Feste muss man feiern, wie sie fallen. Zur fünften Auflage der Classic Days auf Schloss Dyck versammeln sich auf dem knapp drei Kilometer langen Rundkurs Motorsport-Legenden in einmaliger Qualität. 65 private Sammler stellen sich mit ihren historischen Fahrzeugen der Gleichmäßigkeitsprüfung um die Graf Trips-Skulptur.
Nur Autos vor baujahr 1961 zugelassen
Neu in diesem Jahr: Die Autos dürfen nicht jünger als Baujahr 1961 sein. "Damit die Zeitreise am Schloss noch authentischer ist, endet die Classic-Days-Zeitrechnung mit dem Todesjahr von Wolfgang Graf Berghe von Trips", betont Organisationschef Marcus Herfort. In Erinnerung an den Porsche- und Ferrari-Werksfahrer Trips gestaltete der Künstler Pierre Habets eine 23 Kilogramm schwere Bronzeskulptur, die dem Gesamtsieger aller Klassen verliehen wird. In den vergangenen beiden Jahren umrundeten Hanns Werner und Moritz Wirth in einem Lagonda LG 45 TT Team Car den Kurs vom Miscanthus-Feld bis in die Bergahornallee am exaktesten.
Alfa Romeo feiert 100. Geburtstag
Neben den Privatiers öffnen auch immer mehr Automobilhersteller für die Classic Days die Tore ihrer Museen. Alfa Romeo etwa feiert auf Schloss Dyck sein 100-jähriges Bestehen. Dazu bringen die Italiener hochkarätige Legenden aus ihrem Museo Storico in Arese mit: Ältester Renner mit dem vierblättrigen Kleeblatt ist der Alfa Romeo Gran Premio Tipo B, bekannt als P3, der berühmte Grand-Prix-Wagen aus den 1930er Jahren. Zum P3 passt Alfas Formel-1-Wagen aus den frühen fünfziger Jahren, die Alfetta Tipo 159: Nino Farina gewann 1950, Juan Manuel Fangio 1951 die Weltmeisterkrone. Während diese Rennwagen bislang im Jubiläumsjahr nur statisch bei Messen zu sehen waren, sind sie bei den Classic Days in voller Fahrt zu bewundern. Das gilt neben den Monoposti auch für das Alfa Romeo 8C 2900 Le Mans Coupé, das 1938 bei den 24 Stunden von Le Mans in Führung liegend mit Ventilschaden ausfiel. Jüngstes Auto aus Arese ist der Tipo 33/2 Stradale von 1967. Das Coupé mit dem über 230 PS starken V8-Mittelmotor aus dem Motorsport gilt vielen Fans als schönster Alfa Romeo aller Zeiten.
Porsche erinnert an den ertsen LeMans-Gesamtsieg vor 40 Jahren
Auch Porsche feiert am Wasserschloss: den ersten Gesamtsieg beim berühmten 24 Stunden-Rennen von Le Mans vor 40 Jahren. Dazu schicken die Zuffenhausener einen 917 K in der markanten hellblau-orangen Gulf-Lackierung zu den Classic Days. Da werden auch Erinnerungen an den Spielfilm "Le Mans" wach, mit dem Steve McQueen der Rennschlacht an der Sarthe ein Denkmal setzte. Außerdem bringt Porsche den 908/3, mit dem Jo Siffert und Brian Redman 1970 die Targa Florio gewannen. Der offene Sportwagen-Prototyp mit dem kurzen Radstand von 2,30 Meter, der lediglich 545 Kilogramm wiegt und von einem Dreilter-Achtzylinder mit 350 PS angetrieben wird, wurde speziell für die Weltmeisterschaftsläufe auf dem sizilianischen Straßenkurs und den Nürburgring entwickelt. Mit drei Siegen bei vier Starts trug der 908/3 seinen Teil zu den Gesamtsiegen in der Marken-Weltmeisterschaft von Porsche 1970 und 1971 bei. Passenderweise trifft der 908/3 bei Schloß Dyck auf eine Fahrerlegende: Rallye-Weltmeister Walter Röhrl wird den flachen Renner fahren. Außerdem ist auf dem Rundkurs jener Porsche 936/77 in Aktion zu erleben, mit dem Jacky Ickx, sein amerikanischer Teamkollege Hurley Haywood und Jürgen Barth in Le Mans gewannen. Das Rennen 1977 verlief ähnlich dramatisch wie in diesem Jahr: Damals war Renault mit einer ganzen Armada ausgerückt, um auf heimischen Boden das deutsche Team zu schlagen. Doch alle Rennwagen der Equipe Jaune fielen aus und Porsche wiederholte den Vorjahreserfolg. Mit dem 936 gelangen drei der insgesamt 16 Le Mans-Gesamtsiege von Porsche.
