- Ferrari EV als Muletto
- Elektrisch, mit Range Extender oder als Hybrid
- Zweigeteiltes Batteriepaket
- Eigenes Soundkonzept
- Ist der Preis selbst für Ferraristi zu hoch?
Auf einem Investoren-Meeting im April 2021 erklärte Ferrari-Boss John Elkann, der erste elektrische Ferrari werde 2025 vorgestellt. "Für einen solchen Meilenstein in unserer Geschichte werden die Designer und Ingenieure alles nur Vorstellbare umsetzen", sagte Elkann. Damit kassiert er seine eigene Aussage, dass das vollelektrische Ferrari-Modell deutlich später kommt. "In diesem Jahrzehnt werden wir keinen vollelektrischen Ferrari sehen", erklärte der Ferrari-Boss noch bei der Vorstellung der 2020er-Geschäftszahlen.
Auf dem Capital Markets Day 2025 soll sich der Kreis endlich schließen. Ferrari-CEO Benedetto Vigna kündigte im Rahmen der Vorstellung der Geschäftszahlen für das Jahr 2024 an, dass man beim Investoren-Meeting am 9. Oktober 2025 die "Zukunft von Ferrari" präsentieren werde. Gemeint sein dürfte damit der erste rein elektrisch angetriebene Ferrari.
Ferrari EV als Muletto
Einen ersten Ausblick auf den kommenden Elektro-Ferrari geben die ersten erwischter Erlkönige. Die kommen allerdings noch als wildes Muletto daher. Die Karosserie des Versuchsträgers mischt den Grundkörper eines Purosangue mit Anbauteilen von Maserati. Klare Hinweise auf den E-Antrieb liefern die über die Karosserie verteilten Elektro-Warnaufkleber. Die am Heck angebrachten Auspuffendrohre sind nur Attrappen, bei den Testfahrten sammelt sich dort auch der Schnee. Details zum kommenden Elektro-Ferrari lassen sich vom Muletto-Auftritt noch nicht ableiten. Die verwendete Karosseriegröße deutet allerdings schon die Klasse an, in der der elektrische Ferrari einzusortieren ist. Ein Sportwagen scheint nahezu ausgeschlossen, ein Crossover- oder ein SUV wahrscheinlich. Die Kofferraumklappe ist weit oben am Dach angeschlagen, sehr zum Unmut der Testfahrer können wir auch schon einen Blick auf das Gepäckabteil werfen. An der linken hinteren Flanke ist noch aufgesetzt der Ladeanschluss. Geringe Überhänge sowie die dynamische Dachlinie geben dem Modell schon jetzt eine gewisse Präsenz. Aerodynamische Felgen im 23 Zoll Format mit Reifen der Größe 265/35 sind standesgemäß. An der Front zeigen sich weit in die Kotflügel reichende LED-Scheinwerfer, eine tief hinunter ragende Frontpartie sowie massive Luftöffnungen. Augenfällig, als der Prototyp die Ladesäule ansteuerte. Die Dachantenne blinkt rot, nach erfolgreiche Storm-"Beladung" schimmerte die Finne grün – unklar, ob es sich hierbei um ein Ladezustandsindex handelt, der auch in Serie kommen wird.
Elektrisch, mit Range Extender oder als Hybrid
Bereits im Januar 2020 hat das Europäische Patentamt ein Ferrari-Patent veröffentlicht, das einen rein elektrisch angetriebenen Zweisitzer skizziert. Vorgesehen sind in der Patentschrift je zwei L-förmig aufgebaute Elektroantriebsmodule je Achse. Damit würde der Elektro-Ferrari zum Allradler, auch eine Momentensteuerung per Torque Vectoring wäre möglich. Die Antriebseinheiten an der Vorder- und der Hinterachse arbeiten dabei mechanisch völlig unabhängig voneinander.
