Das Angebot von Lucid Motors ist bisher noch sehr überschaubar. Es besteht aus der elektrischen Luxuslimousine Lucid Air (siehe Fotoshow) und neuerdings aus dessen siebensitzigem SUV-Ableger Gravity (siehe Video), der im Rahmen der L.A. Auto Show 2023 vorgestellt wurde. Dessen Startpreis von 94.900 Dollar (aktuell umgerechnet knapp 90.400 Euro) zielt aber ebenso wenig auf ein Massenpublikum wie der in Deutschland mindestens 85.000 Euro teure Air, weshalb der kalifornische Autohersteller neue Modelle in Erwägung zieht, die sich eher in der Mittelklasse ansiedeln.
Debüt "spät in diesem oder früh im nächsten Jahr"
Im November 2022 lancierte der Hersteller Bilder, die – verdeckt unter einer Plane – eine Mittelklasse-Limousine mit Fließheck zeigten, die gegen das Tesla Model 3 antreten könnte. Im Frühjahr 2024 folgten konkrete Hinweise, dass Lucid obendrein einen SUV-Crossover entwickelt – und damit einen Model-Y-Rivalen. Der neue Lucid-SUV wird aktuell unter dem Codenamen "Project Midsize" entwickelt. Wie Marc Winterhoff, nach dem überraschenden Abgang des Firmengründers und -CEO Peter Rawlinson aktuell Interims-Chef beim E-Auto-Hersteller, nun bestätigte, soll das Modell "spät in diesem oder früh im nächsten Jahr" präsentiert werden. Einem begleitenden Social-Media-Post zufolge ist der Marktstart für Ende 2026 geplant.
Auf einem dunklen Teaserbild sind die ersten Design-Details des Modells zu erkennen. Die Front der neuen Lucid-Baureihe ragt weit nach oben, wobei diese Partie vom prominent platzierten Markenschriftzug gekrönt wird. Es folgt eine konturierte Fronthaube, die in eine weitgehend waagerechte untere Fensterlinie mündet, während sich die Karosserie darunter in Form einer geschwungenen Schulterlinie nach außen wölbt. Die obere und untere Fensterlinie treffen sich hinter der C-Säule, wo ein kleines Fenster ein Dreieck formt. Der Ladeanschluss sitzt hinten links, und die Dachpartie scheint in einem Spoiler auszulaufen.
Neue "Midsize"-Plattform als Basis
Bereits bei einer früheren Veranstaltung im Januar 2024 zeigte Lucid das Bild eines verhüllten Autos, wobei sich unter der Abdeckplane einige Gestaltungsmerkmale abzeichneten. Die Frontpartie ist kurz, steigt stark an und geht fast nahtlos in die A-Säule und Windschutzscheibe über. Im hinteren Bereich senkt sich die Karosserie dagegen nur sachte ab, was dem Elektro-SUV ein hohes Crossover-Heck beschert. Die hinteren Kotflügel scheinen stark ausgestellt zu sein.
Das dritte Lucid-Modell basiert auf der neuen "Midsize"-Plattform und vertraut auf die weiterentwickelte Antriebseinheit, die der Hersteller "Atlas Drive Unit" nennt. Dabei handelt es sich um verkleinerte Versionen jener Komponenten, die im Air und Gravity zum Einsatz kommen. Eine weiter optimierte Energieeffizienz soll kleinere Batterien als bei Konkurrenzmodellen erlauben, um einen geräumigen Innenraum zu gewährleisten. Dennoch stellt Lucid Reichweiten für den Elektro-Crossover in Aussicht, die mit jenen der bekannten Rivalen mithalten können sollen. Die Software für den Neuling entwickeln die Kalifornier im eigenen Haus.
Weniger als 50.000 Dollar
Inzwischen gibt es einen konkreten Hinweis darauf, unter welchem Namen das Modell auf den Markt kommen soll. Lucid hatte sich bereits Ende Januar 2024 beim US-Patentamt USPTO die Modellbezeichnung "Earth" (Erde) für ein elektrisch angetriebenes Auto schützen lassen. Eine Preisangabe existiert ebenfalls schon: In den USA soll der Lucid Earth für weniger als 50.000 Dollar (etwa 47.600 Euro) erhältlich sein. Damit wäre er allerdings teurer als das Tesla Model Y, das derzeit als Facelift-Einführungsmodell "Launch Series" in den USA 46.490 Dollar (knapp 44.300 Euro) kostet. Da der geplante Marktstart fast zwei Jahre entfernt ist, kann sich an der Preisgestaltung freilich noch einiges ändern.
Zu einem ganz frühen Zeitpunkt verfolgte Lucid sogar Pläne für ein noch günstigeres Modell. Schon im Februar 2019 kündigten Ex-Chef Rawlinson und Co. ein kleineres Premium-Elektroauto für unter 30.000 Dollar (fast 28.600 Euro) an. Zum Vergleich: Teslas Einstiegs-Baureihe Model 3 kostet in seiner günstigsten Version derzeit 29.990 Dollar; ein neuer Einstiegs-Tesla für umgerechnet 25.000 Euro soll noch im ersten Halbjahr 2025 präsentiert werden. Rawlinson stellte im Zuge dessen für die nächsten Jahre weitere Premium-Elektroautos zum Kampfpreis in Aussicht. Allerdings befindet sich Lucid permanent in finanziellen Schwierigkeiten, was die Entwicklung neuer Modelle und Technologien bremst.
Lucid strebt kleinere Batterien an
Um für die Zukunft gerüstet zu sein, arbeitete Lucid Motors schon früh an der Effizienzsteigerung seiner Elektroantriebe, an deren Ende eine Reichweite von 3,5 bis vier Meilen (5,6 bis 6,4 Kilometer) pro gespeicherter Kilowattstunde stehen soll. Vorausgesetzt, es gibt genügend Schnellladestationen, könnten dann die Batteriekapazitäten auf 30 Kilowattstunden sinken, hoffte Rawlinson 2019. Kleine Batterien dürften sich vor allem bei kompakten E-Modellen positiv auswirken, denn so könnten sich die Gewichtsprobleme in den Griff bekommen lassen, von denen viele Elektroautos aktuell noch geplagt sind.