturbo im Fahrbericht: Biturbo-Kraft im Drehzahlkeller

BMW Alpina D3 Biturbo im Fahrbericht
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Biturbo-Kraft im Drehzahlkeller

Alpina D3 Biturbo, Frontansicht © Hans-Dieter Seufert 17 Bilder

Schluss mit vier Zylindern: Im Alpina-Einstiegsmodell D3 Biturbo arbeitet nun ein Dreiliter-Sechszylinder-Diesel. Neben dem stattlichen Leistungszuwachs von 214 auf 350 PS bedeutet das allerdings auch einen erheblichen Preisaufschlag – zu Recht?

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Plötzlich war sie eben zu – die Lücke im Modellprogramm. Inzwischen bietet BMW selbst einen Dreier mit doppelt aufgeladenem Vierzylinder-Diesel an. Aber im Aufspüren von Nischen besitzt Alpina bekanntermaßen ein besonders ausgeprägtes Talent. Und auf einmal war eben wieder eine Lücke da, denn ein kräftiger Diesel, der fehlt der Dreier-Reihe – ein so wirklich richtig kräftiger Diesel.

BMW Alpina D3 Biturbo mit Diesel aus dem D5

Also greift Alpina ins eigene Regal und packt den 350 PS starken D5-Motor in den BMW Alpina D3 Biturbo Dreier. Im Gegensatz zu BMW bedient der Kleinserienhersteller auch Kunden, die den starken Selbstzünder ohne Allradantrieb oder in praktischer Touring-Verpackung wünschen. Weil diese spezielle Klientel gerne diesseits vom Rennstrecken-getriebenen Ehrgeiz eines M-BMW unterwegs ist, pflegt der BMW Alpina D3 Biturbo die hauseigene, eher zurückhaltende Art, abgesehen von den aufpreisfreien Zierstreifen vielleicht. Und dass Alpina-Fahrer ihr Auto gar nicht gerne aus der Hand geben, könnte am herrlich soften Bezug des Lederlenkrads liegen. Kann eigentlich jemand Schuhe daraus klöppeln? Bitte melden.

Überhaupt nicht soft dagegen: der Klang. Aus der mit Akrapovic entwickelten Auspuffanlange, die ganz legal auf einen Endschalldämpfer verzichtet, plumpsen kernige Bass-Brocken, schiffsdieselig knurrt der Sechszylinder im Bug. Durch entdrosselte Ansaugluftwege, einer Extraportion kühler Luft für die Lader und den Motor (30 Prozent größerer Durchmesser bei der Luftführung), 0,2 bar mehr Ladedruck (jetzt: 2,3 bar) sowie einen Abgaskrümmer aus einem Material, das eine um 50 Grad höhere Abgastemperatur erlaubt, steigt die Leistung des BMW Alpina D3 Biturbo um 37 PS und das maximale Drehmoment um 50 auf 700 Nm gegenüber dem 335d.

Brachiale Kraft bereits ab 1.500/min

Die maximale Leistung liegt im Vergleich zur Basis 400 Umdrehungen früher an, das Drehmoment steht hingegen bis 3.000/min zur Verfügung, also 500/min mehr. Ab 1.500 Touren wirkt die gesamte Gewalt des Triebwerks auf die Hinterräder und bringt ungeachtet der 265/35-19 großen Reifen die Warnleuchte der Traktionskontrolle ins Kammerflimmern, und die Achtstufenautomatik des BMW Alpina D3 Biturbo bekommt alle Zahnräder voll zu tun, um sich schnellstmöglich durch die Gänge zu flippern.

Die Gangwechsel passieren schnell, die Drehzahlunterschiede dazwischen fallen um rund 500/min geringer aus als bei der Serie, da die Hinterachse mit 2,81 statt 2,56 :1 übersetzt ist. Meist genügt sowieso die achte Stufe, weil BMW Alpina D3 Biturbo-Fahrer gerne Drehmoment-trunken über Land zoomen, stets im Bewusstsein, jegliche Überholmanöver – und zur Not auch mal ein spätpubertäres Duell mit einem vermeintlich stärkeren Konkurrenten – mit einer unaufgeregten Fußbewegung abhaken zu können.

BMW Alpina D3 Biturbo fährt sich straff gefedert und agil

Wie es wohl um die Souveränität steht, wenn die Straße ihre Geradlinigkeit aufgibt? Beim Fahrwerk erlaubt sich der BMW Alpina D3 Biturbo um 40 Prozent straffere Federn sowie entsprechend angepasste Adaptiv-Dämpfer. Die Abstimmung erfolgte speziell auf die hauseigenen 19- und 20-Zoll-Räder. Kleiner geht übrigens nicht, sonst passt die serienmäßige Festsattelbremse nicht mehr. Klingt nicht nach besonders hohem Federungskomfort? Überraschenderweise tritt der D3 seinen Insassen nicht bockig ins Kreuz, sondern spricht ordentlich auf Bodenunebenheiten an. Aber klar: Er federt nicht schmusig, sondern straff.

Im Gegenzug biegt der Dreier flott ab, lenkt agil, aber nicht aggressiv ein, beginnt erst unter grobem Vorsatz sanft zu untersteuern. Jetzt bloß nicht zu hastig ans Gas, sonst drückt die schiere Kraft des BMW Alpina D3 Biturbo sein Heck in unerwünschte Richtungen – oder zumindest in einen unerwünschten Winkel. Also doch mit Allrad? Dann kommen weitere 3.500 Euro (inklusive 20-Zoll-Radsatz) zum Grundpreis von 57.700 Euro hinzu.

Damit dürfte sich auch die D3-Klientel ändern, denn der Vorgänger kostete rund 16.000 Euro weniger. Doch dessen Nische besetzt ja nun ein anderer.

Fazit

Mag sein, dass sich Alpina mit dem neuen D3 von einem Teil der bisherigen Klientel verabschiedet. Doch der kultivierte, immens durchzugsstarke Sechszylinder-Diesel wird mit Sicherheit Käufer anlocken, denen der D5 schlicht zu groß und ein 335d zu kompromissbehaftet ist. Die ausgewogene, auf hohe Agilität ausgelegte Fahrwerksabstimmung gibt's mit dazu – kein schlechter Deal.

Tabelle (techn. Daten)

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