Mit dem #1 betritt die Marke Smart Neuland. Auch die Suche nach Konkurrenz gar nicht so einfach. Wir versuchen es mit Kriterien wie Größe, Leistung, Reichweite und stellen dabei fest: Der Smart #1 bietet zumindest eine Kombination aus Eigenschaften, die bisher einzigartig ist auf dem deutschen Markt.
Sobald Smart mit dem #1 den deutschen Markt entert (in einigen Monaten soll es soweit sein), macht die Marke endgültig den Schritt ins Erwachsenen-Dasein. Vorbei die Zeiten, in denen das Portfolio ausschließlich aus City-Flöhen bestand. Der #1 ist ein zwar noch kompakter, aber ausgewachsener Elektro-SUV, der zudem leistungsstark ist und mit fortschrittlichen technischen Lösungen aufwartet. Wer seine Daten mit denen anderer E-Autos vergleicht, merkt schnell: Die Kombination seiner Eigenschaften ist auf dem deutschen Markt ziemlich einzigartig.
Sortiert man den Smart #1 nach seinen Dimensionen ein, fällt auf: Die Konkurrenz ist entweder kürzer oder länger. Den Renault Mégane E-Tech Electric EV60 überragt er um sieben, den Opel Mokka -e gar um zwölf Zentimeter. Der neue Kia Niro EV ist 15 Zentimeter länger. Beim VW ID.3 mit seiner 4,26 Meter langen Karosserie wiederum passt es ziemlich genau – nicht dagegen bei dessen deutlich längerer SUV-Version ID.4. Auch beim Radstand kommen sich der Smart #1 und der VW ID.3 ziemlich nah (2.750 vs. 2.765 Millimeter). Bei der Höhe überragt der Neuling alle genannten Konkurrenten, den ID.3 gar um gut 7 Zentimeter. 1,64 Meter recht sich der #1 in die Höhe. Wie erwähnt: Smart wird mit diesem Auto erwachsen.
Klar schwerer als seine Widersacher
Ist es angesichts dieser Zahlen konsequent, dass der Smart mit 1.820 Kilogramm auch klar schwerer ist als seine Widersacher? Zum Vergleich: Ein Smart EQ Fortwo wiegt gerade einmal 1.095 Kilogramm. Aber der bietet eben auch einige Sitzplätze weniger. Ein weiterer Vorteil ist das Gepäckabteil des #1, dessen 411 Liter im Normalzustand lediglich vom größeren Kia getoppt werden. Hinzu kommt der Front-Kofferraum, der mit 15 Litern Fassungsvermögen immerhin die Ladekabel aufnimmt.
Im vorderen Kofferraum des Smart #1 findet das Ladekabel Platz.
Die Aussage "er hat den Größten" trifft auch auf den Akku zu. Auf eine Kapazität von 66 Kilowattstunden summieren sich die Batteriezellen, was je nach Konfiguration für eine WLTP-Reichweite von 420 bis 440 Kilometer reichen soll. Dass er damit mindestens eine Liga höher spielt als beispielsweise der Opel Mokka-e, zeigen dessen Werte von 50 Kilowattstunden beziehungsweise 335 Kilometern. Die übrige Konkurrenz holt aus ihren im Vergleich zum Smart #1 etwas kleineren Energiespendern im Verhältnis mehr Reichweite heraus. Das erscheint plausibel: Wer leichter ist und dem Wind aufgrund seiner niedrigeren Karosserie weniger Widerstand bietet, fährt effizienter.
Lädt schneller als die Konkurrenz
Beim Laden hat die schwäbisch-chinesische Co-Produktion dagegen wieder die Nase vorn. Der Smart #1 pumpt Strom mit bis zu 150 Kilowatt in den Akku – das schafft in dieser Klasse sonst keiner. Der Mokka-e lädt mit maximal 100 Kilowatt, der VW ID.3 Pro mit höchstens 120 Kilowatt und der Renault Mégane E-Tech kommt nicht über 130 Kilowatt hinaus. Welche für den Kunden wichtige Ladegeschwindigkeit im Schnitt möglich ist, wird sich allerdings erst in der Praxis zeigen. Wechselstrom-Ladesäulen und die heimische Wallbox verlässt der Smart schneller als die meisten Wettbewerber: Hier kann er mit bis zu 22 kW laden – das ist sonst nur beim Renault serienmäßig und beim Opel optional möglich. Der VW nuckelt mit maximal elf kW AC-Strom; was der Kia in dieser Hinsicht kann, ist noch nicht bekannt.
