- Die Qualitätsanmutung
- Die Stadttauglichkeit
- Das Platzangebot
- Die Dynamik
- Die E-Auto-Funktionen
- Der Verbrauch
- Der Komfort
- Die Reichweite
- Die Reisetauglichkeit
- Die Bedienung
- Der Preis
Der Skoda Enyaq will nicht einfach nur als weiteres Elektroauto wahrgenommen werden. Ein alltagstaugliches Familienauto soll der Tscheche geworden sein – mit jeder Menge Platz, Komfort und moderner Technik. Dem Elektroauto-Supertest von Chefreporter Alex Bloch stellt sich der Enyaq als iV 80 mit dem namensgebenden 80-kWh-Akku, der nutzbare 77 kWh Netto-Kapazität bereithält. Ob das Auto aus Volkswagens modularem Elektro-Baukasten (MEB) den eigenen Ansprüchen und denen unseres Tests gerecht wird? Wir finden es heraus und bewerten den Enyaq in zehn unterschiedlichen Kapiteln.
Die Qualitätsanmutung
Sorry VW, aber wir erinnern uns noch ziemlich genau an den ersten Aufschlag des MEB-Autos ID.3. In puncto Verarbeitungsqualität gab es bei dem kompakten Stromer so einiges zu bemängeln, deshalb schauen wir jetzt natürlich auch beim Enyaq ganz genau hin. Unter der Fronthaube gibt es auch beim Skoda unsauber lackierte Bereiche. Das ist kein Beinbruch, aber doch irgendwie ärgerlich. Was die Fugen, Kanten und Abschlüsse betrifft, leistet sich der SUV dagegen keine Patzer – hier passt alles. Ein Highlight: Die Qualität des Options-Lacks (rund 1.000 Euro extra). Leuchtende Farbpigmente, keine Orangenhaut. Das kann sich sehen lassen.
Im Interieur fällt ein Makel sofort auf, wenn man die Türe schließt. Der Griff dafür ist aus billigem Hartplastik gefertigt, was hier besonders ärgerlich ist, weil man das Teil ja bei jeder Fahrt mindestens einmal in der Hand hat. Diese Kritik hat Skoda nicht exklusiv gepachtet, sie betrifft auch weitere Konzernmarken (ja, Seat – ihr seid gemeint). Aber das nur am Rande. Die übrige Cockpitlandschaft ist sauber und hochwertig verarbeitet. Schöne Nähte und gute Materialauswahl kennzeichnen den Enyaq. Alex Bloch wiederum bewertet das mit 4 von 6 Sternen.
Die Stadttauglichkeit
Logisch, ein 4,65 Meter langes Auto ist für gewöhnlich kein ausgewiesener Stadtflitzer. Trotzdem gelingt es dem Enyaq, seine Abmessungen mit erfrischender Wendigkeit zu kaschieren. Dank des geringen Wendekreises machen kurvige Manöver keinerlei Probleme. Dabei profitiert des Skoda von seiner Heckantriebs-Konstruktion, durch die man der Vorderachse jegliche Antriebskomponenten erspart und die Räder weiter einschlagen kann. Was die Übersichtlichkeit betrifft, muss sich der Enyaq lediglich ein leicht verbautes Heck zum Vorwurf machen lassen, das für eine schmale Glasfläche sorgt.
Dafür hat man heutzutage doch eine Rückfahrkamera, werden sich nun manche echauffieren. Ja, das stimmt – und deshalb ist das kleine Heckfenster auch kein allzu schwerwiegendes Problem, denn die Kamera im Enyaq macht einen sehr guten Job mit verzerrungsfreiem Bild und cleveren Hilfslinien. Trotzdem springt bei einem Fahrzeug dieser Größe insgesamt keine Topbewertung für das Kapitel Stadttauglichkeit heraus. Der Skoda kriegt 3 von 6 Sternen.
