Porsche Macan II (2024): Alle Infos zum neuen Elektro-SUV

Porsche Macan (2024)
Genug Porsche für den Einstieg?

Anfang des Jahres hat Porsche den neuen, rein elektrisch angetriebenen Macan vorgestellt. Gut ein halbes Jahr später wird dessen Antriebsportfolio um zwei weitere Varianten aufgestockt. Darüber hinaus erhält das Infotainment-Paket (Porsche Driver Experience) ein tiefgreifendes Update.

Neue Basis, neue Mitte

Starten wir mit dem Antriebskapitel. Bislang ist der Macan als Macan 4 und als Macan Turbo zu haben – beide mit zwei E-Maschinen und damit Allradantrieb sowie einer 100 kWh (95 kWh nutzbar) großen Batterie. Der Macan 4 kommt auf 300 kW (408 PS) und bietet eine Reichweite von 516 bis 613 Kilometer. Darüber siedelt der Macan Turbo, der es auf 470 kW (639 PS) und 518 bis 591 Kilometer Reichweite bringt. Mit den neuen Versionen Macan und Macan 4s bringt Porsche ein neues Basis-Modell und eine neue Zwischen-Variante.

Der neue Macan verzichtet als Basis-Modell auf den Frontmotor des Macan4 und setzt so auf reinen Hinterradantrieb. Die E-Maschine leistet 250 kW (340 PS), per Overboost können kurzzeitig bis zu 265 kW (360 PS) abgerufen werden. Das maximale Drehmoment liegt bei 565 Nm. Aus dem Stand ist der Basis-Macan in 5,7 Sekunden auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 220 km/h. Durch den Verzicht auf den Allradantrieb ist der Macan 110 Kilogramm leichter als der Macan 4 und benötigt weniger Strom. Dadurch ergibt sich mit der beibehaltenen 100-kWh-Batterie eine kombinierte WLTP-Reichweite von bis zu 641 Kilometern.

Zwischen Macan 4 und Macan Turbo schiebt sich der neue Macan 4S. Der Macan 4S erhält eine neue Hinterachsmaschine und einen leistungsstarken 600-Ampere-SiC-Pulswechselrichter. Zusammen mit der bekannten Vorderachsmaschine ergibt sich eine Systemleistung von 330 kW (448 PS), die sich im Overboost kurzzeitig auf bis zu 380 kW (516 PS) erhöht. Das maximale Drehmoment bei Launch Control liegt bei 820 Nm an. Den Standard-Sprint von null auf 100 km/h erledigt der Macan 4S mit Launch Control binnen 4,1 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 240 km/h. Die kombinierte WLTP-Reichweite liegt bei bis zu 606 Kilometern. Auch hier setzt Porsche unverändert auf die 100 kWh große Batterie. Entsprechend liegt die maximale Ladeleistung weiter bei bis zu 270 kW. Der Macan 4S ist darüber hinaus serienmäßig mit der elektronischen Dämpferregelung Porsche Active Suspension Management (PASM) ausgerüstet.

Neue Optionen

Für alle Macan-Modelle erweitert Porsche die Farbpalette um die Exterieurfarbe schiefergrau neo. Das Macan S-Rad ist nun auch im 20-Zoll-Format zu haben, und auf Wunsch ist für alle Modelle optional ein neues Offroad Design-Paket in zwei Farbvarianten erhältlich. Ein Bugunterteil mit veränderter Geometrie vergrößert den Böschungswinkel je nach Fahrwerk auf bis zu 17,4 Grad (Luftfederung im Sonder-Geländeniveau). In Verbindung mit der adaptiven Luftfederung erhöht sich durch das Offroad Design-Paket zudem die Bodenfreiheit im Normalniveau um zehn Millimeter auf 195 Millimeter.

Aufgepepptes Bediensystem

Mit dem elektrischen Macan hatte Porsche auch ein neues Anzeige- und Bediensystem eingeführt – die Porsche Driver Experience. Dazu gehören ein Kombiinstrument mit 12,6 Zoll großem Curved Display, ein 10,9-Zoll-Beifahrerdisplay, ein Head-up-Display mit Augmented Reality-Technologie sowie eine Ambientebeleuchtung mit Kommunikationslicht. Das komplette Paket wurde jetzt noch einmal überarbeitet.

