Ein echter E-Auto-Winzling gibt sich in der EU die Ehre: Der Freze Nikrob EV stammt ursprünglich aus China und fährt dort als Hongguang Mini EV von Wuling (auto motor und sport berichtete) durch die Großstädte. Seit Juli 2020 ist der Winzling in seiner Heimat auf dem Markt und dort sehr erfolgreich unterwegs. Seitdem sichert sich der kleine E-City-Flitzer immer wieder mal die monatliche Neuzulassungs-Krone unter den in China angebotenen Elektroautos.
Dieser Erfolg ist dem Unternehmen Dartz nicht verborgen geblieben. Normalerweise mit sexistischer Werbung und militärischen Fahrzeugen in Erscheinung tretend, versucht Dartz seit Mitte 2021, mit dem hinterradgetriebenen Elektro-Zwerg unter dem Namen Freze Nikrob EV Europa aufzumischen. Denn die Antwort auf die Frage, warum sich der 2,92 Meter kurze Elektrowagen so gut in China verkauft, ist klar: Er ist günstig. Und das Beste: Es gibt ihn auch als Cabrio namens Freze Froggy EV.
Als Beachstar besonders auffällig
Doch damit nicht genug des Wunderlichen. Letztgenannten legt Dartz nämlich auch in einer Beachstar-Version auf. Diese zeichnet sich durch farblich abgesetzte Elemente und eine extrem eigenwillige Formgebung mit ultrakurzer Windschutzscheibe, als Überrollbügel/Heckflügel-Kombination weit nach oben gezogener Sideblade im Bereich zwischen B- und C-Säule, eine Heckklappe sowie verkleidete Räder aus. Hinzu kommt das stets extrovertierte Farbkonzept, wobei die Kombination aus Gelb und Grün nur ein Vorschlag ist; hier sind Dartz zufolge auf andere Zusammenstellungen möglich. Das ergibt Sinn, schließlich sieht Dartz das Vehikel vor allem für Carsharing- und Autovermietungsfirmen sowie für Hotelflotten vor. Bei diesen Anwendungszwecken muss es leicht an das jeweilige Firmen-Design anzupassen sein.

Als Inspirationsquelle für den Froggy Beachstar dienten zwei mindestens genauso skurrile Fahrzeuge: Einerseits der "Millenium Mercedes", mit dem Investor und Autor Jim Rogers zur Jahrtausendwende eine Weltreise unternahm. Dabei handelt es sich um einen SLK 230 der ersten Generation, der mit dem Chassis und Turbodieselantrieb eines G-Modells auf Robustheit getrimmt wurde und einen kleinen Wohnanhänger im Schlepptau mit sich herumzieht. Das zweite Auto gehört Dartz-Gründer Leonard Yankelovich: Ein heftig umgebauter VW Käfer im Reptilien-Look; beide Autos sind auf den gezeigten Bildern zu sehen.
Inoffizieller Crashtest wirft Sicherheitsfragen auf
Allerdings bedarf es sowohl bei der Limousinen-Variante als auch bei den Cabrio-Versionen umfangreicher Anpassungen in puncto Sicherheit, damit der Freze Nikrob EV hierzulande angeboten werden darf. So muss Dartz Airbags und eine elektromechanische Servolenkung (EPS) installieren, einige Fahrzeugteile verstärken und ein EU-Interface für den Zugang zu den Fahrzeugdaten montieren. Der Freze ist somit laut Dartz M1- und Autobahn-tauglich in der EU. Ein kürzlich im Internet aufgetauchtes Video eines bei einem Crashtest mit 50 Prozent Überdeckung (64 km/h) komplett zerstörten Freze verwundert Dartz nicht. Auf Nachfrage von auto motor und sport heißt es: "Natürlich haben wir dieses Video gesehen. Und natürlich ist es von Musk-Anhängern (Tesla-Chef Elon Musk; Anmerkung der Redaktion) veröffentlicht worden. Der Freze erfüllt alle EU-Anforderungen." Wie der kleine Chinese bei einem offiziellen Crash tatsächlich abschneidet, muss man abwarten.
Den Freze Nikrob EV bietet Dartz über eine österreichische Website zur Konfiguration und zum Kauf an. Den chinesischen Tarif von umgerechnet rund 3.700 Euro können die Litauer zwar nicht mitgehen. Der Preis ist dennoch heiß, zumal der Winzling offiziell auf der Bafa-Liste der in Deutschland per Innovationsprämie förderfähigen Elektroautos steht. Bedeutet: Vom Nettolistenpreis von 16.000 Euro werden sowohl der Herstelleranteil (3.000 Euro) und die Förderung des Bundes (6.000 Euro) abgezogen, womit der Freze Nikrob EV in Deutschland ab 7.000 Euro netto beziehungsweise 8.330 Euro inklusive Mehrwertsteuer erhältlich wäre. Selbst mit allen erhältlichen Ausstattungs-Optionen wäre der Elektro-Floh mit 9.500 (netto) respektive 11.305 Euro (brutto) noch ein echtes Schnäppchen.
39 PS Leistung, 200 Kilometer Reichweite
Der Froggy Beachstar soll laut Dartz bis zu 305 Kilometer pro Akkuladung schaffen. Das verwundert, denn das Grundmodell kommt längst nicht so weit. Dank einer neuen Lichtmaschine konnte Dartz die Reichweite im Vergleich zum chinesischen Pendant zwar um 30 Kilometer steigern, doch mehr als 200 Kilometer sind mit dem Freze Nikrob EV eigentlich nicht drin. Die Lithium-Eisenphosphat-Batterie bietet eine Nennkapazität von 105 Amperestunden (Ah), was angesichts der Nennspannung von 109 Volt in der bei E-Autos gebräuchlichen Einheit Kilowattstunden (kWh) einen Wert von 16,35 ergibt. Der von Siemens zugelieferte Elektromotor leistet 29 kW (39 PS), womit das Auto eine Spitzengeschwindigkeit von 110 km/h erreichen soll. Der 1.070 Kilogramm schwere Freze Nikrob EV verfügt serienmäßig über LED-Scheinwerfer, Rückfahrkamera und Klimaanlage.

Es soll irgendwann eine weitere Extremversion mit Namen Aladeen geben. Die auf 99 Einheiten limitierte Version soll gold lackiert sein und ein Abzeichen der Republik Wadiya aufweisen. Ja, richtig geraten: Es handelt sich um einen Hinweis auf den Film "The Dictator", in dem Dartz seine Prombon-Fahrzeuge neben Ben Kingsley und Sacha Baron Cohen platzierte. Eventuell soll sogar Cohen die Autos signieren. Auf der offiziellen Konfigurations-Website des Herstellers ist von dieser Version aktuell allerdings noch nicht die Rede.