Das Platzangebot
Was im vorangegangenen Kapitel noch ein Nachteil war, wächst sich hier buchstäblich zum Vorteil aus. Der Enyaq kann mit 2,77 Metern den gleichen Radstand wie sein Konzern-Bruder ID.4 vorweisen, bietet aber trotzdem mehr Platz, weil er das insgesamt etwas längere Auto ist (Plus 7 cm – 4,65 Meter). Gehen wir den Skoda von vorne nach hinten durch. Das Raumgefühl in der ersten Reihe ist dank aufgeräumtem und luftigem Cockpit tadellos, in den vielen Ablagefächern lässt sich einiges verstauen. Ist der Fahrersitz auf den 1,89 Meter großen Alex Bloch eingestellt, bleibt das Platzangebot im Fond trotzdem fürstlich. Die Füße passen unter den Vordersitz, die Knie haben jede Menge Luft und der Kopf stößt nirgends an.
Den Längenvorteil spielt der Skoda Enyaq aber vor allem im Ladeabteil aus. 585 Liter Basisvolumen stehen zur Verfügung und damit deutlich mehr als bei der Segment-Konkurrenz. Unter dem Ladeboden finden sich mehrere Fächer für Kleinkram und Ladekabel – letzteres wäre in einem Frunk allerdings besser aufgehoben. Den gibt es beim Enyaq allerdings nicht. Fallen die Rücksitze fernentriegelt nach vorne, stehen insgesamt 1.710 Liter Ladevolumen zur Verfügung; also über 100 Liter mehr als beim VW ID.4. Wer viel transportieren will, darf sich außerdem über die maximale Zuladung von rund einer halben Tonne (je nach Ausstattung) freuen. Das beschert dem Skoda Enyaq hier insgesamt 5 von 6 Sternen.
Die Dynamik
Beschleunigen, Bremsen und flotte Kurvenfahrten stehen hier auf dem Tableau. Skoda gibt als Wert für den Standardsprint 8,5 Sekunden an. Unsere Messung (8,48 Sekunden) bestätigt die Werksangabe – übrigens mit einem Akku-Ladezustand von 30 Prozent. Bei einer Vollbremsung steht das 2,1 Tonnen schwere Elektroauto im Schnitt nach ordentlichen 36 Metern. Dass an der Hinterachse Trommelbremsen arbeiten erweist sich dabei übrigens nicht als Nachteil – stattdessen leisten sie bei steigender Temperatur bessere Dienste.
Ob im Enyaq ein Kurven-Talent schlummert, schauen wir uns im 18-Meter-Slalom an. Hier bleibt der große Tscheche lange neutral bis das ESP sanft eingreift. Dabei erfordert der behäbgie Skoda allerdings große Lenkwinkel, ist aber einfach und sicher zu fahren. Zum Dynamiker ist er insgesamt nicht geboren. Muss auch nicht sein, denn das ist schließlich nicht die Aufgabe eines großen Familienautos. Dieser Umstand schlägt sich natürlich in der Bewertung nieder. 2,5 von 6 Sternen sind für den Skoda drin.
Die E-Auto-Funktionen
Auch hier bleibt der Blick auf die Konzern-Verwandschaft nicht aus. Beim ID.3 fehlte dem Navigationssystem beispielsweise eine Lade-Planung und eine fehlerhafte Steuersoftware hemmte die Funktionalität der Wärmepumpe. Letztere gibt es für den Enyaq optional und mit bereits nachgebesserter, voll funktionsfähiger Software. Gibt man nun über den großen Touchscreen ein Ziel ein, das außerhalb der Akku-Reichweite liegt, plant der Skoda selbstständig alle notwendigen Ladestopps ein. Bisher klappt es hier also deutlich besser als bei den VW-Modellen.
Was der Enyaq, anders als beispielsweise ein Tesla-Modell, nicht angibt, ist der SOC (State of Charge) bei Ankunft am Ladestopp. Das System gibt lediglich Auskunft darüber, mit welcher Leistung an der gewählten Säule geladen werden kann und wie lange das Auto angesteckt bleiben muss. Was gut gelungen ist: Die Lade- und Akkusteuerung. So lässt sich etwa eine Obergrenze des Ladevorgangs definieren, um den Akku zu schonen, außerdem können Ladevorgänge auch zeitlich programmiert werden, was besonders an der eigenen Wallbox sinnvoll ist. Insofern wird hier auf hohem Niveau gemeckert – das zeigt auch das Ergebnis: 5 von 6 Sternen.

