VW ID. Roomzz (2021): Erster Check im Elektro-Atlas

Erster Check VW ID. Roomzz (2021)
Das erste Mal im Elektro-Atlas

Shanghai Auto Show 2019
VW ID. Roomzz
Foto: Luca Leicht

Die Bedeutung des chinesischen Automarktes für Volkswagen ist immens. China steht für etwa 40 Prozent des Absatzes. Vor allem die Marke VW braucht China. Dort haben SUV bei den Neuzulassungen einen Anteil von 40 Prozent erreicht. VW fährt diesem Trend mit einem SUV-Anteil von 20 Prozent hinterher – oder hat positiv gewendet großes Potenzial. Gleichzeitig sagt VW-Vorstandschef Herber Diess: „Wir wollen als Marke die Nummer eins in der Elektromobilität in China und darüber hinaus sein“.

Der VW ID. Roomz als großer elektrischer SUV ist also doppelt wichtig für China. Drum ließ es sich Diess nicht nehmen, den Wagen im Vorfeld der Shanghai Auto Show auf einer eigenen Volkswagen Brand SUV Night vorzustellen.

VW ID. Roomzz
Luca Leicht

Für die fünf bisher vorgestellten ID.-Modelle gibt es im Portfolio der Marke jeweils eine erfolgreiche Entsprechung bei den Verbrennermodellen: Der ID. 3 oder Neo ist quasi der Golf, der Crozz entspricht dem Tiguan, der Vizzion dem Passat, der Buzz dem T6. Nur der ID. Buggy hat eine Sonderstellung. Der Roomzz passt als rund 4,92 Meter langer SUV mit später drei Sitzreihen im aktuellen VW-Modell-Programm am besten auf den Atlas (in China: Terramont).

Innen so groß wie ein Atlas, außen weniger Offroad

Aus der Nähe betrachtet hat der E-SUV hat einen niedrigeren Vorderwagen, ist mit 1,76 Meter insgesamt einen Zentimeter flacher, obwohl er die 15 Zentimeter hohe MEB-Batterie im Fahrzeugboden trägt. Vor allem aber ist er mit 1,89 Meter neun Zentimeter weniger breit als das größte MQB-Auto des Konzerns, in der Länge fehlen ihm sogar zwölf Zentimeter auf den Atlas. Die Abmessungen entsprechen laut VW schon weitgehend dem Serienmodell. Damit wirkt der Roomzz weniger wuchtig als der Atlas und eher wie ein großer Van. Eigentlich hat VW das entsprechende Modell mit Verbrennungsmotor auf der gleichen Veranstaltung in Shanghai erst als SMV Concept Car vorgestellt: Das „M“ in der Modellbezeichnung steht dabei für „Multipurpose“, also für Mehrzweck. Mit 5,16 Meter Länge ist dieser MQB-SUV sogar noch mal 12 Zentimeter länger als der Atlas, gleicht aber von den Proportionen und sogar vom Design her dem Roomzz.

Diese Ausrichtung passt offenbar zum chinesischen Markt. Dort, so Herbert Diess am Rande der Veranstaltung, schätzen die Käufer an SUV vor allem den Raumkomfort. Die Familie spielt eine größere Rolle, dazu gehören öfter auch Eltern und Schwiegereltern, die man verwöhnen wolle. Passend dazu firmierte der ID. Roomz zuvor auch immer unter Bezeichnung „Lounge“.

Concept Car mit vier Einzelsitzen

Als Concept Car ist der Roomzz allerdings noch ein Viersitzer. Zum Verwöhnen taugt er dennoch: Die zwei Schiebetüren öffnen sich gegenläufig elektrisch und geben einen riesigen Bereich des Interieurs zum Einstieg frei, die Sitze drehen sich um ca. 20 Grad den künftigen Fahrgästen zu. Die weich gepolsterten Sessel sind bequem und lassen auch ein wenig Seitenhalt spüren. Um trotz des ebenen, aber recht hochliegenden Fahrzeugbodens ausreichend Kopffreiheit zur erlauben, sind auch im bislang höchsten MEB-Auto bzw. ID.-Concept-Car die Sitzflächen in Relation zum Innenboden eher tief montiert, was die Oberschenkel nur bedingt aufliegen lässt. Die in der Folge weit ausgestreckten Beine könnten ein wenig am Raumvorteil des Elektroantriebs knabbern. Zwar hat der Roomzz wie der Buzz den größeren der beiden MEB-Radstände, nämlich rund 2,97 statt 2,77 Meter. Aber das Concept Car bietet beim Blick hinter Sitzreihe zwei keine unendlichen Weiten mehr. Für weitere Sitze und einen nennenswerten Kofferraum scheint der Platz eher knapp. Ob unter der vorderen Haube ein Kofferraum geschaffen wird, steht noch nicht fest. Dort wäre aber vermutlich trotz des zweiten auf der Vorderachse platzierten Motors (also Allradantrieb und 306 PS) noch jede Menge Platz, selbst wenn das neue Head-up-Display mit Augmented Reality Elementen hier Bauraum beansprucht.

Die eigentlichen Instrumente schweben beim Roomz im manuellen Modus quasi frei vor dem Fahrer. Das digitale Cockpit besteht aus einem komplett glasüberbauten Panel. Das darin integrierte Lenkrad trägt sensitive Touch-Flächen und ein 5,8 Zoll großes Display. Es soll im autonomen Modus relevante Informationen wie Navigationshinweise anzeigen. Will sich der Fahrer vom Roomzz chauffieren lassen, muss er (ab frühestens 2025) nur mehr für ein paar Sekunden das Logo in der Mitte des Lenkrads berühren, dann zieht sich das Volant leise surrend Richtung Instrumentenboard zurück. Aktuell arbeiten die Techniker offenbar auch daran, dass das Steuer in jeder Stellung einfährt, entkoppelt wird und nach der Reaktivierung und dem erneuten Herausfahren wieder in der zur Radstellung passenden Position mit der Lenkung verbunden wird.

Concept Car zeigt auch Vision vom autonomen Fahren

Fürs autonome Fahren nach Level 4 haben die Techniker dem Concept Car schon mal große Runde Lidar-Sensoren auf dem Dach in Verlängerung der A-Säulen mitgegeben. Weitere Kameras und Sensoren sollen später an Front und Heck platziert sein. Die Außenspiegel fehlen dem Roomzz wie den meisten Concept Cars zur Zeit. Kameras in Kniehöhe seitlich an den vorderen Kotflügeln sollen das Geschehen hinter dem Auto einfangen und spielen es in der Studie auf Rückspiegel innen aus. In der Realität dürften die Kameras eher so am Heck platziert sein, dass sie alles hinter dem Auto filmen können, so wie es Range Rover beim neuen Evoque schon praktiziert. Aktuell scheint bei Volkswagen wie auch bei Audi eher die Meinung vorzuherschen, dass es noch länger dauert als bislang gehofft und gedacht, bis „das autonome Fahren Realität wird“, so VW-Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann.