Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) hat einen Rückruf von Tesla Model X aus dem Baujahr 2016 angeordnet. Bei diesen Modellen können sich der vordere und hintere Teil der Dachverkleidung lösen. Als Grund dafür gibt die Behörde einen Produktionsfehler an: Teilweise fehle die für eine korrekter Verklebung der Dachkomponenten nötige Grundierung.
Die NHTSA befürchtet, dass sich die Dachteile während der Fahrt lösen, auf der Straße landen und dort andere Verkehrsteilnehmer behindern oder gefährden können.
Tesla benachrichtigt jetzt die US-Kunden der 9.136 fraglichen Modelle. Sollten die Werkstätten eine fehlende Grundierung feststellen, bessert Tesla kostenlos nach. Einen Zeitplan für die Rückrufaktion hat der Elektroautohersteller noch nicht veröffentlich. Besorgte US-Teslafahrer können sich unter der US-Rufnummer 001-877-798-3752 an Tesla wenden. Der Rückruf ist bei der NHTSA unter der Vorgangsnummer SB-20-12-005 vermerkt.
Fahrer verliert Glasdach
Auch mit neueren Tesla-Modellen könnte es Dachprobleme geben: Im Oktober 2020 postete ein Model-Y-Fahrer ein Video, wie er in seinem Model Y fährt – dem Auto fehlt das fest verbaute Glasdach. Dies war direkt nach der Auslieferung während der Fahrt weggeflogen. Ein Teil der Tesla-Community unterstellte dem Fahrer reflexartig einen Fake-Post, mit dem er Tesla schaden wolle. Der Fahrer hatte aber den Vorfall umgehend der Polizei und seinem Händler gemeldet – anscheinend hatte es sich nicht um einen falschen Post gehandelt. Laut der amerikanischen Website InsideEVs hatte bereits am 15. September ein Model-X-Besitzer von einem ähnlichen Vorfall mit seinem Elektro-SUV berichtet.
Nach wie vor schwankende Auslieferungs-Qualität
In sozialen Netzwerken posten Teslakunden gern ihr neues Auto. Und die meisten freuen sich nach wie vor riesig und sind mit der Auslieferungsqualität ihres Model Y oder Model 3 vollkommen zufrieden. Andererseits gibt es täglich weiterhin irritierende Posts über Teslas, die mit erheblichen Mängeln zum Kunden kommen. Aktuell scheint das Thema gebrochene Fensterscheiben für den Elektroautobauer ein Problem zu sein.

Verschiedene Fensterpositionen betroffen
So postet Userin Jessica Motais de Narbonne Bilder von der schräg hängenden Heckklappe ihres Model Y. Anscheinend ist eines der Heckklappen-Lager beim Schließen aus den Angeln geraten. Die Klappe hat sich daraufhin verwunden, was wiederum das Fensterglas zum Bersten brachte.

Facebook-Nutzer Gilbert Arroyo hat zudem Bilder von seiner blinden vorderen Seitenscheibe gepostet. Nach seinen Angaben ist das Glas einfach während der Fahrt gesplittert – immerhin hat das dann undurchsichtige Fenster gehalten, bis er auf dem Seitenstreifen anhalten konnte. Auf den Bildern sieht es zwar aus, als wenn die Seitenscheibe den Einschlag eines kleinen Gegenstandes verkraften musste – aber Arroyo hat davon nichts mitbekommen. Er ist sicherheitshalber auf der Beifahrerseite ausgestiegen.

Probleme mit sicherheitsrelevanten Bauteilen scheinen vorbei zu sein
Kunden des frisch auf dem US-Markt befindlichen Tesla Model Y monierten verstärkt Qualitätsprobleme ihrer Fahrzeuge. Zu den bereits von uns berichteten Problemen mit Lack, Spaltmaßen und der Innenausstattung kamen auch Fehler bei der Montage sicherheitsrelevanter Bauteile hinzu. So postete ein Kunde ein Bild vom Fond seines Model Y, auf dem zu sehen ist, dass das Gurtschloss des rechten Sitzes nicht richtig befestigt war. Außerdem beschwerten sich Kunden über nicht befestigte Fond-Sitzbänke. Solche Posts sind in den letzten Wochen nicht mehr aufgetaucht – hier scheinen die Tesla-Produktionsverantwortlichen die Kurve bekommen zu haben.