Die Batterie würde nach der Patentanmeldung hinter den Passagieren vor der Hinterachse sitzen. Hier ist laut Patent aber auch ein Verbrenner als Antrieb für einen Generator denkbar. Für die Batterievariante sieht das Patent zudem die Möglichkeit eines Schnellausbaus durch die Heckklappe vor. Möglicherweise denkt Ferrari hier an ein Batteriewechselsystem. Als weitere Option sieht das Patent einen Hybridantrieb vor, bei dem der Verbrenner direkt die Hinterräder antreiben würde und von den E-Motoren unterstützt werden könnte.
Zweigeteiltes Batteriepaket
Zwei Jahre später im Januar 2022 wurde vom US-Patentamt ein bereits im Dezember 2019 beantragtes neues Patent zum Ferrari-Elektro-Sportwagen veröffentlicht. Das schlicht mit "Electric or hybrid sport car" betitelte Papier zeigt ein Sportwagenchassis im typischen Zweisitzer-Mittelmotordesign und beschäftigt sich mit der Unterbringung der Batterie. Der Energiespeicher sitzt in Plattenbauweise geschichtet wenig überraschend als Block hinter den Passagieren in dem Bauraum, den für gewöhnlich das Verbrennertriebwerk bei Mittelmotor-Bauweise einnimmt. Das Batteriegehäuse ist dabei so ausgelegt, dass es als strukturelles Bauteil in den Heckrahmen integriert, aber auch komplett ausgebaut werden kann. Weitere flache Batteriepakete sitzen ergänzend im Fahrzeugboden unter dem Passagierabteil. Diese Zweiteilung erlaubt auch den Einbau eines Verbrenners im Heck, der in einer Hybrid-Konfiguration nur die Batterien unter dem Fahrzeugboden nutzt.

Markant ist noch die leichte Anstellung des Heckrahmens, der die große Batterie (oder den Verbrenner) aufnimmt. Durch die Keilform stellt sich ein abtriebsfördernder Groundeffect ein. Zudem soll die damit nach hinten beschleunigte Abluft auch Luft aus dem Batteriebereich absaugen und so die Kühlung der Energiespeicher verbessern.
In Sachen Zellform benennt das Patent für den Unterbodenbereich Rundzellen als erste Wahl. Die große Heckbatterie kann dagegen mit zylindrischen, prismatischen oder Pouch-Zellen bestückt werden – je nach gewünschter Batteriecharakteristik.
Eigenes Soundkonzept

Wichtig für einen Elektro-Ferrari ist auch ein authentischer Sound. Der soll nicht wie bei verschiedenen Wettbewerbern komplett aus der Konserve kommen, sondern sich an der tatsächlichen Dynamik des Antriebs orientieren. Entsprechende Patente wurden im Sommer 2022 in Italien und im Januar 2023 in den USA veröffentlicht. Ferrari will die Geräusche des Elektromotors sowie die von verschiedenen anderen Antriebskomponenten wie Getriebe, Differenzial und Räder einfangen und dann elektronisch neu abmischen. Daraus sollen sich dann je nach Fahrzustand Geräuschkulissen darstellen lassen, die zur gebotenen Fahrdynamik passen. Übertragen werden die Lebensäußerungen per Resonatoren an den entsprechenden Bauteilen. Unter dem Strich ahmt diese Soundentwicklung dann das Geräuschverhalten von Verbrennungsmotoren nach.
Ist der Preis selbst für Ferraristi zu hoch?
Noch haben wir noch nicht einmal ein Auto gesehen. Trotzdem ist die Preisvorstellung aus Maranello bereits zu den Kollegen von Reuters durchgesickert. Und nicht nur für die gut betuchte Klientel dürfte das ein kleiner Schock sein. Der erste Elektro-Ferrari soll nämlich mindestens 500.000 Euro kosten. Hinzu kommen die üblichen persönlichen und individuellen Extras. Bleibt abzuwarten, welche Highlights die Italiener am Ende zu diesem Kurs zu bieten haben.