Honda enthüllt Elektro-SUV und E-Kombi-Limousine

Honda 0 Series Elektromodelle
Honda enthüllt Elektro-SUV und E-Kombi-Limousine

In diesem Artikel:
  • 7 neue Elektro-Modelle bis 2030
  • Autonomes Fahren auf Level 3
  • Elektrische Kombi-Limousine von Honda
  • Geräumiger Van zunächst vom Tisch
  • Neues Honda-Werk in Ontario/Kanada
  • 400-Volt-Akku mit 80 bis 90 kWh
  • Allradantrieb und bis zu 360 kW/490 PS
  • Erste Fahrprobe im getarnten SUV
  • Leichtbau, Effizienz und Gigacasting
  • Honda wird CO2-neutral

Genau ein Jahr nach der Premiere der ersten Konzepte enthüllte Honda am 7. Januar 2025 auf der CES in Las Vegas zwei Elektroautos auf der neu entwickelten Plattform "0 Series". Dabei handelt es sich um eine außergewöhnliche Limousine und ein stattliches SUV im Tiguan-Format. Beide sind für den weltweiten Markt bestimmt und sollen ab 2026 in Nordamerika eingeführt und auch gebaut werden. Wir erklären die neue Technik im Detail.

7 neue Elektro-Modelle bis 2030

Noch handelt es sich bei den beiden Premieren um Prototypen. Doch Honda verspricht, dass sie den kommenden Serienmodellen sehr nah sind. Fünf der sieben 0-Series-Modelle werden SUV sein und auf die Segmente verteilt. Schon bald wird ein kleines Einstiegs-SUV vorgestellt, gefolgt von einem großen mit drei Sitzreihen, einem kompakten und einem weiteren kleinen SUV. Den Anfang macht allerdings das stattliche Elektro-SUV im sogenannten Midsize-Format, was nach internationaler Definition etwas größer als ein Honda CR-V- oder ein VW Tiguan ist.

Honda 0 Series Saloon und SUV Prototyp
Honda

Das Pionier-Modell präsentiert sich in Las Vegas mit futuristischen Proportionen und ungewöhnlichem Design. Der hohe Aufbau, das flache Glashaus und die breiten C-Säulen mit der kleinen, vom Rücklicht umrahmten Heckscheibe dazwischen verleihen dem rund 4,80 Meter langen SUV eine selbstbewusste Extravaganz. Innen setzt Honda alles auf Luftigkeit. Über und neben den Köpfen der Insassen dominiert das Glas, vorn auf dem Armaturenträger eine moderne Bildschirmlandschaft über die gesamte Innenraumbreite. Ob es das Yoke-Lenkrad in die Serie schafft, bleibt abzuwarten. Bestätigt hat Honda aber ein komplett neues Betriebssystem (Asimo OS), das nach dem humanoiden Roboter benannt ist, der seit dem Jahr 2000 sein Unwesen treibt.

Autonomes Fahren auf Level 3

Ebenso versprechen die Japaner, dass die neuen Modelle der 0 Series autonomes Fahren auf Level 3 beherrschen. Es soll also in bestimmten Situationen automatisiert fahren können. Der Fahrer wird allerdings dabei nicht entmündigt. Die ADAS-Technik (Advanced Driver Assistance Systems) ist eine Weiterentwicklung des "Honda Sensing" und soll mit der Honda-eigenen KI (Helm.ai) und leistungsfähiger Hardware funktionieren.

Toshihiro Mibe Director Honda
Honda

Weil es sich bei der 0 Serie um eine Plattform handelt, werden alle kommenden Elektromodelle die autonomen Fahrfunktionen übernehmen können. Wie viele andere Hersteller auch, streben die Japaner damit in Zukunft eine rundum unfallfreie Fahrt an.

Elektrische Kombi-Limousine von Honda

Auch der sogenannte Saloon – also die spektakulär geformte Kombi-Limousine – wird ab 2026 mit dieser Technik ausgerüstet sein. Der Prototyp entspricht dabei optisch im Prinzip der ein Jahr zuvor gezeigten Studie. Die Nase duckt sich tief, trägt jetzt aber klar abgesetzte Scheinwerfer. Die Dachlinie läuft in einem Bogen von der Spitze bis zum hohen Heckabschluss. Auf einem bulligen Unterbau mit großen Rädern sitzt ein filigranes Greenhouse, das auf große Glasflächen setzt. Die Türen sind nur beim genauen Hinsehen zu erkennen. Das unten mit LED-Lichtleisten eingefasste Kühlermaul scheint am Heck in gleicher Form mit roten Rücklichtleisten auf.

