Düsseldorf wischt am Fenster vorbei, die Rheinkniebrücke, Landtag, Fernsehturm. Der Audi A8 zieht zarte Regenschleier hinter sich her über den Fluss, deutsches Herbstwetter. Passend für eine Allrad-Limousine und ebenso passend für Audi. Nur wenige Hundert Meter rheinabwärts trafen sich nach dem Krieg einige Auto Union-Manager um Carl Hahn, bildeten die Keimzelle des heutigen Audi-Imperiums. Doch das ist eine andere Geschichte, jetzt geht es um das Topmodell, den Audi A8.
Audi A8 mit strengeren Linien an der Fahrzeugfront
Die Produktaufwertung am Audi A8, wie ein Facelift im Jargon des VW-Konzerns heißt, für das Modelljahr 2014 dürfte den wenigsten Passanten am frühen Vormittag auffallen. Die Linien an der Fahrzeugfront sind etwas strenger, die Motorhaube runzelt sich jetzt kantiger über Single-Frame-Grill und Scheinwerfer. Eine Abrisskante und eine Chromleiste formen das Heck.
Überhaupt, die Scheinwerfer: Über die Matrix-LED-Leuchten am Audi A8 wurde bereits berichtet, 25 LED leuchten pro Scheinwerfer auf die Straße. Neben Abblend- und adaptivem Fernlicht brillieren die 50 LED zudem als Kurvenlicht, Spotlight des Nachtsichtassistenten oder Blinker. Dass dabei die Scheinwerfer per GPS-Kontakt bereits in die passende Richtung leuchten, bevor der Fahrer einlenkt, sei nur am Rande erwähnt. 2.400 Euro kosten die Hightech-Lampen für die Sechszylinder-Modelle des Audi A8, 800 Euro sind es beim V8.
Womit wir bei den Motoren des Audi A8 wären. Keine Überraschungen hier: zwei Diesel, zwei Benziner plus die Sonderfälle Hybrid, S8 und W12. Bei 74.500 Euro beginnt die Preisliste für den 310 PS starken Dreiliter-V6-Diesel inklusive Achtgang-Tiptronic und Quattro-Antrieb. Allrad und Automatik sind im Übrigen bei fast allen Audi A8-Varianten Serie. Eine Ausnahme macht da nur die Hybrid-Version, sie ist ausschließlich mit Vorderradantrieb verfügbar. Sauberere Abgase (alle entsprechen Euro 6), niedrigerer Normverbrauch und zum Teil mehr Leistung und Drehmoment bietet der aufgewertete Audi A8, ansonsten bleibt antriebsseitig alles beim Alten.
Achtzylinder-Diesel im Audi
Womit der Top-Audi auch künftig ein Alleinstellungsmerkmal im Konkurrenzumfeld behält: den V8-Diesel mit 4,2 Liter Hubraum und 385 PS (ab 94.800 Euro). Da hat Mercedes im Augenblick bei der kürzlich präsentierten S-Klasse der Baureihe W 222 keinen passenden Antrieb parat. Bei ihr beginnt die Preisliste mit dem einzigen Diesel im Programm, dem 258 PS starken S 350 Bluetec (ab 79.790 Euro), preiswertester Benziner ist – abgesehen vom Mercedes S 400 Hybrid – der S 500 mit 455 PS (ab 104.601 Euro). Ein erster vorsichtiger Vergleich sei dennoch erlaubt, selbst wenn Motorisierungen und Versionen nicht kompatibel erscheinen.
Nicht alle Audi A8- oder Mercedes S-Klasse-Kunden werden am liebsten hinten rechts im Fond auf Reisen gehen, doch vor allem auf den außereuropäischen Märkten ist der Anteil der als Chauffeurswagen bestellten deutschen Premium-Limousinen erheblich. Da kann der Audi A8, weil vorerst nur mit kurzem Radstand verfügbar, freilich nicht mit der Raumfülle der Mercedes S-Klasse mithalten.
Was den Komfort angeht, ist der A8-Passagier jedoch keineswegs schlechter dran. Das Fondsitzpaket Einzelsitze ist für alle Varianten verfügbar, kostet ab 3.240 Euro. Die Mercedes S-Klasse hat ein ähnliches Paket ab 1.785 Euro im Programm. Bei beiden sind für die Langversionen Fondsitzanlagen verfügbar, neben denen sich Business-Class-Sitze in Airlinern wie Arme-Sünder-Bänkchen ausnehmen.
