Das Elektroauto von Nissan nutzt eine neue Konzernplattform für Stromfahrzeuge und ist entsprechend wie bei ähnlichen Baukästen anderer Hersteller skalierbar. Die Plattform erlaubt verschiedene Antriebs-Konfigurationen mit einem oder zwei (dann mit Allrad) Antriebsmaschinen sowie verschiedenen Akku-Kapazitäten. So wird es den Nissan Ariya in gleich vier Varianten geben (siehe Tabelle mit den technischen Daten).
Basisversion ist die Frontantriebsvariante mit einer 63 kWh (netto) großen Batterie und einem 160 kW (218 PS) sowie 300 Nm starken Elektromotor. Diese kommt auf eine Reichweite nach WLTP von 420 Kilometern, die Spurtzeit wird mit 7,5 Sekunden angegeben, die Höchstgeschwindigkeit mit 160 km/h. Die zweite Frontantriebsversion nutzt eine 87 kWh (netto) große Batterie, dazu einen 178 kW (242 PS) und 300 Nm starken E-Motor. Die Allradmodelle setzen ebenfalls auf die 87 kWh große Batterie, die dann mit zwei E-Motoren kombiniert wird. Hier stehen die Leistungsstufen 225 kW (306 PS) und 290 kW (394 PS) bereit. Bei der Reichweite ist je nach verbautem Antrieb und Akku zwischen 420 und 530 Kilometern alles vertreten, wobei die Allradmodelle (Ariya AWD e-4orce, der Fahrzeugname ist scheinbar noch nicht kurios genug) eine höhere Endgeschwindigkeit zugebilligt bekommen. Die Fronttriebler dürfen 750 Kilogramm an den Haken nehmen, die Allradversionen 1,5 Tonnen.

Bei der technischen Umsetzung wurden einige Nissan-Eigenheiten beseitigt, die das einst meistverkaufte E-Auto der Welt, den Nissan Leaf, zuletzt erhebliche Sympathiepunkte gekostet hatten. Im Gegensatz zum Leaf setzt Nissan beim Ariya auf eine Flüssigkühlung für die Traktionsbatterie, was das mehrfache Schnellladen auf Langstrecken mit akzeptabler Ladeleistung ermöglichen soll. Der Leaf geht unter solchen Bedingungen mit überhitzten luftgekühlten Akkus gerne in die Knie und lädt nur noch "tröpfchenweise".
Schwächen des Nissan Leaf wurden beim Ariya beseitigt
Auch das Festhalten am japanischen CHAdeMO-Ladestandard, das den Leaf in Europa zunehmend ins Hintertreffen bringt, ist beim Nissan Ariya Geschichte: Die Europa-Versionen des vorerst ausschließlich in Japan gebauten Elektrikers erhalten den europäischen CCS-Standardanschluss für Schnelllader. An solchen CCS-Ladepunkten kann der Nissan Ariya mit bis zu 130 kW nachzapfen. Damit nicht genug: Laut Nissan erhalten alle Ariya einen Dreiphasen-Bordlader, der an Wechselstrom-Ladestellen bis zu 22 kW Ladeleistung ermöglicht. Das ist längst noch nicht Serienstandard in der Branche.

Karosserieseitig spricht Nissan beim Ariya von einem "Coupé Crossover". Wenn man den 4,60 Meter langen und fast 1,70 Meter hohen Ariya ins SUV-Lager einordnet, tut man ihm jedoch wohl nicht unrecht; die Außendimension entspricht ungefähr dem Nissan X-Trail. Innen ist, typisch Elektroauto, richtig viel Platz für die Passagiere, weil weder ein Getriebetunnel nervt noch voluminöse Komponenten wie die Klimaanlage unter dem Armaturenbord verstaut werden müssen. So ist nicht nur hinten mit reichlich Beinfreiheit gut lümmeln, auch vorne gibt es mit einem ebenen Boden von Tür zu Tür jede Menge Bewegungsfreiheit.
