Mit dem i4 macht BMW in der rein elektrisch fahrenden gehobenen Mittelklasse mit – dort, wo Tesla aktuell mit dem Model 3 große Erfolge einfährt. Die Bayern stellen jetzt mit dem Concept i4 eine Studie vor, die schon sehr nahe an der Serie ist und die als Serienmodell unter anderem das amerikanische Tesla Model 3 oder den chinesischen Polestar 2 aufs Korn nimmt.
Der i4 basiert auf der Technik des 4er Gran Coupé und ist dementsprechend wohl proportioniert. Ganz vorn sitzt die Doppelniere in recht prächtiger Größe. Steht man live vor dem Auto, sieht die Niere zum einen ganz passend und zum anderen gar nicht mehr so überdimensioniert aus. Außerdem umrandet sie nicht mehr einen Grill – da das Elektroauto keinen großen Lufteinlass benötigt, ist er bei der Studie und beim späteren Serienmodell geschlossen. Hinter der Nierenfläche haben die Ingenieure die komplette Sensorik verborgen. Davon gibt es sehr viel, schließlich soll der i4 autonomes Fahren nach Level 3 (von fünf) beherrschen. Für einen Radarsensor ist es beispielsweise von Vorteil, wenn er hinter einer nicht lackierten Kunststofffläche wie bei der neuen Niere sitzt, da diese die Radarstrahlen am wenigsten reflektiert oder abgelenkt.

Lange Haube, kein Frunk
Die lang gezogene Fronthaube trägt deutlich zu den Proportionen des i4 bei. Unter ihr befinden sich die Steuerungselektronik und die Antriebskomponenten – ein zusätzliches Staufach gibt es dort nicht. Einige andere Elektroautos wie der Tesla Model 3, der Auto E-Tron und der Ford Mustang Mach-E haben diesen sogenannten Frunk (Mischung aus „Front“ und „Trunk“). BMW verspricht als Ausgleich einen besonders großen Kofferraum im Heck, wobei konkrete Literzahlen noch nicht bekannt sind.
In der Seitenansicht fallen die direkt greifbaren Türgriffe auf, beim Tesla Model 3 muss man diese erst herausklappen. Außerdem gibt es breite Reifen – ganz anders als beim kleinen i3, der aus Effizienzgründen mit Asphaltschneidern unterwegs ist. Für die Felgen haben die Designer eine Teilabdeckung entworfen, die modern aussieht und gleichzeitig für eine erheblich verbesserte Aerodynamik sorgt.

Diffusor ersetzt Endrohre
Am Heck fallen die abgewinkelten aus einem Strich bestehenden Leuchten auf und unten rechts und links die mächtigen Diffusor-Elemente. Diese sind nicht nur für eine Verminderung der Luftverwirbelungen am Heck da, als Potenzhinweis ersetzen sie auch die Endrohre aus der Verbrennungsmotorzeit.
Innen ist der Concept i4 studienschick – aber BMW betont, dass auch das Interieur seriennah sei. Auf überflüssige Schnörkel verzichten die Designer, es gibt nur wenige Akzente, die den Innenraum ruhig und edel wirken lassen. Die Designer gehen davon aus, dass sich die Kunden permanent geschmacklich weiterbilden und somit wachsende Ansprüche haben. Lüftungsdüsen sind beispielsweise vorhanden, aber nicht mehr zu sehen. Die Mittelkonsole ist niedrig, einen Fahrstufenwahlhebel gibt es nicht, an seine Stelle tritt ein flacher Schiebeschalter. Der Dreh-Drücksteller ist aus Kristall geschliffen, so wie es ihn beispielsweise gegen Aufpreis bereits im BMW 7er und im X7 gibt. Für die Darstellung der Instrumente und für die Bedienung des Infotainment-Systems gibt es einen leicht gebogenen horizontal angeordneten Bildschirm, der dank seiner Aufhängung über dem Armaturenbrett zu schweben scheint. Die gebogene Ausführung holt BMWs fahrerorientiertes Cockpit in die Moderne, wobei alle Informationen auch vom Beifahrerplatz aus zu sehen sind. Ein optionales Headup-Display sorgt im späteren Serienmodell für noch mehr Anzeigen-Komfort. Beim Tesla Model 3 gibt es ausschließlich einen vertikal ausgerichteten Bildschirm in der Mittelkonsole, der Fahrer muss also seinen Kopf zur Seite drehen, um Fahrinformationen abzulesen.

Fahrmodi und Hans-Zimmer-Sound
Der neue i4 lässt sich in drei verschiedene Fahrmodi versetzten: Core, Sport und Effizient. Die Darstellung im Display passt sich der jeweiligen Einstellung an: Core ist der mit einem blauen Farbschema versehene Normalmodus, für Sport gibt es aggressives rot und fürs sparsame Effizient dann wieder ein kühles blau. Und auch der Sound wird sich in den verschiedenen Modi unterscheiden: Hollywoods berühmtester Filmkomponist Hans Zimmer war zusammen mit dem Komponisten, Pianisten und promovierten Akustiker Renzo Vitale für die Entwicklung eines individuell sportlichen Klangs zuständig.
Antrieb aus dem iX3
Auch zum Antrieb des neuen i4 verrät BMW Details: Er bekommt die Technik aus dem Elektro-SUV iX3. BMW bezeichnet die Antriebstechnik als eDrive-Technologie der fünften Generation: Elektromotor, Leistungselektronik, Ladetechnik und der Akku sollen komplette Neuentwicklungen sein. Die leistungsstärkste Variante des Motors soll 390 Kilowatt (530 PS) leisten und damit für ein M-Modell reichen. In zirka vier Sekunden soll der i4 von null auf 100 km/h beschleunigen und maximal über 200 km/h schnell sein. Die 80 Kilowattstunden nutzbare Kapazität des 550 Kilogramm schweren Hochvoltspeichers sollen 600 Kilometer Reichweite ermöglichen.
Auto aus München
BMW baut den i4 in seinem Stammwerk in München. Dafür mussten die Produktionsfachleute zehn Prozent der Fertigung anpassen. Die Batterie kommt auf einer komplett neuen Anlage von unten ins Fahrzeug.