Auch dabei: Audi, Toyota, Opel und Bentley
Heute führen die Ingolstädter Konzernschwestern von Audi die Le Mans-Historie erfolgreich fort. Bei den Classic Days aber erinnern sie an die frühen Erfolge im Grand Prix-Sport. Dafür poliert Audi Tradition einen Teil des Tafelsilbers und spannt mit dem Auto Union Typ A sowie dem Typ D den Bogen der Silberpfeil-Ära von 1934 bis 1939. Der Typ A mit dem 16-Zylinder-Mittelmotor, mit dem Hans Stuck 1934 die ersten Grand-Prix-Siege für die vier Ringe sicherte, kommt aus der umfangreichen Sammlung des belgischen Audi- und VW-Importeurs D’Ieteren, der Typ D mit dem 485 PS starken V12-Mittelmotor direkt von Audi Tradition. Dazu ist der Wanderer W25K mit Stromlinienkarosserie in Aktion zu erleben, wie ihn die Auto Union bei der Fernfahrt Lüttich-Rom-Lüttich einsetzte und 1939 den Mannschaftspreis gewinnen konnte. Zur Erinnerung an 30 Jahre quattro nimmt der 510 PS starke Audi 200 quattro Trans Am den Straßenkurs am Schloss unter die Räder. Am Lenkrad des 1988 in den USA eingesetzten Rennwagens wird Christian Geistdörfer sitzen, der als Beifahrer von Walter Röhrl zahlreiche Rallyeerfolge feierte. Röhrl gehörte 1988 auch zu dem erfolgreichen TransAm-Team, das die Markenwertung gewann und mit Hurley Haywood den Fahrertitel sicherte.
Toyota 2000 GT-Treffen, Opels Raketenwagen und Bentley Mother Gun
Zu einem großen Treffen reisen die Besitzer von Toyota 2000 GT zum rheinischen Wasserschloß mit englischem Landschaftspark. Von dem zeitlos schönen japanischen GT wurden insgesamt nur 350 Fahrzeuge gebaut. Außerdem präsentiert Toyota einen Corolla WRC, der von der ehemaligen Damen-Rallye-Weltmeisterin Isolde Holderied gefahren wird. Dazu gesellt sich ein Toyota Celica, wie er vom legendären Toyota Team Europe (TTE) eingesetzt wurde. Im hochkarätig bestückten Fahrerlager zeigt der japanische Hersteller außerdem ein Formel-1-Auto aus der letzten Saison und den Le Mans-Prototypen GT-One.
Eines der ungewöhnlichsten Autos der Motorsportgeschichte kommt von Opel: Den Raketenwagen RAK 2, wie er 1928 auf der AVUS in Berlin auf Rekordjagd geschickt wurde. Fritz von Opel, Enkel des Firmengründers, erzielte angetrieben von 24 Pulverraketen im Heck stolze 238 km/h. Ein weiterer einstiger Rekordjäger auf dem Rundkurs am Schloss ist der Bentley Old Mother Gun, ein Einsitzer auf Basis eines 1924 in Le Mans eingesetzten 4,5 Liter, der später für die Hochgeschwindigkeitspiste von Brooklands einen 6,5-Liter-Motor erhielt, der inzwischen auf acht Liter gewachsen ist. Bei Bedarf könnte Fahrer Michael Rudnig mit dem silbernen Monstrum mit 240 durch die Schlossallee donnern - was die Gleichmäßigkeitsmessung indes ziemlich durcheinanderwürfeln würde.