Mechanische Schalter sind rar
Das minimalistisch möblierte Cockpit des Nissan Ariya setzt im Wesentlichen auf die beiden kombinierten Displays für die Instrumente und das Multimedia-System (ein großes farbiges Head-up-Display ist ebenfalls an Bord). Richtige mechanische Schalter sind rar, der Lautstärkeregler für das Soundsystem, der Start/Stopp-Knopf und einige Taster im Multifunktions-Lenkrad sind hier die letzten Reste alter Schaltkultur. Für die meisten anderen Bedienungen, etwa die Klimasteuerung, setzt Nissan auf ziemlich coole Touch-Einheiten: Diese sind nur bei Benutzung beleuchtet und verschwinden sonst nahezu unsichtbar in der holzartig gemaserten Oberfläche von Armaturen-Board und Mittelkonsole.
Bei der Vernetzungs-Elektronik ist der Nissan Ariya auf dem Stand der Dinge – natürliche Sprachbedienung samt integriertem Amazon Alexa-Sprachassistent sind an Bord, Software-Updates werden online ohne Werkstattbesuch eingespielt. Das Nissan Pro-Pilot-System zum halbautonomen Fahren hält Fahrspur, Geschwindigkeit und Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen und bezieht zusätzlich Infos aus dem Navigationssystem, um zum Beispiel frühzeitig vor Kurven das Tempo zu reduzieren. Außerdem verfügt das System über einen Einpark-Assistenten für Längs- und Querparken mit komplett automatischem Ablauf ohne Fahrereingriff.
Preise ab 43.490 Euro
In Deutschland ging der Nissan Ariya im Spätsommer 2022 an den Start. Das Basismodell mit der 63-kWh-Batterie und 218 PS startete ab 47.490 Euro. Diesen Preis hat Nissan nun zum September 2023 um 4.000 Euro gesenkt, der Einstiegspreis für den Ariya liegt nun bei 43.490 Euro (siehe Tabelle unten). Noch stärker sinken die Preise für die stärkeren Varianten und die Allradmodelle. Die Frontantriebs-Variante mit der 87-kWh-Batterie und mit 242 PS Leistung sinkt im Preis um 6.500 Euro auf 53.490 Euro. Erst im Herbst 2022 schoben die Japaner in Deutschland den Ariya mit der großen Batterie und 306 PS Leistung nach. Für das Modell mit 225 kW liegt der Grundpreis bei 61.990 Euro.
Topmodell mit 290 kW (394 PS)
Im April 2023 hatte Nissan das Topmodell mit zwei Antriebsmotoren, 394 PS und Vollausstattung eingeführt. Auch dieses profitiert von der drastischen Preisreduzierung. Der Nissan Ariya mit Evolve+ Pack kostet nun 65.490 Euro, 6.000 Euro weniger als noch im Frühjahr. Zwei Elektromotoren, einer pro Achse, kümmern sich um Allradantrieb. Nissan nennt das System e-4orce. Die Systemleistung liegt bei 290 kW (394 PS) und damit deutlich über dem weiterhin angebotenen Allradler mit 225 kW (306 PS). In 5,1 Sekunden beschleunigt der stärkste Nissan Ariya aus dem Stand auf 100 km/h (225 kW: 5,7 Sekunden). Die Höchstgeschwindigkeit bleibt mit 200 km/h unverändert.
Bestromt werden die beiden Elektromotoren mit der Energie aus einem 87 kWh großen Akku. Auch hier liegt die Ladeleistung bei maximal 130 kW am Schnelllader und bei 22 kW an der Wallbox oder einer öffentlichen Ladesäule. 498 Kilometer weit kommt der Japaner mit einer Ladung nach WLTP-Norm. Die Serienausstattung des Ariya mit Evolve+ Pack wird, im Vergleich zum Evolve mit 225 kW, um blaues Nappaleder innen und 20-Zoll-Leichtmetallfelgen erweitert.
Neben der Preisreduzierung weist Nissan außerdem darauf hin, dass viele Modellvarianten des Ariya innerhalb eines Monats nach Bestellung geliefert werden können. In der üblicherweise von langen Lieferzeiten geplagten E-Auto-Branche ein wichtiges Argument.