Das in Schweden gegründete, aber hauptsächlich aus Großbritannien operierende Nutzfahrzeug-Startup Volta Trucks will im vierten Quartal die ersten Prototypen seines elektrisch angetriebenen Lkw fertigstellen. Schon kurze Zeit später, im ersten Quartal 2021, sollen die ersten zwölf Serien-Lkw gebaut werden. Danach startet ein Feldversuch, unter anderem mit DPD in London. Der Paketdienstleister wird den Elektro-Truck in der "Ultra Low Emission Zone", dem einfahrtbeschränkten Gebiet in der britischen Hauptstadt, für den Gütertransport zu kleinen Depots nutzen. Von dort aus können die Pakete dann für die letzte Meile in kleinere Fahrzeuge umgeladen werden.
8,6 Tonnen Zuladung, 16 Tonnen Gesamtgewicht
Der Lkw ist 9,46 Meter lang, 3,45 Meter hoch und 2,55 Meter breit. Sein Ladevolumen beträgt 37,7 Kubikmeter, was für 16 Euro-Paletten reichen soll; die Zuladung beziffert der Hersteller mit 8,6 Tonnen. Das erscheint wenig angesichts des zulässigen Gesamtgewichts von 16 Tonnen, dürfte aber vor allem recht schweren Batterien geschuldet sein. Die aus modularen Lithium-Eisen-Phosphat-Zellen aufgebauten Akkupakete bieten eine Kapazität von 160 bis 200 Kilowattstunden. Damit sollen Reichweiten zwischen 150 und 200 Kilometern drin sein, was laut Volta Trucks für den designierten Einsatzzweck locker ausreicht. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 90 km/h begrenzt.

Der Antrieb sitzt als Kombination aus Motor und Getriebe platzsparend an der Hinterachse. Die Batterien bringt Volta Trucks zentral im Chassis unter. Das soll mehrere Vorteile in Sachen Sicherheit bieten. Erstens bei einem Crash, weil der Akku weit weg vom möglichen Aufprallort positioniert ist. Andererseits lässt sich damit der Arbeitsplatz des Fahrers vor die Vorderachse verlegen. Somit sitzt er tiefer als in einem normalen Lkw, wodurch er sich auf Augenhöhe mit Radlern und Fußgängern befindet. Auch die großzügigen Fensterflächen sollen die Rundumsicht verbessern; der Hersteller spricht von einem 220-Grad-Winkel.
Umfangreiches Fahrassistenz-Paket
Als weitere Sicherheitssysteme kommen Rückfahrkameras statt herkömmlicher Spiegel, zusätzliche Kameras, die eine 360-Grad-Vogelperspektive erzeugen, und ein Totwinkelwarner hinzu. Obendrein gibt es ein Fahrassistenz-Paket, das Aktivlenkung, Rückfahrkamera, Spurwechselassistent und -verlassenswarner sowie einen Verkehrszeichen-Assistenten bündelt.
Der Volta Zero präsentiert ein sehr flächiges Design, der Frachtkoffer ist optisch mit dem Fahrerhaus verbunden. Markant ist die Grafik der Tagfahrleuchten, deren zentrale Leiste sich über die gesamte Breite der Front zieht. Für die Karosserie verwendet Volta Flachs und biologisch abbaubares Verbundmaterial auf Basis von aus Rapsöl gewonnenem Harz, das sich fast CO2-neutral herstellen lassen soll. Der Zustieg zum Fahrerabteil gelingt durch Schiebetüren.

90 Prozent weniger mechanische Teile
Der Fahrer nimmt im Cockpit mittig auf einem Drehsitz Platz. Ein zentrales Display vermittelt wichtige Informationen, während auf beiden Seiten positionierte Touchscreens Beleuchtung, Klimatisierung, Navigation, Kommunikation und Mediennutzung regeln. Eine natürliche Palette von Farben, Materialien und Oberflächen soll ein Wohlfühl-Ambiente erzeugen.
In der Gesamtbetrachtung der Kosten soll der Volta Zero mit einem klassischen Diesel-Lkw vergleichbar sein. Das geht vor allem auf das Konto der deutlich simpleren Konstruktion; die Schweden sparen laut eigener Aussage 90 Prozent an mechanischen Teilen ein. Mit einem All-Inclusive-Leasing-Angebot, genannt "Truck as a Service", sollen die Schweden den Einsatz des Volta Zero für Fuhrpark-Manager sowohl kostengünstig als auch hochgradig flexibel gestalten.
Die Serienfertigung soll 2022 starten
Die Pilotphase, an denen sich neben DPD noch andere Logistikunternehmen beteiligen, soll noch bis zum Jahresende 2021 laufen. Parallel will Volta Trucks die technische Entwicklung abschließen und die Prototypen-Tests durchführen. Volta hat vor, Ende 2022 in Großbritannien die reguläre Serienfertigung starten zu lassen. Ursprünglichen Plänen zufolge sollte die Produktion bis 2025 auf jährlich 5.000 Zero-Exemplare steigen. Inzwischen planen die Schweden etwas größer und rechnen damit, zu diesem Zeitpunkt pro Jahr 27.000 Fahrzeuge ihres dann wohl vier Modelle umfassenden Portfolios fertigen zu können.