Es umfasst nun eine emotionale Willkommens-Anzeige, eine mit neuen Grafiken gestaltete, noch modernere Anmutung sowie die neue "Themes-App", mit der die Hintergrundfarbe der Displays und der Ambientebeleuchtung in zwölf Farben an die Exterieurfarbe angepasst werden kann. Dazu kommt ein optimierter Sprachassistent mit neuem Avatar.

So fährt der Basis-Macan

Fahrdynamisch muss der Macan große Fußstapfen füllen, galt der verbrennergetriebene Vorgänger als Musterschüler im Kurvigen. Aber schon der Basis-Macan weiß, mit dem Druck umzugehen. Er platziert Dich SUV-typisch in erhöhter Position, aber trotzdem schön integriert in das Fahrzeug. Das Lenkrad kommt weit in Richtung Fahrerplatz hinaus. Schon klar, hier wird Auto gefahren, statt immer nur die Assistenz aktiviert. Die optionale Sportlenkung agiert sehr direkt, lenkt für einen SUV schon beinahe zu spitz an. Dank Luftfahrwerk, Adaptivdämpfern und der Hinterradlenkung baut unser Testwagen in frozen blue auf ein breites Fundament an Fahrdynamik-Extras, die den trotz entfallenem Frontmotor 2.220 kg schweren SUV mit Nachdruck in die Kurve bugsieren. Die Lenkung bleibt jederzeit hochpräzise und gibt eine brauchbare Rückmeldung. Beachtlich, wie das Fahrwerk auch ohne aktive Stabilisatoren den Aufbau in der Waage hält.

Schon im Normal-Modus ist die Seitenneigung gering, dreht man das Fahrdynamikrädchen am Lenkrad auf Sport, strafft sich der Macan nach und durcheilt Kurven mit einer beachtlichen Stabilität. Klar, am Kurvenausgang spürt man das zart drängelnde Heck des einzigen Macan mit Heckantrieb. Die Elektronik regelt aber vorbildlich unauffällig und lässt etwas Fahrspaß zu. Generell tut der vorbelastete Begriff "Basis" dem Fahrspaß keinen Abbruch. Im Gegenteil: die Lenkung agiert etwas befreiter und mit weniger starkem Rückstellmoment als beim Allradmodell 4S und der spürbare Hinterradantrieb ist ein netter fahrdynamischer Touch – sofern man den Allrad nicht braucht. Auch längsdynamisch muss sich der schwächste Baureihenvertreter nicht verstecken: Der Motor fühlt sich jederzeit kraftvoll und perfekt dosierbar an. Überholvorgänge gehen lässig von der Hand: in nur 3,3 Sekunden soll der Macan von 80 auf 120 km/h beschleunigen. Auf Wunsch brummt der raumschiffige "Sport-Sound", den einst im Taycan debütierte, mit und gibt ein etwas besseres Geschwindigkeitsgefühl bei sportlicher Gangart.

Auch im Alltag ein Held?

Aber der SUV-Alltag spielt sich selbst in einem Porsche meist anderswo als auf der Lieblingslandstraße mit dem Kurvenschild ab. Aber auch schlechte Stadtstraßen verarbeitet der Basis-Macan mit einer gewissen Grundstraffheit, aber insgesamt souverän wie bequem. Ebenso gefällt der leise Innenraum und die hervorragenden Sitze in Reihe eins. Effizienz? Bei gemischter, tendenziell sportlicher Fahrweise braucht er rund 22 kWh/100 km. Bei gleichmäßigerer Fahrweise erscheinen echte 400 Kilometer realistisch. In Sachen Rekuperation gibt es nur zwei Optionen: An oder aus. Etwas mehr Varianz wäre hier wünschenswert. Das neue Infotainmentsystem arbeitet vollständig touchbasiert, bietet aber eine konfigurierbare Schnellwahlleiste und insgesamt recht kurze Menüwege. Während der Testfahrten blieb das System zudem störungsfrei. Der nervige Tempolimitwarner lässt sich über einen Shortcut deaktivieren, der Spurhalteassistent am Tempomatwählhebel hinter dem Lenkrad. Android Auto und Apple Carplay verbinden sich flink kabellos und ebenfalls beeindruckt die blitzschnelle Laderoutenplanung.

