Wer die Firma Webasto auf Standheizungen sowie Schiebe- und Cabriodächer reduziert, hat die jüngste Entwicklung der Firma aus dem Münchner Umland nicht mitbekommen. Die Stockdorfer entwickeln nämlich fleißig mit an den Elektroantrieben der Zukunft. Webasto kümmert sich vor allem um die Batterien und deren Thermo-Management – und zeigt auf der diesjährigen SEMA zusammen mit Ford, was mit den hauseigenen Technologien so möglich ist.
Elektroantrieb mit manuellem Getriebe
Das Projektauto, das auf der Tuning-Messe in Las Vegas den derzeitigen Entwicklungsstand veranschaulicht, ist ein Mustang mit dem Beinamen „Lithium“. Der Prototyp verfügt über ein 800-Volt-Batteriesystem von Webasto, das durch die hohe Spannung leichter, leistungsfähiger und besser zu laden sein sowie thermische Vorteile gegenüber aktuell im Massenmarkt verwendeten Akkus bieten soll. Auch das passende Ladekabel und die Wallbox liefert der bayerische Spezialist.

Anders als die allermeisten Elektroautos schaltet der Mustang Lithium nicht automatisch, sondern überlässt diesen Job dem Fahrer. Der Phi Power-Elektromotor mit zwei Wechselrichtern ist an eine manuelle Sechsgang-Schaltung gekoppelt, die auf dem Getrag MT82-Getriebe basiert und von Calimer Transmissions für Höchstleistungen auf der Viertelmeile optimiert wurde. Halbwellen aus dem Ford Performance-Regal und ein Torsen-Differenzial stellen endgültig sicher, das möglichst viel der vorhandenen Power auch tatsächlich auf dem Asphalt ankommt.
Über 913 PS und 1.365 Nm
Apropos: Mit einer Leistung von mehr als 913 PS und einem maximalen Drehmoment von über 1.365 Newtonmetern braucht sich der Elektro-Mustang datenmäßig nicht vor den anderen Kraftbrüdern der SEMA zu verstecken. Der Lithium hat so viel Dampf, dass er in vier abgestuften Modi portioniert werden muss: Über ein neues 10,4-Zoll-Display kann zwischen den Abstimmungen Valet (Diener), Sport, Track und Beast gewählt werden. Trotzdem steht das Showcar eher in einem hinteren Eck am Ford-Stand. Nun ja, das SEMA-Publikum ist eben nicht gerade das zugänglichste für das Thema Elektromobilität.

Dennoch wird sich die Autowelt an einen elektrischen Mustang gewöhnen müssen: „Ford hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass wir unsere bekanntesten Modelle elektrifizieren werden“, sagt Hau Thai-Tang, bei Ford verantwortlich für Produktentwicklung und Vertrieb. Der Mustang-Prototyp sei eine gute Gelegenheit, „unseren Kunden zu zeigen, was ein neuer elektrifizierter Antriebsstrang für die Leistungsfähigkeit in einem Auto tun kann, das sie bereits kennen und lieben.“
Von außen ein klassisches Tuning-Auto
Von außen sieht der Lithium dagegen wie ein klassischer getunter Mustang aus. Ford verpasst ihm Karbon-Komponenten an der Front- und Heckstoßstange sowie im Bereich der Schweller. Die Haube mit Polycarbonat-Scheibe, die den Blick auf den Elektromotor freigibt, stammt von Webasto. Hinzu kommen das Track Handling Pack von Ford Performance und eine zusätzliche Domstrebe. Die Karosserie zeigt sich um 2,5 Zentimeter tiefergelegt, wodurch die 20 Zoll großen Forgeline-Schmiederäder mit Michelin Pilot Sport 4S-Bereifung besser zur Geltung kommen. Hinter den Vorderrädern verstecken sich Brembo-Sechskolben-Stopper, die der Shelby GT350R spendiert.