Der Verbrauch
Laut WLTP-Angabe soll der Enyaq iV 80 im Schnitt 16,7 kWh Strom pro 100 Kilometer verbrauchen. Damit läge er sogar noch etwas unter der Verbrauchsangabe eines Tesla Model Y Long Range. Wir verlassen uns aber natürlich nicht auf die WLTP-Werte, sondern ermitteln unsere Verbräuche selbst und dafür spielen die Fahrwiderstände eine entscheidende Rolle. Das fängt mit dem Gewicht und der Bereifung an. Etwas mehr als 2,1 Tonnen bringt der Enyaq als iV 80 auf die Waage und steht auf Bridgestone Pneus der Effizienzklasse A, die sich um 20-Zoll-Felgen spannen. Hier plant Skoda übrigens, auch noch aerodynamisch optimierte Leichtmetallräder nachzulegen.
Mit seinem Luftwiderstandsbeiwert von 0,26 (mit kleineren Rädern bis zu 0,25) sticht der Skoda den VW ID.4 (0,28) knapp aus. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die Front des Enyaq deutlich flacher ausfällt. Auf der sparsam gefahrenen Eco-Runde meldet der Bordcomputer einen Durchschnittsverbauch von beeindruckend niedrigen 15,5 kWh pro 100 Kilometer. Da spielt dem Auto seine Motorisierung in die Karten, denn hier arbeitet ja nur eine einzelne E-Maschine im Heck. Deshalb kommt das Aggregat auch vergleichsweise schnell in Lastbereiche, wo es spürbar arbeiten muss und dort funktioniert so ein Motor effizienter und mit besserem Wirkungsgrad als im Niedrig-Last-Bereich. Bei konstanten 100 km/h steigt der Verbrauch des Enyaq moderat auf durchschnittliche 17 kWh. Der Testverbrauch schließt alle Fahrszenarien von Eco bis sportlich ein und beträgt beim Skoda 19,1 kWh. Damit unterbietet er die Konkurrenz von Hyundai oder Tesla und erhält dafür 4 von 6 Sternen.

Der Komfort
Steht das DCC (Dynamic Chassis Control) auf "Comfort", bügelt der Enyaq Unebenheiten sauber weg und dämpft auf den Punkt. Als schweres Elektroauto profitiert der Enyaq zudem vom wenig nervösen Aufbau insgesamt. Um eine Vergleichbarkeit zu anderen Fahrzeugen herzustellen, misst Alex Bloch die Vertikalbeschleunigung bei einer Referenz-Querfuge, die mit 20 km/h überfahren wird. Das Schaubild stellt dem Enyaq das Tesla Model Y gegenüber und es ist deutlich zu sehen, dass der Skoda die Bewegung viel weicher auspendelt ohne initial überhaupt einen harten Stoß durchzulassen.

Die Abstimmung sorgt also schonmal dafür, dass man auch nach langer Fahrt am Ziel entspannt ankommt. Die Sitze tun ihr Übriges dazu, engen nicht mit zu viel Seitenhalt ein und weisen eine angenehme Ausformung auf. Zum Komfort gehört aber nicht nur die Hardware, sondern auch die Akustik. Dank entsprechender Verglasung rundherum ist der Enyaq mit einem niedrigen Geräuschpegel unterwegs und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der Skoda 5 von 6 Sternen im Komfortkapitel abgreift.
Die Reichweite
Nochmal zur Erinnerung: Im Enyaq iV 80 steckt ein Akku mit einer nutzbaren Netto-Kapazität von 77 kWh. Wer ausgesprochen sparsam unterwegs ist, kann damit tatsächlich eine Distanz von bis zu 500 Kilometern zurücklegen. Für ein Auto von dieser Größe durchaus beachtlich, wobei im Alltag wohl niemand ausschließlich im Eco-Betrieb von A nach B fährt. Legt man nun den Testverbrauch von 19,1 kWh zu Grunde, ist rein rechnerisch eine Reichweite von 405 Kilometern drin.
Ist man ausschließlich auf der Autobahn zugange und fährt konstant 120 km/h, sinkt die Reichweite auf noch immer sehr anständige 365 Kilometer. Wer dann zwischenzeitlich immer wieder auf 80 Prozent lädt, schafft damit 290 Kilometer. Geht es flotter voran (140 km/h) schafft der Enyaq iV 80 insgesamt 270 Kilometer. Unter dem Strich liegt der Skoda hier bei 4 von 6 Sternen und damit etwas besser als beispielsweise ein Ioniq 5 und genau so gut wie ein Tesla Model Y.