Audi A8-Pilot findet sich in vertrautem Umfeld wieder
Fein geht es bei den beiden Limousinen ebenso auf den vorderen Plätzen zu, jedenfalls dann, wenn beim Audi A8 das Komfortsitz-Paket (ab 1.100 Euro) und bei der Mercedes S-Klasse das Sitzkomfort-Paket (1.700 Euro) dazugebucht wurde. Der A8-Pilot findet sich zudem in vertrautem Umfeld wieder, an Interieur und Bedienkonzept hat sich durch die Modellpflege wenig geändert. Das MMI-System gehört schließlich zu den besten Bedienoberflächen auf dem Premiummarkt, die zusätzlichen Features des neuen Audi A8 wurden unauffällig integriert. Dazu gehört unter anderem der aktive Spurhalteassistent, der jetzt dank der neuen elektromechanischen Lenkung auch im Audi-Topmodell verfügbar ist.
Anders die Mercedes S-Klasse. Zwar folgt ihre Bedienung ebenfalls dem Markenfreunden vertrauten Muster, doch das gesamte Interieur wirkt opulenter, verschwenderischer als der nüchterne Audi-Innenraum. Bei ihm schmiegt sich der zentrale Dreh-Drück-Steller angenehmer an die Handfläche. Und die neu sortierten Menüs von Infotainment sowie Bordtechnik sind nicht immer logisch. Bestens verarbeitet zeigen sich beide Luxuslimousinen, keinerlei Schludrigkeiten sind zu entdecken, doch alles andere wäre hier sehr verwunderlich.
Das eindrücklichere Komforterlebnis während der Fahrt bietet wiederum der Mercedes. Eine adaptive Luftfederung ist bei beiden Limousinen serienmäßig, diejenige in der Mercedes S-Klasse scheint einen Hauch feiner auf kleine Unebenheiten anzusprechen. Doch die Unterschiede bleiben gering, sehr guten Federungskomfort bieten beide.
Audi A8 mit etwas intensiverem Fahrerlebnis
Seidenweiche Motoren mit satten Leistungsreserven sowie unmerklich schaltende Automatikgetriebe sind in dieser Klasse ebenso selbstverständlich. Das etwas intensivere Fahrerlebnis, auch das ist wenig überraschend, entfaltet sich im Audi A8. Er ist dank Aluminium-Spaceframe den einen oder anderen Zentner leichter und lenkt sich etwas leichtfüßiger und direkter. Die neue elektromechanische Lenkung agiert, wie fast alle ihrer Art, etwas unverbindlich. Am besten funktioniert sie im Dynamic-Modus.
Ein Duell auf Augenhöhe also, im Komfort und bei den Assistenzsystemen hat der Audi A8 aufgeholt. Für heute immerhin haben Audi A8 und Mercedes S-Klasse genug präsentiert. Der sensorgesteuerte Wischer putzt die letzten Tropfen von der Scheibe der S-Klasse, während der A8 in die Tiefgarage taucht. Ein paar schüchtern-blasse Herbstsonnenflecken tanzen über den Rhein. Bestimmt regnet es gleich wieder.
Audi A8 3.0 TFSI Quattro | Audi A8 4.0 TFSI Quattro | Audi S8 4.0 TFSI Quattro | Audi A8 3.0 TDI Quattro | Audi A8 4.2 TDI Quattro | |
Grundpreis | 79.100 € | 104.400 € | 118.500 € | 77.600 € | 102.300 € |
Außenmaße | 5135 x 1949 x 1460 mm | 5135 x 1949 x 1460 mm | 5147 x 1949 x 1458 mm | 5135 x 1949 x 1460 mm | 5135 x 1949 x 1460 mm |
Kofferraumvolumen | 520 l | 520 l | 520 l | 490 l | 490 l |
Hubraum / Motor | 2995 cm³ / 6-Zylinder | 3993 cm³ / 8-Zylinder | 3993 cm³ / 8-Zylinder | 2967 cm³ / 6-Zylinder | 4134 cm³ / 8-Zylinder |
Leistung | 228 kW / 310 PS bei 5200 U/min | 320 kW / 435 PS bei 5100 U/min | 382 kW / 520 PS bei 5800 U/min | 190 kW / 258 PS bei 4000 U/min | 283 kW / 385 PS bei 3750 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h | 250 km/h | 250 km/h | 250 km/h | 250 km/h |
Verbrauch | 7,8 l/100 km | 8,9 l/100 km | 9,4 l/100 km | 5,9 l/100 km | 7,2 l/100 km |