Die vier Einzelsitze mit viel Bewegungsfreiheit sowie ein extrem reduziertes Cockpit mit Yoke-Lenkrad und großen Bildschirmflächen dominieren im Innenraum und wurden von der Studie übernommen. Die Bildschirme für die Fondpassagiere sind direkt in die Vordersitze eingearbeitet. Das gesamte Armaturenbrett ließ sich – zumindest in der Studie – samt Lenkrad noch komplett einfahren. Der Prototyp verzichtet darauf, behält aber die digitalen Außenspiegel.

Geräumiger Van zunächst vom Tisch

Auf der 2024er-Ausgabe der CES in Las Vegas stand noch das sogenannte Space-Hub im Mittelpunkt. Es verfolgte den gleichen Design-Ansatz wie der "Saloon", setzte dabei aber auf eine deutlich höher verlaufende Dachlinie. Entsprechend machte der Space-Hub auf MPV oder Van. Zugang zum Innenraum gewährten bei ihm vier seitliche Türen. Während die Kabine üppig verglast war, zeigte sich der Heckbereich komplett verschlossen. Im Fond bildeten zwei sich gegenüberstehende Zweierbänke das Reiseambiente unter einem riesigen Glasdach.

Vom Van war in jüngster Zeit allerdings keine Rede mehr. Vielmehr drehte sich bei den Ausführungen des Honda-Chefs vieles um SUV. Als Erstes dürften wir uns an dieser Stelle auf einen elektrischen Tiguan-Gegner – also einen ID.4 von Honda – freuen. Gebaut wird der wie alle anderen Elektro-Modelle der 0 Series in Nordamerika – zunächst im Honda Marysville Auto Plant Ohio/USA.

Neues Honda-Werk in Ontario/Kanada

Dazu wollen die Japaner eine Produktion von Batterien und Elektroautos in Kanada aufbauen. Dafür investiert Honda rund 10 Milliarden Euro in eine neue Fabrik in der Provinz Ontario. Dort winkt der Staat mit hohen Fördersummen zur Ansiedlung von Firmen aus dem eMobility-Sektor, um ein Zentrum vom Rohstoffabbau über die Produktion von Fahrzeugen und Batterien entstehen zu lassen. Kanada konkurriert hier mit dem Standort der Nachbarstaaten aus den USA.

Allein wird Honda die Batterieproduktion sicher nicht auf die Beine stellen. Schließlich sollen hier auch die Kathodenmaterialen selbst hergestellt und verarbeitet werden. Als möglicher Partner steigt höchstwahrscheinlich LG mit ins Boot. Mit dem koreanischen Konzern LG Energy Solution ist Honda auch für das Werk in Ohio/USA eine Gemeinschaft eingegangen, um hier ab 2025 mit der Batterieproduktion zu beginnen.

400-Volt-Akku mit 80 bis 90 kWh

Apropos Batterie. Die konnten wir uns in Japan bereits ansehen – tiefe Details wurden allerdings nicht verraten. Besonders stolz ist man bei Honda auf das flache Package. Der Akku-Kasten, der bei allen Modellen im Unterboden zwischen den Achsen Platz findet ("Skateboard-Plattform"), baut etwa 6 Prozent flacher auf als bei der Konkurrenz. Welche Mitstreiter hier als Referenz dienten, verrät Honda allerdings nicht. Verbaut werden prismatische Zellen von LG. In mehreren Modulen verbaut, kommt die gesamte Batterie dann auf gut 80 Kilowattstunden.

Honda
Honda

Auch bei der Ladeleistung halten sich die Japaner noch bedeckt. In 15 Minuten soll Strom für etwa 160 Kilometer nachgeladen werden. Nicht unbedingt ein Top-Wert. Geht man von einem Durchschnittsverbrauch von 20 kWh je 100 Kilometern aus, landet man je nach Umrechnung und mit Ladeverlusten bei etwa 120 bis 150 kW Ladeleistung. Die Reichweite der kommenden 0-Series-Modelle gibt Honda zunächst mit 480 Kilometer an.