Elon Musk befiehlt weniger Nachbesserungen
Die inzwischen offensichtlichen Probleme bei Bau des Model Y könnten mit der einmonatigen Produktionspause des Werkes im kalifornischen Fremont zusammenhängen – der problematische Wiederanlauf der Produktion scheint intern ein ernstes Thema zu sein. So schrieb Tesla-Chef Elon Musk an seine Mitarbeiter, dass er notwendige Nachbesserungen beim Model Y auf ein Minimum reduzieren möchte. Dies heißt a), dass es massive Probleme zu geben scheint und b) erklärt dies die teilweise von den Kunden berichtete hartleibige Einstellung des Tesla-Service gegenüber Nachbesserungen. Ein weiteres Indiz für heftige Model-Y-Produktionsprobleme sind die Meldungen von Kunden, denen Tesla aktuell die Auslieferungstermine storniert – teilweise wenige Tage vor der in Aussicht gestellten Lieferung.

Nicht alle Model Y betroffen
Nach wie gibt es aber auch viele Kunden, die mit ihrem Auto sehr zufrieden sind. In Internetforen posten sie Selfies mit ihrem neuen Elektro-SUV. Die Qualität des seit dem 13. März 2020 in den USA ausgelieferten Model Y wirkt dabei durchaus anständig. Allerdings häufen sich in eben diesen Foren in letzter Zeit auch Bilder von frisch ausgelieferten Model Y mit auffälligen Lackschäden und massiven Fehlern im Innenraum. Betroffene Kunden berichten im Zuge des Versuchs der Schadenregulierung von einer überraschenden Tesla-Vertragsklausel, die auch in Europa gilt.

Ein Jahr Sperre für Neukauf in gleicher Ausstattung
Wer seinen Tesla direkt nach dem Kauf zurückgibt, darf ein Jahr lang das gleiche Modell in der speziellen Ausstattung nicht mehr kaufen – so steht es in den Vertragsbedingungen von Tesla in Europa und Nordamerika. Auf unsere Anfrage hin bestätigte Tesla, dass die Vertragsklausel auch in Europa gilt – und zwar unabhängig vom Grund der Rückgabe. Sollte ein Kunde seinen Tesla wegen schon bei der Auslieferung vorhandener Schäden zurückgeben wollen, kann Tesla ihn somit für ein Jahr dafür sperren, ein gleich ausgestattetes Modell zu kaufen. Wenn Tesla eine missbräuchliche Rückgabe vermutet, ist eine generelle Sperre über alle Modelle für den Zeitraum von einem Jahr vorgesehen. Diese ungewöhnliche Regelung sorgt gerade bei Tesla-Stammkunden für Unmut, die in den letzten Jahren bereits mehrere Teslas gekauft haben.

Lack offenbar eines der Hauptprobleme
Zu den Bildern frisch ausgelieferter Neufahrzeuge mit erheblichen Lack-Mängeln fragen einige User bereits verzweifelt, warum Tesla sich keine Lackieranlage wie andere Autohersteller zulegt. Glaubt man den in den Foren geposteten Fotos, so fehlt tatsächlich an einigen Stellen, insbesondere an Kanten, der Lack, an anderen Stellen schiebt er sich zu Wellen auf.
Probleme auch im Innenraum
So stellt Tom Franklin aus Colorado fest, dass sein frisch geliefertes Model Y mit der Fahrgestellnummer 5799 an sechs Stellen Fehler im Lack aufweist. Außerdem passen der Front-Stoßfänger, die hintere rechte Tür und das rechte Rücklicht nicht richtig. In Sachen Innenraum bemängelt Franklin nicht korrekt befestigte Türdichtungen, fehlendes Polstermaterial an einer Stelle des Fahrersitzes und eine herabfallende rückwärtige Fahrersitz-Abdeckung. Franklin betont, dass das neue Model Y bereits sein achter Tesla ist. Seine E-Mail mit Bitte um Rückgabe des Autos beschied Tesla mit der Antwort, dass er dann für ein Jahr vom Neukauf des gleichen Modells mit der gleichen Ausstattung ausgeschlossen sei. Auch eine Neulackierung schließt Tesla laut Franklin aus – außerdem hätten die Verantwortlichen zugegeben, dass es beim Lackieren mit weißer Basis-Farbe größere Probleme gäbe als beim Lackieren mit aufwendigeren und somit teureren Farben, da beim billigen Weiß weniger Deckschichten vorgesehen sind.

