Wenn der neue VW ID.3 so etwas werden soll, wie der elektrische Golf, also ein echter Volkswagen, dann ist sein Verbrauch von großem Interesse. Für die First Edition Modelle gibt VW bereits WLTP-Verbrauchswerte an. Der ID.3 1st Pro Performance mit 150 kW (204 PS) und 58 kWh-Akku soll demnach mit 15,4 bis 16,9 kWh 100 Kilometer weit kommen, die schwerere Variante Pro S mit dem 77 kWh Akku, aber ebenfalls 150 kW soll 15,9 bis 17,7 verbrauchen. Die WLTP-Reichweite gibt VW mit 426 bzw.549 Kilometern an.
Damit liegt der ID.3 gut: Der längere, aber schwächere Nissan Leaf verbraucht nach WLTP mit 62 kWh-Akku mindestens 18,5 kWh, Renaults Zoe (rund 20 Zentimeter kürzer und 70 PS schwächer) kommt mit 17,7 kWh (ebenfalls unterer Wert) auf den oberen Wert des ID.3 mit großem Akku. Mazdas MX-30 mit seinem gerade mal 35,5 kWh großen Akku braucht gar 19 kWh. Der Vergleichswert des ID.3 mit kleinem Akku liegt also satte 3,6 kWh drunter.
Der WLTP-Verbrauch ist zwar einiges realistischer als der NEFZ, aber in der Praxis ergeben sich häufig noch Abweichungen – nach oben.

Die Wahrheit bringt erst der Test
Wir konnten den ohne Fahrer 1730 Kilogramm schweren ID.3 in der First Edition mit 58 kWh-Akku bereits auf öffentlichen Straßen bewegen. An Testen und Messen war in der Kürze der Zeit auf der Fahrveranstaltung natürlich nicht zu denken. Aber wir haben den Bordcomputer beobachtet. Auf einer gemischten Runde, vorwiegend im Stadtverkehr mit Stop and Go und etlichen Beschleunigungsmanövern, zog der 204-PS starke ID.3 dem Display zufolge rund 18 kWh/100 km aus dem Akku des Testwagens.
Bei ruhiger Autobahnfahrt mit Geschwindigkeiten zwischen 100 und 130 km/h sowie mit sanften Geschwindigkeitsänderungen, wann immer es Verkehrsfluss oder Tempolimits nötig machten, waren es um die 22 kWh. Wie gesagt: Alles nach Bordcomputer. Ein Ausgleich möglicher topographischer Einflüsse war auf der One-Way-Fahrt nicht möglich, das Wetter war sommerlich, die Temperaturen auch.
Vergleichswerte? Gar nicht so einfach, denn Bordcomputer-Verbrauchswerte sind per se auch vom Fahrzeugmodell abhängig, davon abgesehen, dass die gleichen Bedingungen kaum jemals auf einer anderen Fahrt zu anderer Zeit an anderem Ort vorherrschen dürften. Einziger möglicher Seitenblick für uns: Das Model Y in US-Ausführung soll bei einem Reichweitentest von nextmove auf der Autobahn unter 17 kWh 100 km geblieben sein – bei weitestgehend konstanten 120 km/h. Nun ist konstantes Tempo grundsätzlich günstiger, dennoch liegt hier die Vermutung nahe: Das Model Y ist sparsamer – trotz mutmaßlich größerer Stirnfläche und deutlich mehr Leistung aus zwei Motoren.
Auch solche Einschätzungen stehen natürlich unter großem Vorbehalt. Auf einen echten Verbrauchstest mit dem VW ID.3 sind wir jedenfalls schon sehr gespannt.