Die Reisetauglichkeit
Wie performt der Skoda Enyaq iV 80 dann also, wenn er lange Strecken zurücklegen muss? Sprich: Wie ist es um die Reisetauglichkeit bestellt? Dafür kombiniert Alex Bloch die zur Verfügung stehende Reichweite mit der durchschnittlichen Ladegeschwindigkeit. Daraus lässt sich ermitteln, wie lange es dauert, um exemplarische 800 Kilometer zurückzulegen. Die Ladeleistung wird mit einem SOC von 10 bis 80 Prozent und bei warmgefahrenem Akku gemessen. Der Hersteller gibt einen Maximalwert von 125 kW an. Das hält der Enyaq so lange durch, bis der Akku zu 30 Prozent geladen ist; danach flacht die Kurve bis zum Ende auf etwas über 60 kW ab. Die durchschnittliche Leistung liegt somit bei rund 90 kW.
Den Strom für die ersten 100 Kilometer Reichweite saugt der Skoda in etwa 10 Minuten, die nächsten 100 Kilometer brauchen mit rund 12 MInuten etwas länger und die dritten 100 Kilometer benötigen 16 Minuten. Die Ladeleistung ist allerdings aktuell noch softwareseitig beschnitten, weil der Volkswagen-Konzern laut eigener Aussage noch Erfahrungen mit den Akkus sammeln will. Ein OTA-Update wird im Laufe des kommenden Jahres vermutlich für mehr Power sorgen. Doch schon mit dem aktuellen Setting kann bei entsprechend geplanten Ladestopps besagte 800-Kilometer-Strecke in weniger als acht Stunden zurückgelegt werden. Dafür gibt es 4,5 von 6 Sternen.
Die Bedienung
Wenig überraschend basiert auch das Infotainment im Skoda Enyaq auf VWs Baukasten-Modell und das ist zunächst mal nicht unbedingt von Vorteil. Schließlich mussten die ID-Modelle bereits erhebliche Kritik einstecken, etwa wegen doppelt belegten und unbeleuchteten Slidern, die eine intuitive Bedienung nicht gerade fördern. Das macht Skoda besser, denn das Slider-Element dient hier einzig der Lautstärken-Regelung. Darunter sitzt eine Leiste von haptischen Direktwahltasten, beispielsweise für Fahrmodi oder Warnblinker. Verglichen mit dem Touch-Feld in den VW-Elektro-Modellen die bessere Lösung.
Der Touchscreen ist groß und gut aufgelöst, die Informationsarchitektur allerdings nicht an jeder Stelle komplett logisch wegen teils verschachtelter Menüs. Einzelne Darstellungen, etwa der Bordcomputer-Daten, sind dafür aber sehr übersichtlich gestaltet. Auf dem Lenkrad gibt sich der Skoda mit haptischen Tasten ebenfalls etwas analoger als die VW-Modelle – und ebenfalls besser bedienbar. Hinter dem Steuer sitzt dann noch ein gut aufgelöstes Instumentendisplay, das allerdings eine Darstellung der Bordcomputer-Daten vermissen lässt. Dafür trumpft der Skoda mit einem guten Head-up-Display und bringt es so in Summe auf 4 von 6 Sternen.

Der Preis
Mit dem großen Akku und Hinterradantrieb startet der Skoda Enyaq bei 43.950 Euro, unser Testwagen liegt mit all seiner Ausstattung allerdings deutlich höher bei rund 52.000 Euro. Die Anschaffungskosten spielen für die Bewertung im Elektroauto-Supertest zwar keine Rolle, der Transparenz halber wollen wir sie Ihnen aber nicht vorenthalten.
Skoda Enyaq iV 80 80 | |
Grundpreis | 48.900 € |
Außenmaße | 4649 x 1879 x 1616 mm |
Kofferraumvolumen | 585 bis 1710 l |
Höchstgeschwindigkeit | 160 km/h |
0-100 km/h | 8,5 s |
Verbrauch | 0,0 kWh/100 km |
Testverbrauch | 25,3 kWh/100 km |