Während sich die meisten Lkw-Hersteller nur sachte an die (batterie)elektrische Mobilität herantasten, stellt die Mitsubishi Fuso Truck and Bus Corporation auf der Nutzfahrzeug-Messe IAA Transportation (20. bis 25. September in Hannover) bereits die zweite Generation ihres Elektro-Lkw eCanter vor. Okay, der erste eCanter von 2017 wurde nur in einer Kleinserie von etwa 450 Fahrzeugen zu Testzwecken produziert. Aber diese Flotte war in fast allen Teilen der Welt im echten Kundeneinsatz unterwegs und hat dabei mehr als sechs Millionen Kilometer zurückgelegt.
Die dabei gewonnen Erkenntnisse flossen natürlich voll in die Entwicklung des neuen eCanter ein, der gar nicht so neu aussieht; sein Design hat sich nur evolutionär weiterentwickelt. Das lässt sich auch vom Interieur behaupten, in dem das Armaturenbrett nun etwas niedriger positioniert ist als zuvor. Die Instrumente werden auf einem Zehn-Zoll-LCD-Display dargestellt; die Funktionen lassen sich über das Multifunktionslenkrad kommandieren. Zentral im Armaturenbrett sitzt ein weiterer Monitor. Daneben befinden sich Ablagemöglichkeiten, darunter ist die Klimaregelung untergebracht. Willkommene farbige Kontraste weisen die Sitze, die Luftausströmer und das Lenkrad auf.
Fuso eCanter mit elektrischer Hinterachse
Der Elektromotor des neuen Fuso eCanter sitzt in der Hinterachse, wodurch sich ein kompakter Antrieb realisieren lässt. Dieser leistet entweder 110 kW (150 PS) bei den Versionen mit geringer Nutzlast oder 129 kW (175 PS), wenn der Elektro-Fuso über ein zulässiges Gesamtgewicht von mindestens 7,5 Tonnen verfügt.
Das kompakte Antriebs-Layout hilft, den Variantenreichtum beim Fuso eCanter auszubauen. Es gibt mehrere Radstände (zwischen 2,50 und 4,75 Meter) und Aufbaulängen sowie zwei Kabinenbreiten (1,70 und 2,00 Meter). Das zulässige Gesamtgewicht bewegt sich von 4,25 über 6,0 und 7,5 bis 8,55 Tonnen. Für die internationalen Märkte will Fuso mehr als 100 Modellvarianten des eCanter anbieten. Dank der Zapfwellenanlage lässt sich der Elektro-Lkw außerdem mit Sonderaufbauten wie einem Kipper, einem Heckkran oder einem klimatisierten Transporteraufbau ausrüsten.
Reichweiten von 70 bis 200 Kilometer
Abhängig vom gewählten Radstand bietet die Daimler-Truck-Tochter auch in puncto Batterien mehrere Optionen. Die modular aufgebauten und zwischen den Achsen unter der Ladefläche positionierten Pakete haben jeweils eine Nennkapazität von 41,3 Kilowattstunden. Ist nur ein Akkumodul an Bord, beträgt die Reichweite lediglich 70 Kilometer. Wer in dieser Hinsicht aufrüstet, kommt mit dem eCanter 140 (zwei Module) oder 200 Kilometer (deren drei) weit. Das zeigt: Der Japaner ist nicht für Fernstrecken gedacht. Sein Metier ist der Verteilerverkehr zwischen den Logistikzentren in den Vorstädten zu den Kundinnen und Kunden in der City.

Die Intensität der Rekuperation lässt sich vierstufig einstellen. Soll der Akku per Gleichstrom-Schnellladung vollgepumpt werden, kann er zuvor per Timer-Funktion vorklimatisiert werden. Über einen weiteren Timer lässt sich einstellen, zu welcher Tageszeit elektrische Energie nachgetankt werden soll, um beispielsweise besonders günstige Stromtarife nutzen zu können. Zumindest für den japanischen Markt ist bidirektionales Laden angedacht; der Fuso eCanter kann bei Bedarf also auch elektrische Energie aus seiner Batterie abgeben.
Auch mit Brennstoffzelle unterwegs
Vorne und hinten leuchtet der eCanter mit LED-Technik. Aufseiten der aktiven Sicherheit rüstet Fuso den neuen eCanter mit einigen sinnvollen Features aus. Der Abbiegeassistent überwacht den toten Winkel und bremst bei Gefahr selbständig. Das frontseitige Notbremssystem erkennt nun auch Fußgänger, während die Fahrerin oder der Fahrer auf Müdigkeitserscheinungen überprüft wird. Das automatische Fernlicht und die Verkehrszeichenerkennung runden das Sicherheitspaket ab.
Im Frühjahr 2023 kommt der neue Fuso eCanter in Japan auf den Markt. Dort sollen Kundinnen und Kunden von einem Komplettpaket an Mobilitätsdienstleistungen profitieren können, damit der Umstieg vom Diesel- zum Elektroantrieb möglichst reibungslos gelingt. Wann der Elektro-Lastwagen nach Deutschland kommt, ist noch nicht bekannt. Auch die Preise stehen noch nicht fest.
Übrigens: Fuso setzt beim Canter nicht nur auf konventionelle sowie batterieelektrische Antriebe. Seit 2020 ist der eCanter auch mit Brennstoffzellenantrieb unterwegs – bisher allerdings nur als Prototyp.