Der chinesische Elektroauto-Hersteller BYD wird den Seagull 2025 nach Europa bringen. Das bestätigte Stella Li, als Executive Vice President bei BYD für die europäischen Märkte zuständig, zum wiederholten Male. Der spanischen Website "Forococheselectricos" sagte sie bereits im Frühjahr 2024: "Aber es ist nicht der Seagull für den chinesischen Markt. Es wird ein Seagull für den europäischen Markt sein, ein neuer Seagull", so die Managerin des Autokonzerns.
Welchen Namen erhält der Seagull in Europa?
Damit dürfte das elektrische Einstiegsmodell nicht nur größer werden, sondern auch anders heißen als in seiner Heimat. In Brasilien und Mexiko verkauft BYD das Modell bereits in bekannter Form – allerdings unter der Bezeichnung Dolphin Mini. Nach Europa kommt der kleine Elektriker wohl als BYD Dolphin Surf. Zumindest bringt das Magazin "Autocar" diesen Namen für den britischen Markt ins Spiel.
Bei der Namensgebung seiner neuen Elektroautos lässt sich BYD nunmehr von der (Wasser-)Tierwelt inspirieren. Los ging es mit dem Seal (Robbe), auch einen Dolphin (Delphin; siehe Video nach dem ersten Absatz) und einen Sealion (Seelöwe) gibt es bereits. Auf der Shanghai Motor Show 2023 wuchs diese sogenannte Ocean Series auf ein Quartett an: Mit dem Seagull gesellte sich eine Seemöwe hinzu. Diese gab schon dem Mercedes 300 SL seinen Spitznamen im englischen Sprachraum, weil dessen geöffneten Türen an die ausgebreiteten Flügel einer Möwe erinnern ("gullwing doors"). Vielleicht ist das ja insgeheim der Grund, warum das Auto in Europa wohl in Dolphin Surf umbenannt wird.
In China ist der Seagull ein echter Preisbrecher. Erst recht, nachdem dort zum aktuellen Modelljahr eine neue Version des Elektro-Kleinwagens auf den Markt gekommen war. Die sogenannte Vitality Edition gibt es bereits ab 69.800 Yuan, was umgerechnet etwa 8.900 Euro entspricht. Damit heizt BYD den Kampf um einen günstigen E-Kleinwagen weiter an. Im Vergleich zur letzten Version des BYD Seagull sank der Basispreis um ungefähr 500 Euro. Das Topmodell Flying Edition mit größerer Batterie kostet mindestens 85.800 Yuan (gut 10.900 Euro).
In Europa deutlich teurer als in China
Ganz so günstig wird es den BYD Seagull alias Dolphin Surf in Europa nicht geben. Stella Li kündigt ihn gegenüber "Autocar" zwar "nicht als das billigste", aber als "das preiswerteste" Elektroauto an. In den Preisbereich des ab 16.900 Euro erhältlichen Dacia Spring dürfte der Dolphin Surf folgerichtig nicht kommen. Realistischer erscheint ein Basistarif von etwa 20.000 Euro, womit der BYD noch immer billiger wäre als beispielsweise der Citroën ë-C3 (mindestens 23.300 Euro) oder der Fiat Grande Panda (ab 25.000 Euro)
Der BYD Seagull aka Dolphin Surf basiert auf der E-Plattform 3.0 des Herstellers. Der Elektro-Kleinwagen weist vier konventionelle Türen und eine große Heckklappe auf. Er ist 3,78 Meter lang, 1,72 Meter breit sowie 1,54 Meter hoch und verfügt über einen Radstand von 2,50 Meter. Klassische Kleinwagen-Dimensionen also, die den Seagull zu BYDs Einstiegs-E-Auto machen; der Dolphin, Seal und Sealion siedeln sich darüber an. Dazu passen auch die Raddimensionen in – je nach Ausstattung – 15 oder 16 Zoll.
Mit Lithium-Eisenphosphat- und Natrium-Ionen-Batterie
Der BYD Seagull hat ein eigenständiges Design, bei dem Vorderwagen und Überhänge kurz ausfallen. In der Frontschürze sitzt, untypisch für ein Elektroauto, ein recht großer Lufteinlass. Ebenso unüblich: der Einarm-Wischer. Kunststoff-Elemente finden sich nicht nur rund um die Räder, sondern auch oberhalb der Seitenschweller und an der C-Säule, wodurch der untere Karosseriebereich von der Dachpartie optisch abgetrennt wird. Die Schulterlinie knickt nach der B-Säule Richtung Heck nach oben ab. Über dem Hinterteil thront ein weit herausgezogener Spoiler, während die waagerechten Heckleuchten durch eine schmale Lichtleiste miteinander verbunden sind.
BYD bietet den Seagull/Dolphin Surf mit einem 55 kW (75 PS) starken E-Motor an. Ursprünglich war eine zweite Variante mit 75 kW (102 PS) geplant, doch die lässt in China bisher auf sich warten. Dagegen bleibt es bei zwei Batterie-Optionen. Die größere mit 38 Kilowattstunden verfügt nach dem chinesischen Fahrzyklus CLTC über eine Reichweite von 405 Kilometern und über Lithium-Eisenphosphat-Zellen (LFP). BYD nennt diese Akku-Bauart, die auch bei den größeren Modellen zum Einsatz kommt, "Blade Battery". Für den kleineren Energiespeicher gibt BYD 30 Kilowattstunden und 305 Kilometer Reichweite an. Hierbei handelt es sich um einen Natrium-Ionen-Akku, der ganz ohne die Rohstoffe Kobalt, Nickel und Lithium auskommt und deshalb Vorteile bei den Kosten und Auswirkungen auf die Umwelt verspricht.
Minimalistisches Cockpit
Der kleine BYD verfügt über vier Sitzplätze und zwei Monitore. Der kleinere (sieben Zoll) sitzt als Fahrer-Informations-Display hinter dem unten etwas abgeflachten Lenkrad. Mittig im Armaturenbrett befindet sich ein drehbarer Infotainment-Touchscreen im Tablet-Format (10,1 Zoll). Zwischen ihm und den zentralen Lüftungsdüsen positioniert BYD haptische Tasten für einige wichtige Funktionen, darunter den Drehschalter für das Getriebe. In den höheren Ausstattungslinien verfügt der Seagull über Annehmlichkeiten wie eine kabellose Ladestation für Smartphones oder elektrisch verstellbare Vordersitze. Bei umgeklappten Rücksitzen fasst das Gepäckabteil bis zu 930 Liter.