Die Reichweite von Elektroautos kann mit der von dieselbetriebenen Modellen meistens nicht mithalten – und das Aufladen dauert im Vergleich zum Auftanken nach wie vor eine Ewigkeit. Für beide Probleme hat das französische Startup EP Tender jetzt eine Lösung entwickelt. Dafür muss das entsprechende Elektroauto mit einer Anhängerkupplung ausgerüstet sein.
EP Tender baut Batterie-Anhänger, die der Elektroautofahrer vor längeren Touren mietet. Mit der im Anhänger verborgenen Batterie lässt sich laut EP Tender die Reichweite des jeweiligen Elektroautos zirka verdoppeln – der mitgeführte Akku hat eine Kapazität von bis zu 60 Kilowattstunden. Außerdem gibt es im Anhänger noch ein kleines Staufach.
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Testfahrten mit dem Renault Zoe
EP Tender führt als Beispiel den Renault Zoe an, dessen Reichweite mit dem Batterie-Anhänger auf 320 Kilometer steigen würde. Allerdings weisen die Hersteller vieler kleiner Elektroautos für diese keine Anhängelast aus. Beim Zoe bauen einige Händler eine abnehmbare Anhängerkupplung ein, aber herstellerseitig ist ein Hängerbetrieb an einem Zoe nicht vorgesehen. Ein eigenmächtiger Anhängerkupplungs-Einbau könnte also den Verlust der Garantie oder gar der Zulassung zur Folge haben. Große Elektro-SUV, wie das Tesla Model X, haben eine ausgewiesene Anhängelast – aber wegen ihrer größeren Batterie ist bei diesen Fahrzeugen das Reichweitenproblem geringer.
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Wechselakku light
Als einen Zusatz-Vorteil seiner Technologie betont EP Tender, dass Käufer immer die günstigste Version eines Elektroautos mit dem jeweils kleinsten Akku kaufen könnten. Bei höherem Reichweitenbedarf hilft dann die Miete eines Batterie-Anhängers. Das Startup möchte an Hauptverkehrsrouten alle 50 Kilometer Anhänger-Verleihstationen aufbauen. Dort sollen Fahrer dann auch schnell ihren entladenen Akku-Anhänger gegen einen aufgeladenen tauschen können. Dies entspricht der vereinfachten Idee von Wechselakkus – fahrzeuginterne Wechselakkus haben sich aufgrund von technischer Komplexität bis heute nicht durchgesetzt, für kleinere Fahrzeuge wie Scooter gibt es solche Systeme bereits.
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Für den schnellen Anhängertausch macht EP Tender eine Beispielrechnung auf: Die Fahrtstrecke von Paris nach Bordeaux beträgt 600 Kilometer. Ein Zoe mit Batterie-Anhänger braucht für die Distanz 6:15 Stunden, ohne Anhänger und deshalb mit Stopp an einer Schnellladestation sind 8:40 Stunden fällig. Die höhere Schnelligkeit hat ihren Preis: Mit Anhänger kostet die Fahrt 90 Euro, mit Schnellladestation sind 72 Euro fällig. Ob Renault Zoe oder irgendein anderes Elektroauto: Die nötige Aftersales-Umrüstung nimmt laut Hersteller maximal vier Stunden in Anspruch – am Ladesystem des Elektroautos nimmt EP Tender keine Änderungen vor.
Testbetrieb läuft, Start 2022
Bisher testet EP Tender Prototyp-Anhänger mit 38-kWh-Batterien an Renault Zoes. Ein Verkauf der Anhänger ist nicht vorgesehen – laut dem französischen Hersteller wären die Anschaffungskosten im Vergleich zu den voraussichtlich seltenen Einsätzen unverhältnismäßig hoch. Im Netz verbreitete Kaufpreise bezeichnet EP-Tender-Chef Jean-Baptiste Segard als nicht korrekt. Der Anhänger wiegt 400 Kilogramm und soll sich als Serienmodell mit bis zu 90 Kilowatt laden lassen – die Protottypen lädt EP Tender mit bis zu 75 Kilowatt.
Die Batterieanhänger sollen sich rund um die Uhr online buchen lassen. Es gibt eine jährliche Gebühr in Höhe von 40 Euro, hinzu kommt die Tagesmiete in Höhe von 15 Euro. Eine One-Way-Miete kostet zehn Euro extra, ein Anhängertausch schlägt mit fünf Euro zu Buche.
Laut EP Tender soll der Service 2022 starten. Bis dahin soll die dann neue Generation kleiner Elektroautos herstellerseitig für deinen Anhängerbetrieb zugelassen sein. Die Franzosen betonen, dass sie bereits mit dem aktuellen Zoe problemlos 120.000 ziehende Testkilometer gefahren sind.