Dem Volkswagen ist der Smart #1 beim Antriebs-Layout wieder etwas näher als den übrigen Kontrahenten: Smart-typisch treibt der Elektromotor die Hinterräder an; so funktioniert es auch beim ID.3. Bei den drei anderen E-Autos sitzt der Motor vorne und wirkt auf die Vorderräder. Bei den klassischen Autoquartett-Werten kann dem Smart jedoch kein Vertreter des Marktmitgestalter-Quartetts das Wasser reichen: Mit 200 kW (272 PS) ist dieser mal eben doppelt so stark wie der Opel. Der VW, Kia und Renault knacken zwar jeweils die 150 kW-Marke, halten aber dann doch Respektabstand.
Smart lässt 180 km/h Topspeed zu
Wie sich die Daten auf die Fahrleistungen auswirken, lässt sich noch nicht abschließend beurteilen. Smart nennt noch keinen Null-auf-Hundert-Wert für den #1. Beim Topspeed werden Elektroautos meist früh limitiert. Aber seinem ersten SUV, das maximal 180 km/h schafft, gesteht Smart eine höhere Höchstgeschwindigkeit zu als die anderen Hersteller ihren Produkten, die im Bereich zwischen 150 km/h (Opel Mokka-e) und 167 km/h ( Kia Niro EV) die Beschleunigung einstellen.
Auch mit seinen technischen Dreingaben soll der #1 vermitteln, dass er keine automobile Basisware darstellt. Beispiel Interieur: Der zentrale Touchscreen misst 12,8 Zoll, das Fahrer-Informations-Display ist immerhin 9,2 Zoll groß. Mit optional zweimal zwölf Zoll ist der Renault Mégane E-Tech in dieser Hinsicht im Schnitt noch etwas größer unterwegs. Software-Updates over the air gehören heute zum guten Ton. Das konsequent konzipierte Konnektivitäts-Ökosystem, das nicht nur einen virtuellen Avatar des eigenen Autos erstellt, sondern dieses auch über eine Smartphone-App und Cloud-Daten mit seinen Nutzern vernetzt, macht den #1 ziemlich einzigartig.
Wo ordnet sich der Smart #1 preislich ein?
Bleibt die große Frage: Wenn Smart mit dem #1 erwachsen wird – gilt das auch für den Preis? Diesen nennt der Hersteller bislang noch nicht. Wahrscheinlich ist, dass sich der Neuling auch in dieser Hinsicht direkt an die Spitze seines Konkurrenzumfelds setzt. Der mindestens 34.460 Euro teure Mokka-e ist klar kleiner sowie schwächer und deswegen kein Maßstab. Dem ab 36.960 Euro erhältlichen VW ID.3 Pro fehlt die SUV-Attitüde, die ja stets mit einigen tausend Extra-Euro verbunden ist. Der Renault Mégane E-Tech Electric kostet in der EV60-Version bereits mindestens 41.700 Euro. Doch auch er ist in Sachen Dimensionen und Motor-Power kleiner dimensioniert als der Smart, für den ein Basispreis von 45.000 Euro somit keine Überraschung wäre.
Tabelle
Fazit
Bei Smart dürfte demnächst dieselbe Diskussion wie einst bei Mini entbrennen: Ist ein Auto wie der #1 mit dieser Größe, diesem Gewicht und dieser Antriebskraft noch ein echter Smart? Dass das Herauslösen auch der Kleinstwagen-Nische viel Potenzial für wirtschaftlichen Erfolg in sich birgt, beweist die jüngere Vergangenheit der britisch-bayerischen Wettbewerber dagegen ohne Zweifel. Mini arbeitet aktuell ebenfalls mit chinesischen Unternehmen zusammen und wird in nicht allzu ferner Zukunft elektrisch angetriebene Crossover und SUV auf den Markt bringen – die größeren Modelle im neuen Smart-Format werden aber eher die Technik entsprechender BMW-Modelle (iX1) tragen. Möglich, dass dem Smart #1 spätestens dann ein ebenbürtiger Konkurrent erwächst. Dann lautet die Frage: Ist deutsche Technik in dem Segment ein Vorteil?
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