Ein neues Head-up-Display bringt erstmals Augmented-Reality-Funktionen in einen Porsche und baut vorausfahrende Fahrzeuge bei aktiviertem, souverän agierendem Abstandstempomat in eine dynamische Assistenzansicht mit Abstandslinien ein, wie man sie sonst nur aus Tachodisplays kennt. Diese Ansicht bringt aber viel Animation und Bewegung ins Sichtfeld, die auch etwas stören oder ablenken kann. Generell ist das Head-up-Display sehr aktiv, blendet im Sportmodus zum Beispiel nach zügiger Kurvenfahrt die maximale G-Beschleunigung in Längs- und Querrichtung an. Trotz einer um zehn Zentimeter gewachsenen Außenlänge ist der Macan gemessen an seinen 4,78 Metern alles andere als ein Raumwunder. In der zweiten Reihe wird es über 1,85 Meter schon etwas eng an Kopf und Knien und auch der Kofferraum mit 476 Litern Einfachvolumen, 540 Litern mit den Rückenlehnen der zweiten Reihe in Cargostellung und 1348 Litern maximal klingt eher nach Kompakt-SUV. Zudem schränkt das schräge Heck die Sperrguttauglichkeit erheblich ein. Immerhin nimmt der Frunk bei 84 Litern Volumen mehr als nur ein Ladekabel auf und schwingt zudem auf Knopfdruck vollständig auf, so dass nicht erst an einer Haubenentriegelung herumgefummelt werden muss.

Goldene Mitte mit Allrad und mehr Power?

Beim Umstieg in den Macan 4S ändert sich daran wenig, wohl aber am Fahrerlebnis. Nicht nur sind nun zwei Permanentmagnet-Synchronmaschinen verbaut, sondern die hintere ist eine andere als im Basismodell und bietet mehr Leistung. Addiert man noch den Allrad-Traktionsvorteil hinzu schiebt der 4S vor allem aus niedrigen Geschwindigkeiten weit vehementer. Die gute Dosierbarkeit des Fahrpedals – hier umso wichtiger – bleibt erhalten. Auch das Bremspedal überzeugt in beiden Modellen mit einer meist sehr sauberen Überblendung von Rekuperation und hydraulischer Bremse sowie einem ordentlichen Druckpunkt bei sportlicher Fahrweise. Apropos sportlicher Fahrweise: die will der Macan 4S offensichtlich stärker in den Vordergrund rücken. Obwohl er wie das Basismodell im vollen Performance-Outfit mit Luftfedern, Adaptivdämpfern, Hinterradlenkung und Sportlenkung antritt, will er Dir stärker beweisen, was für eine Fahrmaschine er ist – trotz Offroadpaket mit 10 Millimeter Höherlegung.

In der Stadt wirkt er etwas unbeholfener auf kurzen Absätzen, obwohl er sogar nur auf 21-Zoll-Rädern statt den 22-Zöllern des gefahrenen Basismodells antritt. Auch die Lenkung wirkt etwas distanzierter und mit dem spürbar stärkeren Rückstellmoment durch den vorderen Antrieb auch eine Spur künstlicher. Dennoch: die hohe Präzision und das gute Gefühl für die Vorderachse bleiben den allermeisten SUV überlegen. Lässt man es etwas sportlicher angehen, gefällt die tendenziell hecklastige Auslegung des elektrischen Allrads und das enorme Dynamikpotenzial. Trotzdem fuhr sich das Basismodell harmonischer, feedbackstärker und dabei nicht weniger unterhaltsam bei besserem Komfort.

Marktstart und Preise

Die beiden neuen Macan-Modelle sind ab sofort bestellbar und werden ab sofort an die Kunden ausgeliefert. Die Preise starten bei 80.700 Euro für den Macan und bei 90.700 Euro für den Macan 4S. Der Macan 4 steht weiter für 84.100 Euro in der Preisliste, die Turbo-Version ist ab 114.600 Euro zu haben. Die Aufpreisliste ist wie immer äußerst umfangreich.