Die Idee kam vom aus dem US-Bundesstaat Georgia stammenden Rennfahrer Leh Keen: Er wollte einen Geschwindigkeitsrekord in einem Gebäude aufstellen – ein bisschen auch als Anspielung auf die Corona-Pandemie, während der sich das Leben eher drinnen als draußen abspielt.
Betonwand am Ende der Strecke
Die Fahrt in einem Gebäude ist natürlich gefährlich und die Guinness-Regeln helfen nicht bei einer Entschärfung, ganz im Gegenteil: Ein fliegender Start ist verboten, der Fahrer muss das Auto im Gebäude aus dem Stand beschleunigen. Am Ende der Sprintstrecke wartet eine Wand aus Beton – offene Tore sind verboten. Auch gibt es keine Leitplanken – rechts und links der Strecke stehen Betonpfeiler, die auch dem Aufprall eines Lkw standhalten würden. Nur ein Spalier aus roten Verkehrs-Kegeln hilft Keen, bei seinem Hallen-Sprint die Spur zu halten.

Alter Rekord mit aufgemotztem Go-Kart
Der Rekord, den es zu brechen galt, stammt aus dem Jahr 2013: Damals fuhr der Finne Mikko Hirvonen mit 140 km/h durch die Messehallen Helsinkis. Sein Rekordfahrzeug war weit weg von jedem Serienauto: Er nutzte ein 312 Kilogramm leichtes Go-Kart, das mit einem 750-Kubikzentimeter-Suzuki-Motorradmotor ausgerüstet war, der 150 PS leistete. Nach der Fahrt berichtete Hirvonen von enormen Traktionsproblemen.

Gute Bremsen enorm wichtig
Gute Traktion, gute Beschleunigung und gute Bremsen waren auch für Leh Keen bei seinem Rekordversuch die wichtigsten Zutaten. Er entschied sich, den Hallen-Sprint mit einem Porsche Taycan Turbo S zu versuchen. Das mindestens 186.336 Euro teure deutsche Elektroauto hat Allradantrieb, seine Motoren leisten insgesamt 560 Kilowatt (761 PS) und generieren ein maximales Drehmoment in Höhe von 1.050 Newtonmetern. In 2,8 Sekunden sprintet der fast 2,4 Tonnen schwere Renner auf 100 km/h, 160 km/h sind nach 6,1 Sekunden erreicht. Für die Verzögerung sind die beim Turbo-S-Modell serienmäßigen Keramikbremsen mit 420 Millimetern Durchmesser vorn und 410 Millimeter hinten zuständig.

Untergrund glatt wie Eis
Als geeignetes Gebäude erwies sich mit dem Ernest N. Morial Convention Center eine Messehalle in New Orleans im US-Bundestaat Louisiana. Die Halle deckt eine Fläche von 93.000 Quadratmeter ab. Allerdings erweis sich der Hallenboden als Problem: Der glattpolierte Beton war insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten gefährlich – er wirkte glatt wie Eis. Deshalb heizte Keens Team die Serienreifen vor – eine Maßnahme, die das Guinness nicht verbietet.

Keen wundert sich über sich
Den Rekord brach Leh Keen dann bereits im ersten Versuch: Mit aktivierter Launch Control raste er 165,1 km/h schnell. Nach dem Rennen schildert der Rennfahrer beeindruckt, wie die Hallenmauer rasend schnell auf ihn zukam und er nicht die Zeit hatte, auf die Geschwindigkeit zu achten. In einer Halle schnell zu fahren sei nicht vergleichbar mit einer Fahrt im Freien. Die Bremsen haben den Taycan zuverlässig auf kurzem Weg zum Stehen gebracht, gibt sich Keen erleichert – er ist froh darüber, dass er den Rekord gleich im ersten Versuch brechen konnte. Im Nachhinein wundert er sich: "Was habe ich mir dabei gedacht?"