Aufbereitungs-Spezialist sieht bei weißem Lack die meisten Fehler
Die Lackprobleme ziehen sich durch viele Beiträge. Tesla-Fan Mike Norng arbeitet bei Midtown Motor Trends, einem Anbieter für professionelle Autopflege aus Houston im US-Bundesstaat Texas. Er hat seine Beobachtungen aus den Model-Y-Foren wie folgt zusammengefasst: Am häufigsten gibt es Probleme mit abblätterndem Lack am Frontschweller – dort wiederum am häufigsten auf der Fahrerseite unter dem Nebelscheinwerfer. Norng vermutet, dass der von Tesla bei weißen Lackierungen verwendete AIO Primer (all in one – alles in einem) einer der Gründe ist. Bei diesem modernen Lack entfällt das vorherige Grundieren.

Fachmann sammelt Vorfälle in den gesamten USA
Der Pflege-Fachmann empfiehlt allen Tesla-Kunden, bei der Auslieferung den Lack in diesem Bereich zu testen. Als mögliche Prüfmethoden schlägt er vor, dort einen Aufkleber zu befestigen und dann wieder zu entfernen, oder die Stelle mit einem Wasserdruck in Höhe von 1.500 bis 2.000 psi (103 bis 136 bar) zu besprühen – laut Norng ist dieser Druck für normalen Lack ungefährlich. Andererseits berichtet der Texaner auch von Bauteilen, wie beispielsweise einem Außenspiegel, die gar keinen Lack abbekommen haben. Mike Norng hat in den gesamten USA nach Vorfällen mit derlei Lackbeschädigungen gesucht und kämpft dafür, dass Tesla zum einen den Kunden hilft und zum anderen die Lackproblem in der Produktion beseitigt. Er berichtet uns von immer wiederkehrenden Produktionsfehlern, bei denen er von Tesla Nachbesserungen erwartet. So sollen beim Model X die Flügeltüren teilweise so ungenau passen, dass diese beim Öffnen und Schließen den Lack an den Stellen zerstören, an denen sie auftreffen.

Tesla äußert sich nicht
Wir haben Tesla wegen der in den Foren mit vielen Bildern hinterlegten Berichte gebeten, sich zu dem Sachverhalt zu äußern. Aber Tesla-USA hat bis heute nicht auf unsere Anfrage reagiert, Tesla Europa kann noch nicht viel zur Model-Y-Qualität sagen, da die Auslieferungen hier erst noch beginnen – in Deutschland ist der Markstart für Anfang 2021 geplant. Die für den hiesigen Markt bestimmten Fahrzeuge entstehen nicht im Tesla-Stammwerk im kalifornischen Fremont, sondern in der Gigafactory in Brandenburg. Wie die Qualität von Teslas "made in Germany" dann im Vergleich zu Modellen aus den USA und China ausfällt, wird spannend.

Tesla-Fahrer haben klare Meinung
Die Kommentare anderer Tesla-Fahrer zu den Lack-Postings sind eindeutig: Sie betonen, dass sie gerne über kleinere Produktionsschwächen hinwegsehen, da ihnen ein innovatives Auto wichtiger ist als kleine Kratzer. Die auf den Fotos gezeigten Beschädigungen seien aber zu groß, als dass man sie bei einem mindestens 52.990 Dollar (aktuell umgerechnet zirka 46.919 Euro) teuren Auto akzeptieren dürfe. Beim Thema Tesla-Service sehen viele noch sehr viel Potential – dies scheint aktuell einer der größten Schwachpunkte des amerikanischen Herstellers zu sein. Von der Vertragsklausel mit der Ein-Jahres-Sperre für einen Neuerwerb in gleicher Ausstattung zeigen sich viele Tesla-Kunden überrascht – einige schlagen ihren Foren-Freunden den Gang zum Rechtsanwalt vor.