Allradantrieb und bis zu 360 kW/490 PS

Die neue Honda-Plattform ermöglicht sowohl Heck- als auch Allradantrieb mit zwei unterschiedlichen E-Maschinen. Hauptantriebsquelle ist ein 180-kW-Motor. In alter Währung leistet der also 245 PS. Bei Allradmodellen lässt er sich mit einem 50-kW-Motor an der Vorderachse kombinieren. Aber auch zwei große oder ein kleiner Motor können dank der variablen Plattform zum Einsatz kommen.

Honda
Honda

So ist eine Leistungspalette denkbar, die alles vom 50 kW starken Stadtauto bis zum Sportwagen mit 360 kW realisieren kann. Zu Fahrleistungen oder Verbrauchswerten gibt es noch keine Angaben. Die Motoren stammen allerdings nicht aus eigener Produktion, sondern von einem nordamerikanischen Hersteller. Mehr wollte uns Honda – selbst der weltweit größte Motorenhersteller – bisher nicht verraten.

Erste Fahrprobe im getarnten SUV

Dass nicht alles nur bloße Theorie ist, davon durften wir uns auf dem Honda-Testgelände im Japan bereits überzeugen, als wir uns ans Steuer eines sogenannten "Mules" (Maulwurf) setzten. Bei einem solchen Entwicklungsträger versteckt sich die neue Antriebstechnik im Kleid eines bekannten Autos – in unserem Fall der stattliche SUV CR-V, den es in Deutschland nur als Hybrid oder Plug-in-Hybrid gibt (ab 50.000 Euro).

Honda
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Die Elektrovariante gibt sich daher völlig unaufgeregt und unspektakulär, beschleunigt bei Bedarf kräftig durch und fährt sich ansonsten wie ein "normaler" CR-V. Via Schaltpaddel verstellt dieser CR-V allerdings seine Rekuperation in fünf Stufen. Mit der stärksten (am linkem Paddel ziehen) beherrscht der Wagen das sogenannte "One-Pedal-Driving" – also das Fahren nur mit dem Gaspedal. Lupft man den Fuß, bremst das Auto relativ stark bis zum Stillstand ab. Fünf Züge am rechten Pedal, und die Rekuperation ist zurückhaltend eingestellt. Jetzt segelt das Auto, rollt gefühlt bis zum Horizont und verzögert nur über den Windwiderstand.

Leichtbau, Effizienz und Gigacasting

Das Thema Reichweite wollen die Japaner in Zukunft nicht über riesige Batterien, sondern über Effizienz und Leichtbau angehen. Neue Verarbeitungstechniken wie CDC-Schweißen (Constant Chopping Welding) und Aluminium-Druckguss (Gigacasting) sollen dabei helfen. Mit modernen 6.000-Tonnen-Pressen sollen beispielsweise die großen Batteriegehäuse in einem Arbeitsschritt gefertigt werden.

Im neuen Werk in Kanada kommen dazu noch 10.000-Tonnen-Pressen zum Einsatz, die in der Lage sind, ganze Hinterwagen am Stück zu fertigen. Honda folgt bei der Series 0 damit einem Trend in der Automobilindustrie, hin zu günstigeren und schnelleren Fertigungsmethoden. Allein durch das Gigacasting können bis zu 30 Prozent des Herstellungs-Aufwands eingespart werden. Zur neuen Honda-Plattform gehören natürlich auch alle verfügbaren Assistenzsysteme sowie eine umfassende Konnektivität via Google Android Automotive.

Honda wird CO2-neutral

Mit den Modellen der Honda 0 Series wollen die Japaner den Rückstand zur Konkurrenz in Sachen E-Mobilität aufholen. Bis 2050 will das Unternehmen komplett CO2-neutral wirtschaften. Daher setzt Honda bis 2040 auf die vollständige Elektrifizierung des Antriebs und möchte nach 2039 weltweit nur noch Brennstoffzellenfahrzeuge und Elektroautos verkaufen. Die neue Honda 0 Series folgt auf den e:Ny1, den Honda seit diesem Jahr im Programm hat. Er ist aktuell Hondas einziges Fahrzeug mit E-Antrieb, denn der kompakte Honda e wurde 2023 nach vier Jahren ohne Nachfolger eingestellt.