Riesenschock wegen Cybertruck: Das könnte Teslas teuerster Rückruf werden

Riesenschock wegen Cybertruck
Das könnte Teslas teuerster Rückruf werden

Die NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) schaut dem Tesla Cybertruck nicht weiter beim Verlieren von Karosserie-Blechen zu – jetzt hat die US-Verkehrs-Behörde einen Rückruf der Elektro-Pick-ups angeordnet. Und mit einem Software-Update kommt Tesla dieses Mal definitiv nicht davon.

Wegen abfallender Karosserieteile hatte Tesla kürzlich die Auslieferung des Cybertrucks pausiert. Electrek berichtete, dass dies Kunden gemeldet haben, die von ihren Teslahändlern entsprechende Nachrichten bekommen haben. Die Cybertruck-Probleme mit sich lösenden Verkleidungsteilen sind bereits länger bekannt, aber Tesla reagierte offenbar erst spät – zu spät, wie sich jetzt herausstellt. Der US-Elektroauto-Hersteller wollte das Problem anscheinend doch noch lösen, bevor die US-Verkehrs-Behörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) einen Rückruf anordnet. Aber genau das ist nun passiert.

Rückruf betrifft komplette Produktion

Vom Rückruf betroffen sind Cybertruck-Modelle, die Tesla zwischen dem 13. November 2023 und dem 27. Februar 2025 hergestellt hat. Insgesamt müssen 46.000 Modelle zurück in die Werkstätten – und damit anscheinend die komplette Produktion. Die NHTSA geht von einer erhöhten Unfallgefahr aus, betont aber, dass es bisher in diesem Zusammenhang keine Unfallmeldungen gibt.

Tesla-Chef Elon Musk vermarktet den elektrischen Pick-up Cybertruck gern als besonders robustes Fahrzeug. Die kantig-wuchtige Form passt dazu genauso wie die Edelstahl-Karosserie. Diese sollte sogar beschusssicher sein. Tests haben allerdings inzwischen gezeigt, dass sie höchstens extraleichter Munition von Handfeuerwaffen standhält. Jetzt melden vermehrt Cybertruck-Fahrer, dass von ihrem optisch so robusten Fahrzeug Karosserieteile abfallen. Denn die sind offenbar nur angeklebt.

Tesla Cybertruck Teile fallen ab
Paulo Pascal

Dachleiste fliegt auf der Autobahn ab

Cybertruck-Fahrer haben auf Sozialen Netzwerken mehrere Videos hochgeladen, die sich während der Fahrt ablösende Karosserieteile zeigen. Insbesondere soll sich die lange bumerangförmige Dachleiste lösen. In mindestens zwei solcher Fälle ergingen Meldungen an Verkehrsbehörden. In einem Video von Cybertruck-Fahrer Reid Tomasko ist zu sehen, wie die Leiste abreißt und dann auf die Straße fällt. Tomasko betreibt eine Firma zur Fahrzeugfolierung und hat in diesem Zusammenhang schon an zahlreichen Cybertrucks gearbeitet. Er betont, dass er bei mehreren gelockerte Karosserieteile entdeckt hat. In einem Video zeigt er, dass die Zierleiste weder verschweißt noch verschraubt ist – sondern einfach nur verklebt.

Der Klebstoff scheint speziell für Temperatur-Schwankungen anfällig zu sein – einige Fahrer haben abfallende Teile vorwiegend nach Temperaturen unter dem Gefrierpunkt bemerkt. Reid Tomasko vermutet, dass auch die Platten der Seitenwände und die von Front und Heck lediglich verklebt sind – im Video zeigt er bei seinem Truck und bei Kundenfahrzeugen sich in diesem Bereich lösende Karosserieteile.

Sollten die Probleme tatsächlich mit der Verwendung eines fehlerhaften Klebstoffs oder gar einer massiven Fehlkonstruktion zusammenhängen, könnte Tesla in ernsthaften Schwierigkeiten stecken. Dann wäre der Hersteller im Rahmen des Rückrufs möglicherweise gezwungen, sämtliche Bleche von 46.000 Cybertrucks zu lösen, zu reinigen und mit einem neuen Klebstoff zu kleben – oder anders zu befestigen. Die Kosten dafür dürften beträchtlich sein.

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Verkäufe niedriger als erwartet

Die Kunden-Meldungen zu abfallenden Cybertruck-Teilen kommen für Tesla zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Der elektrische Pick-up ist zwar im US-Straßenbild allgegenwärtig, aber anscheinend verkauft er sich aktuell schleppender als vom Hersteller erhofft. So betont Cox Automotive, dass Tesla 2024 weniger als 39.000 Cybertrucks verkauft hat – bei einer Produktionskapazität in Höhe von 125.000 Autos jährlich. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Cybertruck 2024 der meistverkaufte Elektro-Pick-up in den USA war – vor dem Ford F-150 Lightning. Dessen Verbrenner-Pendant war zwar nicht mehr das meistverkaufte Modell auf dem US-Markt, hat allerdings im vergangenen Jahr fast zwölfmal so viele Kunden (460.000) gefunden wie Teslas Stahlkante.

Zur Ankurbelung des Cybertruck-Absatzes hat Tesla auf dem US-Markt eine 2-Prozent-Finanzierung eingeführt. Außerdem entfernen die Händler anscheinend Embleme und Logos der zum Marktstart erhältlichen Foundation Series, um diese Fahrzeuge aus den Lagern zu bekommen. Die Modelle sollen so für Käufer attraktiv sein, die keinen Aufpreis für die Mehrausstattung der Foundation Series zahlen wollen.

Auf dem US-Markt haben Tesla-Rückrufe in den ersten drei Quartalen von 2024 21 Prozent aller Rückrufe ausgemacht. Allerdings hat Tesla die Probleme in den meisten Fällen mit Software-Update behoben.