Will da etwa jemand ein bisschen Aufmerksamkeit abgreifen, bevor Anfang April der neue James Bond-Film in die Kinos kommt? Oder ist es purer Zufall, dass die neue Automarke Hycan genau jetzt ihr erstes Modell enthüllt, das dann auch noch 007 heißt? Schwer zu sagen, wie viel Kalkül genau hinter dem Timing und der Modellbezeichnungs-Logik des Joint Ventures steckt, das die Guangzhou Automobile Group (GAC) zusammen mit dem Elektroauto-Spezialisten Nio vor zwei Jahren gründete. Die Daten dieses 007 sind jedenfalls ähnlich vielversprechend wie die Filmtrailer zum neuen James Bond-Abenteuer mit dem Untertitel „Keine Zeit zu sterben“.
Zwei Akku-Varianten mit bis zu 643 km Reichweite
Hycan bietet seinen Elektro-SUV, der auf einer GAC-Plattform basiert, in drei Varianten an: Base, Plus und Top. Der 007 Base erhält eine 73-Kilowattstunden-Batterie, die für eine Reichweite von 523 Kilometern gut sein soll. Die darüber angesiedelten Versionen werden mit einem 93-Kilowattstunden-Akku ausgerüstet, der die Reichweite auf 643 Kilometer hebt. Weitere technische Details bleiben die Chinesen bisher schuldig, aber immerhin die Sprintwerte von Null auf Hundert sind bekannt: Der Hycan 007 Base absolviert die Standard-Beschleunigung in 8,2 Sekunden, die Plus- und Top-Versionen sind drei Zehntelsekunden schneller.
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Das Design wirkt wenig innovativ und präsentiert sich als Mix aus zahlreichen Gestaltungselementen anderer Hersteller. Das Dach zeigt sich farblich abgesetzt zum sonstigen Karosseriekörper, wobei die Trennung mittig durch die Außenspiegel verläuft. Die hinteren Seitenfenster knicken in Hofmeister-Manier nach oben ab, bevor die Dachlinie sanft Richtung Heck abfällt. Mit Dachspoiler und Abrisskante auf Schulterhöhe zeigt sich das Design in diesem Bereich strömungsoptimiert. Zugunsten einer optimalen Aerodynamik verfügt der Hycan 007 wie die Tesla-Modelle über versenkte Türgriffe, die beim Öffnen des Autos nach außen surren.
Automatisiertes Fahren auf Level 2
Innen soll der 4,88 Meter lange, 1,94 Meter breite und 1,68 Meter hohe Elektro-SUV opulente Platzverhältnisse für bis zu fünf Insassen bieten – auch dank des Radstandes von 2,92 Meter. Klassische Tasten oder Knöpfe sucht man hier vergeblich. Stattdessen gibt es drei Displays, die optisch zu einer großen Einheit verschmelzen. Sie erstrecken sich in L-Form von hinter dem Multifunktions-Lenkrad bis ins Zentrum des Armaturenbretts und von dort hinunter in Richtung Mittelkonsole. Ein hier positionierter Dreh-Drück-Steller leitet die Befehle ans Infotainment-System weiter, das aber auch Touch-Befehle entgegennimmt. Vielfache Konnektivitäts- und Lademöglichkeiten (USB-Anschlüsse finden sich zum Beispiel in der hinteren Armlehne) sind bei einem chinesischen Modell selbstverständlich.
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Mit seinen Radar-Systemen im Kurz- und Fernbereich sowie zahlreichen Kameras soll der Hycan 007 automatisiertes Fahren auf Level 2 ermöglichen. Zudem überwacht das Elektroauto seine Insassen: Zum einen die Vitalzeichen und Müdigkeit des Fahrers per Mikrobewegungserkennung. Zum anderen die Rücksitze, von wo aus ein Bild auf den zentralen Bildschirm übertragen wird; beispielsweise um zu sehen, ob die Kinder schön brav sind.
In China kostet der Hycan 007 umgerechnet etwa 34.000 Euro. Der Hersteller hat bislang keine Pläne, das Modell auch nach Europa zu bringen.