Am 7. November ist es wieder so weit: Der berühmte London-Brighton-Run bringt 569 Veteranen ins Rollen, gebaut bis 1904 einschließlich; 44 davon stammen noch aus dem 19. Jahrhundert. Die Geschichte des London-Brighton-Runs wirft dabei ein Schlaglicht auch auf die Art, wie ein automobiles Jubiläum nach Ansicht seiner offiziellen Ausrichter zu feiern ist
Auch Gottlieb Daimler ist bei dem Inferno dabei
Erstmals gestartet am 14. November 1896, erinnert die Fahrt von der britischen Hauptstadt ins Seebad an der Kanalküste an den Fall des Light Locomotives Act, einer Gesetzgebung, die bis 1896 den ersten Automobilen die freie Fahrt auf britischen Landstraßen untersagte. Ein Mann mit roter Fahne - deshalb auch der populärere Name "Red Flag Act" - musste den Dampf-, Benzin- oder Elektrokutschen im Fußgängertempo vorangehen, was die Brauchbarkeit der Erfindung Automobil naturgemäß stark einschränkte. Als die ersten Autos dann freie Fahrt bis immerhin 12 Meilen pro Stunde (etwa 20 km/h) erhielten, kam es zu dem denkwürdigen Run. Charles Jarrott, Teilnehmer 1896, beschreibt in seiner Autobiographie den Start:
"Ich ging um acht zur Central Hall, wo die Autos parkten. Losgehen sollte es um zehn Uhr morgens am Hotel Metropole. Das, was ich in der Halle sah, werde ich nie vergessen. Französische Mechaniker und deutsche Erfinder wuselten in einer unbeschreiblichen Konfusion mit anderen Teilnehmern aus aller Herren Länder durcheinander. Riesige offene Flammen wurden durch die Halle geschleppt, um die Glührohrzündungen der Automobile vorzuheizen, denn kaum einer hatte eine elektrische Zündung. Hier und da blitzte eine Benzinverpuffung durch die rauchigen Abgasschwaden, die die Halle füllten, und die ganze Szene erinnerte an ein wahrhaftiges Inferno. Darüber der alle menschlichen Stimmen übertönende Lärm der Motoren, die hier und da doch angesprungen waren... Gegen drei Uhr nachmittags erreichte ein Duryea als Erster Brighton." Auch Gottlieb Daimler selbst fuhr mit.
Der Autokarneval war den konservativen Automobilisten ein Graus
In den folgenden Jahren wurde der Run nicht regelmäßig wiederholt, aber als in den Roaring Twenties einige Teilnehmer in ihren alten Autos sich wie beim Karneval verkleidet präsentierten, regte sich im Lager der konservativeren Autler Widerspruch. Faschingskostüme wurden untersagt, der sittenstrenge Royal Automobile Club nahm den Run schließlich unter seine Fittiche. Für den Abschlussabend in Brighton ist seither für Herren der Smoking vorgeschrieben. Ganz anders geht Andreas Wietzke mit dem Kulturgut Automobil um: "Oldtimer machen in erster Linie doch Spaß, und wir führen mit unserem Cadillac eine Oldie-Operette im Stil von Johannes Heesters auf."
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